Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.

Bild:
<< vorherige Seite

Predigt.
wann unser Gewissen ein angenehmes theatrum und Schauspiel für
Gott/ wann es lauter/ wann es eine schöne wolriechende Lili ist/ so gebüh-Confer 1.
Reg. 15, 14,
Malach.
3,
17.

ren uns alle Ehren-Titul/ alle elogia der Kirchen. Jst ein grosser Trost!
Käyser Theodosius, wie Theodoretus berichtet/ da er zu Meiland seinen
Geist auffgegeben/ soll er gesagt haben zum Vmbstand in den letzten Zügen/
erfreue sich ieder vielmehr/ daß er ein Glied der Christlichen Kirchen wäre/
als Käyser auff Erden zu seyn. Das war ein lieblicher Trost-Geruch einer
Lilien unter den stachlichten Todes-Dornen: Freylich Trost! wann die
Lili geritzet wird/ wann die Feinde listige Anschläge machen/ und sagen:
Wolher/ lasset uns sie außrotten/ daß sie kein Volck seyen/ undPs. 83, 5.
des Namens Jsrael nicht mehr gedacht werde! Susanna Alsa-
tica,
die Elsässische Gilg (unser Straßburg) hats vor diesem erfahren und
gemerckt; da hat die Lilien einen Geruch von sich gegeben in Buß und
Gebet/ heut zu Tage/ nach dem dreissig-jährigen Blut-Regen/ die Friedens-
Sonn widerumb anfangen zu scheinen/ ist allen anders worden/ desperat
und verlohren. Ja wann auch des ritzens so viel will werden/ daß man
seuffzen und sagen muß: Wehe mir/ daß ich muß ein FrembdlingPs. 120, 5, 6.
7.

seyn unter Mesech! Es wird meiner Seelen lang zu wohnen
unter denen/ die den Frieden hassen; Jch halte Friede/ aber
wann ich rede/ so fahen sie Krieg an.
Was da Trost? Trost ist/
GOTT kennet die seinen! Er lässet dich seyn wie eine Rose unter2. Tim. 2,
19.

den Dornen/ die wilde Wildnüß zu verleiden/ und ein Verlangen zu er-
wecken nach dem Paradiß; Gott verlegt den Weg mit Dornen/ daß
man dem buhlen nicht nachlauffe. Endlich wird folgen die fröliche cata-Ose. 2, 6.
strophe und Wechsel: Die Lili wird ins Paradiß versetzt/ die Dornen in
die Hölle geworffen: Die Lili wird auff Gottes Freuden-Tisch zu einer
ewigen Schau gesetzt/ die Dornen müssen ewiglich in der Höllen-
Flammen brennen: Die Lili wird gekrönet werden von der Hand desEsa. 62, 3.
Herren/ die Verfolger und Feinde sind Kronen- und Creutzmacher.
Christus Jesus der weiland mit Dornen gekrönte König gebe uns allen
solchen seligen Stand/ und nach der Dornen-Kron die güldene Ehren-
Kron/ die Er uns mit seiner Dornen-Kron erworben/ daß wir ihm für
solche und andere Wolthaten vollkommlich dancken
in Ewigkeit/ Amen.

Die
C c c 3

Predigt.
wann unſer Gewiſſen ein angenehmes theatrum und Schauſpiel fuͤr
Gott/ wann es lauter/ wann es eine ſchoͤne wolriechende Lili iſt/ ſo gebuͤh-Confer 1.
Reg. 15, 14,
Malach.
3,
17.

