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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.

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Predigt.


Die Sieben und Zwantzigste

Vber den dritten Articul/ und über die Wort
St. Lucae c. 22/ 43.

Die Dritte Predigt/

Von dem Englischen Wort-Troste.

GEliebte in Christo: Wann die liebe Christliche Kirche
von alters her in dero monumenten/ picturen/ Mappen/
Wänden/ Büchern durch sinn- und kunstreiche Mahler
den jenigen Engel/ der vom Himmel herab kom-
men/ und Christum gestärcket am Oel-Berge/

in der figur, emblemate und Gestalt eines Schencken oder Apothe-
kers
abcontrafeet/ der mit freundlichen/ holdseligen Geberden
dem HErren Christo einen Kelch gereichet und dargeboten;

So haben sie zwar damit wollen andeuten I. passionis diritatem,
die unzehliche/ unerschwingliche/ grausame Bitterkeit des
peinlichen Leidens und Sterbens Jesu Christi.
Es müssen ein-
mal schröckliche/ bittere und ungeschmackte ingredientia in diesen Kelch
geflossen seyn/ umb dero willen der Herr so hefftig sich vor denselben
entsetzet/ gereudert und gezittert; kein blosser Gifft-Trunck/ sintemal jener
Heydnische Philosophus Socrates, da man ihm Gifft zu trincken gegeben
hat/ den Becher mit Freuden an Mund gesetzet und außgetruncken/ und
noch zum Trotz Critiae dem Ertz-Tyrannen aus dem Becher eines ge-
bracht und begehrt/ er soll ihm Bescheid thun; Solte dann der Held vom
Stamm Juda so feige gewest seyn/ daß ihm vor einem Gifft-Trunck so
sehr solte gegrauet haben/ wann nicht was anders darein eingeschenckt
gewest? Die zween Söhne Zebedei Jacobus und Johannes bekommen
auch einen Trunck davon/ trincken ihren bescheidenen Theil/ in dem der
eine über die Klinge gesprungen/ der andere in Oel gesotten/ sie trinckenAct. 12, 2.
Act.
5, 41.

mit Freuden/ sonderlich Johannes/ da er gestäupt worden/ gieng er frölich
von des Raths Angesichte/ daß er würdig worden umb Christi seines
Heylandes willen Schmach zu leiden. Was mag dann wol einge-

schenckt
Predigt.


Die Sieben und Zwantzigſte

Vber den dritten Articul/ und uͤber die Wort
St. Lucæ c. 22/ 43.

Die Dritte Predigt/

Von dem Engliſchen Wort-Troſte.

GEliebte in Chriſto: Wann die liebe Chriſtliche Kirche
von alters her in dero monumenten/ picturen/ Mappen/
Waͤnden/ Buͤchern durch ſinn- und kunſtreiche Mahler
den jenigen Engel/ der vom Himmel herab kom-
men/ und Chriſtum geſtärcket am Oel-Berge/

in der figur, emblemate und Geſtalt eines Schencken oder Apothe-
kers
abcontrafeet/ der mit freundlichen/ holdſeligen Geberden
dem HErren Chriſto einen Kelch gereichet und dargeboten;

So haben ſie zwar damit wollen andeuten I. paſſionis diritatem,
die unzehliche/ unerſchwingliche/ grauſame Bitterkeit des
peinlichen Leidens und Sterbens Jeſu Chriſti.
Es muͤſſen ein-
mal ſchroͤckliche/ bittere und ungeſchmackte ingredientia in dieſen Kelch
gefloſſen ſeyn/ umb dero willen der Herr ſo hefftig ſich vor denſelben
entſetzet/ gereudert und gezittert; kein bloſſer Gifft-Trunck/ ſintemal jener
Heydniſche Philoſophus Socrates, da man ihm Gifft zu trincken gegeben
hat/ den Becher mit Freuden an Mund geſetzet und außgetruncken/ und
noch zum Trotz Critiæ dem Ertz-Tyrannen aus dem Becher eines ge-
bracht und begehrt/ er ſoll ihm Beſcheid thun; Solte dann der Held vom
Stamm Juda ſo feige geweſt ſeyn/ daß ihm vor einem Gifft-Trunck ſo
ſehr ſolte gegrauet haben/ wann nicht was anders darein eingeſchenckt
geweſt? Die zween Soͤhne Zebedei Jacobus und Johannes bekommen
auch einen Trunck davon/ trincken ihren beſcheidenen Theil/ in dem der
eine uͤber die Klinge geſprungen/ der andere in Oel geſotten/ ſie trinckenAct. 12, 2.
Act.
5, 41.

mit Freuden/ ſonderlich Johannes/ da er geſtaͤupt worden/ gieng er froͤlich
von des Raths Angeſichte/ daß er wuͤrdig worden umb Chriſti ſeines
Heylandes willen Schmach zu leiden. Was mag dann wol einge-

ſchenckt
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[327/0359] Predigt. Die Sieben und Zwantzigſte Vber den dritten Articul/ und uͤber die Wort St. Lucæ c. 22/ 43. Die Dritte Predigt/ Von dem Engliſchen Wort-Troſte. GEliebte in Chriſto: Wann die liebe Chriſtliche Kirche von alters her in dero monumenten/ picturen/ Mappen/ Waͤnden/ Buͤchern durch ſinn- und kunſtreiche Mahler den jenigen Engel/ der vom Himmel herab kom- men/ und Chriſtum geſtärcket am Oel-Berge/ in der figur, emblemate und Geſtalt eines Schencken oder Apothe- kers abcontrafeet/ der mit freundlichen/ holdſeligen Geberden dem HErren Chriſto einen Kelch gereichet und dargeboten; So haben ſie zwar damit wollen andeuten I. paſſionis diritatem, die unzehliche/ unerſchwingliche/ grauſame Bitterkeit des peinlichen Leidens und Sterbens Jeſu Chriſti. Es muͤſſen ein- mal ſchroͤckliche/ bittere und ungeſchmackte ingredientia in dieſen Kelch gefloſſen ſeyn/ umb dero willen der Herr ſo hefftig ſich vor denſelben entſetzet/ gereudert und gezittert; kein bloſſer Gifft-Trunck/ ſintemal jener Heydniſche Philoſophus Socrates, da man ihm Gifft zu trincken gegeben hat/ den Becher mit Freuden an Mund geſetzet und außgetruncken/ und noch zum Trotz Critiæ dem Ertz-Tyrannen aus dem Becher eines ge- bracht und begehrt/ er ſoll ihm Beſcheid thun; Solte dann der Held vom Stamm Juda ſo feige geweſt ſeyn/ daß ihm vor einem Gifft-Trunck ſo ſehr ſolte gegrauet haben/ wann nicht was anders darein eingeſchenckt geweſt? Die zween Soͤhne Zebedei Jacobus und Johannes bekommen auch einen Trunck davon/ trincken ihren beſcheidenen Theil/ in dem der eine uͤber die Klinge geſprungen/ der andere in Oel geſotten/ ſie trincken mit Freuden/ ſonderlich Johannes/ da er geſtaͤupt worden/ gieng er froͤlich von des Raths Angeſichte/ daß er wuͤrdig worden umb Chriſti ſeines Heylandes willen Schmach zu leiden. Was mag dann wol einge- ſchenckt Act. 12, 2. Act. 5, 41.

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 327. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/359>, abgerufen am 23.04.2024.