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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.

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Predigt.

Sehet Christum an als den Peiniger und fürchtet euch!
Was fürchtet ihr euch für den armen Schweins-Blasen und Stroh-
Männern den Menschen/ die zwar den Leib tödten/ aber der Seele nicht
schaden können? Fürchtet euch viel mehr für dem/ der Leib und
Seel verderben kan in die Hölle. Sehet ihn an als einen
Matth. 10,
28.
Prov. 16,
14.
Esth.
7, 7.

zornigen HErren! Des Königes Grimm ist ein Botte des
Todes;
Haman wußte wohl/ was die Glocke geschlagen/ da der König
Ahasveros im Grimm auffgestanden: Also wann dieser Herr zornig
ist/ da ist gewiß ein Vorbotte des ewigen Todes. Sehet ihn an als
einen warhafftigen Propheten/
und glaubet doch solches alles!

Sehet aber euch auch selbst an! Was zeihet ihr euch; Euch
ist so ein herrliches Gut anvettrauet/ niemand hat iemahl sein eigen Fleisch
gehasset/ verspielet doch euere Seel nicht so leichtlich/ wie vorzeiten die alten
Teutschen Doppler auff einem Spielwurff die Freyheit verlohren! WieProv. 1, 22.
lange wollet ihr Albern alber seyn/ und ihr Spötter Lust zur
Spötterey haben?
Dort werdet ihr zu spat führen das Zetter- und
Mord-Geschrey: O ihr Berge fallet über uns! O ihr HügelApoc. 6, 16.
bedecket uns! Machet euch beyzeiten auff zu einem andern Berge/
da thut eine heilige Wahlfahrt hin an den Oel-Berg/ zu
Christi Bett-Hause/
an welchem Er offt die Nacht über für eure See-
ligkeit gebettet/ damit euer Gebett nicht unkräfftig sey; Sehet denselben
Oel-Berg an als seine des grossen Propheten Cantzel und
Dräu-Hauß/
da Er der Statt gedräuet; daß ihr mit Busse dem Vn-
glück zuvorkommet. Sehet ihn an als sein Kampff-Hauß/
welches Er erstlich mit Thränen/ hernach mit blutigem Schweiß bespren-
get/ daß ihr euch sollet erweichen lassen. Sehet ihn an als sein Ehren-
Hauß/
weil Er darauff ist gen Himmel gefahren/ daß ihr sollet nachfah-
ren. Sehet ihn an als seinen Richter-Stul und feindseelige
Burg/
daß ihr nicht in seine schwere Hände gerathet.

Dieser Wundsch des Herren Christi soll auch unser Wundsch
seyn aus dem sechsten Psalm: Ach HERR/ straff mich nicht inPs. 6, 2, 3.
deinem Zorn/ und zuchtige mich nicht in deinem Grimm!
HErr sey mir gnädig!
komme zu mir nicht als ein Richter/ sondern
als ein Vater! nicht als ein Peiniger/ sondern als ein Artzt! nicht mit

Zorn/
Predigt.

Sehet Chriſtum an als den Peiniger und fuͤrchtet euch!
Was fuͤrchtet ihr euch fuͤr den armen Schweins-Blaſen und Stroh-
Maͤnnern den Menſchen/ die zwar den Leib toͤdten/ aber der Seele nicht
ſchaden koͤnnen? Fuͤrchtet euch viel mehr fuͤr dem/ der Leib und
Seel verderben kan in die Hoͤlle. Sehet ihn an als einen
Matth. 10,
28.
Prov. 16,
14.
Eſth.
7, 7.

zornigen HErren! Des Koͤniges Grimm iſt ein Botte des
Todes;
Haman wußte wohl/ was die Glocke geſchlagen/ da der Koͤnig
Ahaſveros im Grimm auffgeſtanden: Alſo wann dieſer Herr zornig
iſt/ da iſt gewiß ein Vorbotte des ewigen Todes. Sehet ihn an als
einen warhafftigen Propheten/
und glaubet doch ſolches alles!

