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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.

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Predigt.
die Menschen so lieb! Eine grosse Wolthat ist die Offenbarung selbst/ dan-
nenhero sind wir seine Freunde. Dieser Titul ist mit keinem Welt-Ioh. 15, 15.
Gut zu bezahlen. Wann ein Meister seinen Knecht oder Lehr-Jungen
ein arcanum seiner Kunst offenbaret/ so hält ers für ein groß Freundstück!
Also wir billich noch mehr. Grosse Wolthat ist die die Schen-
ckung und Sendung Gottes des Heiligen Geistes/
daß Gott
der Vater so hoch sich und sein Hertz angegrieffen/ nicht nur die Kron
seines Hertzens/ seinen hertzallerliebsten/ eingebornen Sohn: sondern
auch den Athem/ Geist/ Krafft und Leben seines Hertzens gegeben/ vnd
also das Hertz mitgetheilet/ von warmen Hertzen zu Hertzen gesendet/ und
wie vorzeiten sichtbar/ also noch heute zu Tage unsichtbar außgegossen/
daß wir schreyen und sprechen dürffen: Abba! lieber Vater!

Rom. 8, 1[6].

Wann ein maleficant auff Leib und Leben mit der desperation
ringet und saget: Ach Gott! der Richter ist allzuzornig/ ich habs zu
grob gemacht; Es käme aber des Richters geheimer Freund/ der des Rich-
ters Hertz weiß/ und tröstet ihn/ rathet ihm eine supplication zu schreiben/
er woll ihn vertretten! quantum solatium! behüte Gott/ was were das
für ein Trost! Hier aber handelt mit uns der Geist Gottes/ der Hei-
lige Geist.
Grosse ja über-grosse Wolthat ist ipsa sugkatabasis, daß
der Geist sich schencken vnd senden lässet/ ja selbst frey-willig in den Spital
herab kommet/ der süsse Seelen-Gast/ und sich umb das menschliche Ge-
schlechte verdient gemachet. O grosse Liebe! O grosser Trost! Aber ieIoh. 16, 8.
grössere Liebe/ ie grösser Haß/ wann er verachtet wird. Nun wir das
bathos mysterii, die Tieffe dieses Geheimnüß beschauet mit St.
Paulo/ so schliessen wir auch mit demselben: o bathos! O welche eineRom. 11, 33.
36.

Tieffe des Reichthumbs/ beyde der Weißheit und der Erkänt-
nüß Gottes! Von Jhm
(dem Vater) durch Jhn (den Sohn)
in Jhm (dem Heiligen Geist) sind alle Ding/
Jhm sey Ehre in Ewigkeit/

Amen.

Die
Sechster Theil. G

Predigt.
die Menſchen ſo lieb! Eine groſſe Wolthat iſt die Offenbarung ſelbſt/ dan-
nenhero ſind wir ſeine Freunde. Dieſer Titul iſt mit keinem Welt-Ioh. 15, 15.
Gut zu bezahlen. Wann ein Meiſter ſeinen Knecht oder Lehr-Jungen
ein arcanum ſeiner Kunſt offenbaret/ ſo haͤlt ers fuͤr ein groß Freundſtuͤck!
Alſo wir billich noch mehr. Groſſe Wolthat iſt die die Schen-
ckung und Sendung Gottes des Heiligen Geiſtes/
daß Gott
der Vater ſo hoch ſich und ſein Hertz angegrieffen/ nicht nur die Kron
ſeines Hertzens/ ſeinen hertzallerliebſten/ eingebornen Sohn: ſondern
auch den Athem/ Geiſt/ Krafft und Leben ſeines Hertzens gegeben/ vnd
alſo das Hertz mitgetheilet/ von warmen Hertzen zu Hertzen geſendet/ und
wie vorzeiten ſichtbar/ alſo noch heute zu Tage unſichtbar außgegoſſen/
daß wir ſchreyen und ſprechen duͤrffen: Abba! lieber Vater!

Rom. 8, 1[6].