ren uns alle Ehren-Titul/ alle elogia der Kirchen. Jſt ein groſſer Troſt!
Kaͤyſer Theodoſius, wie Theodoretus berichtet/ da er zu Meiland ſeinen
Geiſt auffgegeben/ ſoll er geſagt haben zum Vmbſtand in den letzten Zuͤgen/
erfreue ſich ieder vielmehr/ daß er ein Glied der Chriſtlichen Kirchen waͤre/
als Kaͤyſer auff Erden zu ſeyn. Das war ein lieblicher Troſt-Geruch einer
Lilien unter den ſtachlichten Todes-Dornen: Freylich Troſt! wann die
Lili geritzet wird/ wann die Feinde liſtige Anſchlaͤge machen/ und ſagen:
Wolher/ laſſet uns ſie außrotten/ daß ſie kein Volck ſeyen/ undPſ. 83, 5.
des Namens Jſrael nicht mehr gedacht werde! Suſanna Alſa-
tica,
die Elſaͤſſiſche Gilg (unſer Straßburg) hats vor dieſem erfahren und
gemerckt; da hat die Lilien einen Geruch von ſich gegeben in Buß und
Gebet/ heut zu Tage/ nach dem dreiſſig-jaͤhrigen Blut-Regen/ die Friedens-
Sonn widerumb anfangen zu ſcheinen/ iſt allen anders worden/ deſperat
und verlohren. Ja wann auch des ritzens ſo viel will werden/ daß man
ſeuffzen und ſagen muß: Wehe mir/ daß ich muß ein FrembdlingPſ. 120, 5, 6.
7.

ſeyn unter Meſech! Es wird meiner Seelen lang zu wohnen
unter denen/ die den Frieden haſſen; Jch halte Friede/ aber
wann ich rede/ ſo fahen ſie Krieg an.
Was da Troſt? Troſt iſt/
GOTT kennet die ſeinen! Er laͤſſet dich ſeyn wie eine Roſe unter2. Tim. 2,
19.

den Dornen/ die wilde Wildnuͤß zu verleiden/ und ein Verlangen zu er-
wecken nach dem Paradiß; Gott verlegt den Weg mit Dornen/ daß
man dem buhlen nicht nachlauffe. Endlich wird folgen die froͤliche cata-Oſe. 2, 6.
ſtrophe und Wechſel: Die Lili wird ins Paradiß verſetzt/ die Dornen in
die Hoͤlle geworffen: Die Lili wird auff Gottes Freuden-Tiſch zu einer
ewigen Schau geſetzt/ die Dornen muͤſſen ewiglich in der Hoͤllen-
Flammen brennen: Die Lili wird gekroͤnet werden von der Hand desEſa. 62, 3.
Herren/ die Verfolger und Feinde ſind Kronen- und Creutzmacher.
Chriſtus Jeſus der weiland mit Dornen gekroͤnte Koͤnig gebe uns allen
ſolchen ſeligen Stand/ und nach der Dornen-Kron die guͤldene Ehren-
Kron/ die Er uns mit ſeiner Dornen-Kron erworben/ daß wir ihm fuͤr
ſolche und andere Wolthaten vollkommlich dancken
in Ewigkeit/ Amen.