Sehet aber euch auch ſelbſt an! Was zeihet ihr euch; Euch
iſt ſo ein herrliches Gut anvettrauet/ niemand hat iemahl ſein eigen Fleiſch
gehaſſet/ verſpielet doch euere Seel nicht ſo leichtlich/ wie vorzeiten die alten
Teutſchen Doppler auff einem Spielwurff die Freyheit verlohren! WieProv. 1, 22.
lange wollet ihr Albern alber ſeyn/ und ihr Spötter Luſt zur
Spötterey haben?
Dort werdet ihr zu ſpat fuͤhren das Zetter- und
Mord-Geſchrey: O ihr Berge fallet uͤber uns! O ihr HügelApoc. 6, 16.
bedecket uns! Machet euch beyzeiten auff zu einem andern Berge/
da thut eine heilige Wahlfahrt hin an den Oel-Berg/ zu
Chriſti Bett-Hauſe/
an welchem Er offt die Nacht uͤber fuͤr eure See-
ligkeit gebettet/ damit euer Gebett nicht unkraͤfftig ſey; Sehet denſelben
Oel-Berg an als ſeine des groſſen Propheten Cantzel und
Dräu-Hauß/
da Er der Statt gedraͤuet; daß ihr mit Buſſe dem Vn-
gluͤck zuvorkommet. Sehet ihn an als ſein Kampff-Hauß/
welches Er erſtlich mit Thraͤnen/ hernach mit blutigem Schweiß beſpren-
get/ daß ihr euch ſollet erweichen laſſen. Sehet ihn an als ſein Ehren-
Hauß/
weil Er darauff iſt gen Himmel gefahren/ daß ihr ſollet nachfah-
ren. Sehet ihn an als ſeinen Richter-Stul und feindſeelige
Burg/
daß ihr nicht in ſeine ſchwere Haͤnde gerathet.

Dieſer Wundſch des Herren Chriſti ſoll auch unſer Wundſch
ſeyn aus dem ſechſten Pſalm: Ach HERR/ ſtraff mich nicht inPſ. 6, 2, 3.
deinem Zorn/ und zůchtige mich nicht in deinem Grimm!
HErr ſey mir gnädig!
komme zu mir nicht als ein Richter/ ſondern
als ein Vater! nicht als ein Peiniger/ ſondern als ein Artzt! nicht mit

Zorn/
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[735/0767] Predigt. Sehet Chriſtum an als den Peiniger und fuͤrchtet euch! Was fuͤrchtet ihr euch fuͤr den armen Schweins-Blaſen und Stroh- Maͤnnern den Menſchen/ die zwar den Leib toͤdten/ aber der Seele nicht ſchaden koͤnnen? Fuͤrchtet euch viel mehr fuͤr dem/ der Leib und Seel verderben kan in die Hoͤlle. Sehet ihn an als einen zornigen HErren! Des Koͤniges Grimm iſt ein Botte des Todes; Haman wußte wohl/ was die Glocke geſchlagen/ da der Koͤnig Ahaſveros im Grimm auffgeſtanden: Alſo wann dieſer Herr zornig iſt/ da iſt gewiß ein Vorbotte des ewigen Todes. Sehet ihn an als einen warhafftigen Propheten/ und glaubet doch ſolches alles! Matth. 10, 28. Prov. 16, 14. Eſth. 7, 7. Sehet aber euch auch ſelbſt an! Was zeihet ihr euch; Euch iſt ſo ein herrliches Gut anvettrauet/ niemand hat iemahl ſein eigen Fleiſch gehaſſet/ verſpielet doch euere Seel nicht ſo leichtlich/ wie vorzeiten die alten Teutſchen Doppler auff einem Spielwurff die Freyheit verlohren! Wie lange wollet ihr Albern alber ſeyn/ und ihr Spötter Luſt zur Spötterey haben? Dort werdet ihr zu ſpat fuͤhren das Zetter- und Mord-Geſchrey: O ihr Berge fallet uͤber uns! O ihr Hügel bedecket uns! Machet euch beyzeiten auff zu einem andern Berge/ da thut eine heilige Wahlfahrt hin an den Oel-Berg/ zu Chriſti Bett-Hauſe/ an welchem Er offt die Nacht uͤber fuͤr eure See- ligkeit gebettet/ damit euer Gebett nicht unkraͤfftig ſey; Sehet denſelben Oel-Berg an als ſeine des groſſen Propheten Cantzel und Dräu-Hauß/ da Er der Statt gedraͤuet; daß ihr mit Buſſe dem Vn- gluͤck zuvorkommet. Sehet ihn an als ſein Kampff-Hauß/ welches Er erſtlich mit Thraͤnen/ hernach mit blutigem Schweiß beſpren- get/ daß ihr euch ſollet erweichen laſſen. Sehet ihn an als ſein Ehren- Hauß/ weil Er darauff iſt gen Himmel gefahren/ daß ihr ſollet nachfah- ren. Sehet ihn an als ſeinen Richter-Stul und feindſeelige Burg/ daß ihr nicht in ſeine ſchwere Haͤnde gerathet. Prov. 1, 22. Apoc. 6, 16. Dieſer Wundſch des Herren Chriſti ſoll auch unſer Wundſch ſeyn aus dem ſechſten Pſalm: Ach HERR/ ſtraff mich nicht in deinem Zorn/ und zůchtige mich nicht in deinem Grimm! HErr ſey mir gnädig! komme zu mir nicht als ein Richter/ ſondern als ein Vater! nicht als ein Peiniger/ ſondern als ein Artzt! nicht mit Zorn/ Pſ. 6, 2, 3.

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 735. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/767>, abgerufen am 24.04.2024.