Wann ein maleficant auff Leib und Leben mit der deſperation
ringet und ſaget: Ach Gott! der Richter iſt allzuzornig/ ich habs zu
grob gemacht; Es kaͤme aber des Richters geheimer Freund/ der des Rich-
ters Hertz weiß/ und troͤſtet ihn/ rathet ihm eine ſupplication zu ſchreiben/
er woll ihn vertretten! quantum ſolatium! behuͤte Gott/ was were das
fuͤr ein Troſt! Hier aber handelt mit uns der Geiſt Gottes/ der Hei-
lige Geiſt.
Groſſe ja uͤber-groſſe Wolthat iſt ipſa συγκάταβασις, daß
der Geiſt ſich ſchencken vnd ſenden laͤſſet/ ja ſelbſt frey-willig in den Spital
herab kommet/ der ſuͤſſe Seelen-Gaſt/ und ſich umb das menſchliche Ge-
ſchlechte verdient gemachet. O groſſe Liebe! O groſſer Troſt! Aber ieIoh. 16, 8.
groͤſſere Liebe/ ie groͤſſer Haß/ wann er verachtet wird. Nun wir das
βάϑος myſterii, die Tieffe dieſes Geheimnuͤß beſchauet mit St.
Paulo/ ſo ſchlieſſen wir auch mit demſelben: ὦ βάϑος! O welche eineRom. 11, 33.
36.

Tieffe des Reichthumbs/ beyde der Weißheit und der Erkaͤnt-
nuͤß Gottes! Von Jhm
(dem Vater) durch Jhn (den Sohn)
in Jhm (dem Heiligen Geiſt) ſind alle Ding/
Jhm ſey Ehre in Ewigkeit/

Amen.

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Sechſter Theil. G
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[49/0081] Predigt. die Menſchen ſo lieb! Eine groſſe Wolthat iſt die Offenbarung ſelbſt/ dan- nenhero ſind wir ſeine Freunde. Dieſer Titul iſt mit keinem Welt- Gut zu bezahlen. Wann ein Meiſter ſeinen Knecht oder Lehr-Jungen ein arcanum ſeiner Kunſt offenbaret/ ſo haͤlt ers fuͤr ein groß Freundſtuͤck! Alſo wir billich noch mehr. Groſſe Wolthat iſt die die Schen- ckung und Sendung Gottes des Heiligen Geiſtes/ daß Gott der Vater ſo hoch ſich und ſein Hertz angegrieffen/ nicht nur die Kron ſeines Hertzens/ ſeinen hertzallerliebſten/ eingebornen Sohn: ſondern auch den Athem/ Geiſt/ Krafft und Leben ſeines Hertzens gegeben/ vnd alſo das Hertz mitgetheilet/ von warmen Hertzen zu Hertzen geſendet/ und wie vorzeiten ſichtbar/ alſo noch heute zu Tage unſichtbar außgegoſſen/ daß wir ſchreyen und ſprechen duͤrffen: Abba! lieber Vater! Ioh. 15, 15. Wann ein maleficant auff Leib und Leben mit der deſperation ringet und ſaget: Ach Gott! der Richter iſt allzuzornig/ ich habs zu grob gemacht; Es kaͤme aber des Richters geheimer Freund/ der des Rich- ters Hertz weiß/ und troͤſtet ihn/ rathet ihm eine ſupplication zu ſchreiben/ er woll ihn vertretten! quantum ſolatium! behuͤte Gott/ was were das fuͤr ein Troſt! Hier aber handelt mit uns der Geiſt Gottes/ der Hei- lige Geiſt. Groſſe ja uͤber-groſſe Wolthat iſt ipſa συγκάταβασις, daß der Geiſt ſich ſchencken vnd ſenden laͤſſet/ ja ſelbſt frey-willig in den Spital herab kommet/ der ſuͤſſe Seelen-Gaſt/ und ſich umb das menſchliche Ge- ſchlechte verdient gemachet. O groſſe Liebe! O groſſer Troſt! Aber ie groͤſſere Liebe/ ie groͤſſer Haß/ wann er verachtet wird. Nun wir das βάϑος myſterii, die Tieffe dieſes Geheimnuͤß beſchauet mit St. Paulo/ ſo ſchlieſſen wir auch mit demſelben: ὦ βάϑος! O welche eine Tieffe des Reichthumbs/ beyde der Weißheit und der Erkaͤnt- nuͤß Gottes! Von Jhm (dem Vater) durch Jhn (den Sohn) in Jhm (dem Heiligen Geiſt) ſind alle Ding/ Jhm ſey Ehre in Ewigkeit/ Amen. Ioh. 16, 8. Rom. 11, 33. 36. Die Sechſter Theil. G

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/81>, abgerufen am 25.04.2024.