Die
C c c 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0421" n="389"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Predigt.</hi></fw><lb/>
wann un&#x017F;er Gewi&#x017F;&#x017F;en ein angenehmes <hi rendition="#aq">theatrum</hi> und Schau&#x017F;piel fu&#x0364;r<lb/><hi rendition="#k">Gott/</hi> wann es lauter/ wann es eine &#x017F;cho&#x0364;ne wolriechende Lili i&#x017F;t/ &#x017F;o gebu&#x0364;h-<note place="right"><hi rendition="#aq">Confer 1.<lb/>
Reg. 15, 14,<lb/>
Malach.</hi> 3,<lb/>
17.</note><lb/>
ren uns alle Ehren-Titul/ alle <hi rendition="#aq">elogia</hi> der Kirchen. J&#x017F;t ein gro&#x017F;&#x017F;er Tro&#x017F;t!<lb/>
Ka&#x0364;y&#x017F;er <hi rendition="#aq">Theodo&#x017F;ius,</hi> wie <hi rendition="#aq">Theodoretus</hi> berichtet/ da er zu Meiland &#x017F;einen<lb/>
Gei&#x017F;t auffgegeben/ &#x017F;oll er ge&#x017F;agt haben zum Vmb&#x017F;tand in den letzten Zu&#x0364;gen/<lb/>
erfreue &#x017F;ich ieder vielmehr/ daß er ein Glied der Chri&#x017F;tlichen Kirchen wa&#x0364;re/<lb/>
als Ka&#x0364;y&#x017F;er auff Erden zu &#x017F;eyn. Das war ein lieblicher Tro&#x017F;t-Geruch einer<lb/>
Lilien unter den &#x017F;tachlichten Todes-Dornen: Freylich Tro&#x017F;t! wann die<lb/>
Lili geritzet wird/ wann die Feinde li&#x017F;tige An&#x017F;chla&#x0364;ge machen/ und &#x017F;agen:<lb/><hi rendition="#fr">Wolher/ la&#x017F;&#x017F;et uns &#x017F;ie außrotten/ daß &#x017F;ie kein Volck &#x017F;eyen/ und</hi><note place="right"><hi rendition="#aq">P&#x017F;.</hi> 83, 5.</note><lb/><hi rendition="#fr">des Namens J&#x017F;rael nicht mehr gedacht werde!</hi> <hi rendition="#aq">Su&#x017F;anna Al&#x017F;a-<lb/>
tica,</hi> die El&#x017F;a&#x0364;&#x017F;&#x017F;i&#x017F;che Gilg (un&#x017F;er Straßburg) hats vor die&#x017F;em erfahren und<lb/>
gemerckt; da hat die Lilien einen Geruch von &#x017F;ich gegeben in Buß und<lb/>
Gebet/ heut zu Tage/ nach dem drei&#x017F;&#x017F;ig-ja&#x0364;hrigen Blut-Regen/ die Friedens-<lb/>
Sonn widerumb anfangen zu &#x017F;cheinen/ i&#x017F;t allen anders worden/ <hi rendition="#aq">de&#x017F;perat</hi><lb/>
und verlohren. Ja wann auch des ritzens &#x017F;o viel will werden/ daß man<lb/>
&#x017F;euffzen und &#x017F;agen muß: <hi rendition="#fr">Wehe mir/ daß ich muß ein Frembdling</hi><note place="right"><hi rendition="#aq">P&#x017F;.</hi> 120, 5, 6.<lb/>
7.</note><lb/><hi rendition="#fr">&#x017F;eyn unter Me&#x017F;ech! Es wird meiner Seelen lang zu wohnen<lb/>
unter denen/ die den Frieden ha&#x017F;&#x017F;en; Jch halte Friede/ aber<lb/>
wann ich rede/ &#x017F;o fahen &#x017F;ie Krieg an.</hi> Was da Tro&#x017F;t? Tro&#x017F;t i&#x017F;t/<lb/><hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">GOTT</hi> kennet die &#x017F;einen!</hi> Er la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et dich &#x017F;eyn wie eine Ro&#x017F;e unter<note place="right">2. <hi rendition="#aq">Tim.</hi> 2,<lb/>
19.</note><lb/>
den Dornen/ die wilde Wildnu&#x0364;ß zu verleiden/ und ein Verlangen zu er-<lb/>
wecken nach dem Paradiß; <hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Gott</hi></hi> verlegt den Weg mit Dornen/ daß<lb/>
man dem buhlen nicht nachlauffe. Endlich wird folgen die fro&#x0364;liche <hi rendition="#aq">cata-</hi><note place="right"><hi rendition="#aq">O&#x017F;e.</hi> 2, 6.</note><lb/><hi rendition="#aq">&#x017F;trophe</hi> und Wech&#x017F;el: Die Lili wird ins Paradiß ver&#x017F;etzt/ die Dornen in<lb/>
die Ho&#x0364;lle geworffen: Die Lili wird auff Gottes Freuden-Ti&#x017F;ch zu einer<lb/>
ewigen Schau ge&#x017F;etzt/ die Dornen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en ewiglich in der Ho&#x0364;llen-<lb/>
Flammen brennen: Die Lili wird gekro&#x0364;net werden von der Hand des<note place="right"><hi rendition="#aq">E&#x017F;a.</hi> 62, 3.</note><lb/><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Herren/</hi></hi> die Verfolger und Feinde &#x017F;ind Kronen- und Creutzmacher.<lb/>
Chri&#x017F;tus Je&#x017F;us der weiland mit Dornen gekro&#x0364;nte Ko&#x0364;nig gebe uns allen<lb/>
&#x017F;olchen &#x017F;eligen Stand/ und nach der Dornen-Kron die gu&#x0364;ldene Ehren-<lb/>
Kron/ die Er uns mit &#x017F;einer Dornen-Kron erworben/ daß wir ihm fu&#x0364;r<lb/><hi rendition="#c">&#x017F;olche und andere Wolthaten vollkommlich dancken<lb/>
in Ewigkeit/ Amen.</hi></p>
        </div>
      </div><lb/>
      <fw place="bottom" type="sig">C c c 3</fw>
      <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Die</hi> </fw><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[389/0421] Predigt. wann unſer Gewiſſen ein angenehmes theatrum und Schauſpiel fuͤr Gott/ wann es lauter/ wann es eine ſchoͤne wolriechende Lili iſt/ ſo gebuͤh- ren uns alle Ehren-Titul/ alle elogia der Kirchen. Jſt ein groſſer Troſt! Kaͤyſer Theodoſius, wie Theodoretus berichtet/ da er zu Meiland ſeinen Geiſt auffgegeben/ ſoll er geſagt haben zum Vmbſtand in den letzten Zuͤgen/ erfreue ſich ieder vielmehr/ daß er ein Glied der Chriſtlichen Kirchen waͤre/ als Kaͤyſer auff Erden zu ſeyn. Das war ein lieblicher Troſt-Geruch einer Lilien unter den ſtachlichten Todes-Dornen: Freylich Troſt! wann die Lili geritzet wird/ wann die Feinde liſtige Anſchlaͤge machen/ und ſagen: Wolher/ laſſet uns ſie außrotten/ daß ſie kein Volck ſeyen/ und des Namens Jſrael nicht mehr gedacht werde! Suſanna Alſa- tica, die Elſaͤſſiſche Gilg (unſer Straßburg) hats vor dieſem erfahren und gemerckt; da hat die Lilien einen Geruch von ſich gegeben in Buß und Gebet/ heut zu Tage/ nach dem dreiſſig-jaͤhrigen Blut-Regen/ die Friedens- Sonn widerumb anfangen zu ſcheinen/ iſt allen anders worden/ deſperat und verlohren. Ja wann auch des ritzens ſo viel will werden/ daß man ſeuffzen und ſagen muß: Wehe mir/ daß ich muß ein Frembdling ſeyn unter Meſech! Es wird meiner Seelen lang zu wohnen unter denen/ die den Frieden haſſen; Jch halte Friede/ aber wann ich rede/ ſo fahen ſie Krieg an. Was da Troſt? Troſt iſt/ GOTT kennet die ſeinen! Er laͤſſet dich ſeyn wie eine Roſe unter den Dornen/ die wilde Wildnuͤß zu verleiden/ und ein Verlangen zu er- wecken nach dem Paradiß; Gott verlegt den Weg mit Dornen/ daß man dem buhlen nicht nachlauffe. Endlich wird folgen die froͤliche cata- ſtrophe und Wechſel: Die Lili wird ins Paradiß verſetzt/ die Dornen in die Hoͤlle geworffen: Die Lili wird auff Gottes Freuden-Tiſch zu einer ewigen Schau geſetzt/ die Dornen muͤſſen ewiglich in der Hoͤllen- Flammen brennen: Die Lili wird gekroͤnet werden von der Hand des Herren/ die Verfolger und Feinde ſind Kronen- und Creutzmacher. Chriſtus Jeſus der weiland mit Dornen gekroͤnte Koͤnig gebe uns allen ſolchen ſeligen Stand/ und nach der Dornen-Kron die guͤldene Ehren- Kron/ die Er uns mit ſeiner Dornen-Kron erworben/ daß wir ihm fuͤr ſolche und andere Wolthaten vollkommlich dancken in Ewigkeit/ Amen. Confer 1. Reg. 15, 14, Malach. 3, 17. Pſ. 83, 5. Pſ. 120, 5, 6. 7. 2. Tim. 2, 19. Oſe. 2, 6. Eſa. 62, 3. Die C c c 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/421
Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 389. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/421>, abgerufen am 25.04.2024.