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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666.

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Die vierzehende
scheudigkeit mehr dann Hochmuth vonnöthen: ich werde das meine thun/
als euer Patron euch schützen ohn euer Sorgen: euch ligt aber auch ob die
Prudentz und vernünfftige Discretion. Zu der Apostel Zeit/ gab
er das Römische Kaiserthum/ wiewol es ein Gottloß Reich
war/ und sich hart wider die Christen legte/ doch regirten sie
durch die Vernunfft und wurden von jedermänniglich ge-
fürchtet/ hielten guten Frieden/ es war auch zu ihrer Zeit
allenthalben Friede/ die Welt stunde gar offen. Diß war ein
irrdisch vernünfftig Reich. Aber wie Welt-Gescheute sie
immer waren/ sahen sie dennoch nicht wozu GOtt sie brauch-
te/ nemlich/ daß seine liebe Aposteln möchten auff und nieder
in diesem Kaiserthum fahren/ und das Evangelium sicher
predigen. Da lieff auch das Evangelium schnelle in einem
hui/ ungefehr in etlich wenig Jahren durch das gantze Römi-
sche Reich/ wie dann Gottes Wort schnell laufft/ es ist ein ei-
lendes Wort/ in einem Nu reisset und rauschet es durchauß.

Luth. Tom. 1. Isleb. 389.

Er laxiret aber Christlichen meditationibus und Glaubensgemäs-
sen Gedancken fernere indaginem, Spur und Nachsinnen/ und zwar
nicht undunckel (I.) Auspicium originis, ihren geistlichen Adel
und Ursprung/
woher sie Tauben-Art und Adel empfahen/ daß sie wey-
land von Natur schwartze Rabensöhn/ kakou korakos kaka oa, deß alten
Raben/ nemlich Adams Eyer/ und sündliche ohnmächtige fleischliche A-
dams-Kinder/ aber durch die selige epeleusin und Uberkunfft deß Heil Gei-
stes/ und dessen Krafft/ solche rohe Eyer/ welche der heilige Geist in uper-
oo Solymitano, in dem Söller oder Taubhauß zu Jerusalem außge-
(*) molles
ubi red-
dunt ova
columbae.
Juven.
brütet (*)/ flück und tüchtig gemacht/ mit der Krafft auß der Höhe ange-
zogen/ außgeheckt und erweckt/ daß sie tüchtig worden außzufliegen in die
gantze Welt.

(II.) Illicium columbarum, ihr Locktaube/ sie werden seyn
die außerwehlte H. Lockvögel und Locktauben/ so die andere wilde/ irrige/
verführte und verlockte Tauben an sich ziehen/ und in das Taubhauß deß
Heil. Geistes wiederum bringen werden. Wohin Noah in seinem Pro-
phetischen Wunsch/ Weissagung und Segen/ oder andächtigen Gebet ge-
Gen. 9, 27.zihlt/ wann er seinem eltern Sohn Japhet gebeten/ GOtt wolle ihn
außbreiten;
Nach der H. Sprach heists locken/ und in wohnen lassen in
der Hütten Sem: Wann Noah außgelassene erste Taube (Sem) nahe
bey ihrem Nest und Kasten geblieben/ die dritte (Cham) sich gantz abgeson-

dert

Die vierzehende
ſcheudigkeit mehr dann Hochmuth vonnoͤthen: ich werde das meine thun/
als euer Patron euch ſchuͤtzen ohn euer Sorgen: euch ligt aber auch ob die
Prudentz und vernuͤnfftige Diſcretion. Zu der Apoſtel Zeit/ gab
er das Roͤmiſche Kaiſerthum/ wiewol es ein Gottloß Reich
war/ und ſich hart wider die Chriſten legte/ doch regirten ſie
durch die Vernunfft und wurden von jedermaͤnniglich ge-
fuͤrchtet/ hielten guten Frieden/ es war auch zu ihrer Zeit
allenthalben Friede/ die Welt ſtunde gar offen. Diß war ein
irꝛdiſch vernuͤnfftig Reich. Aber wie Welt-Geſcheute ſie
immer waren/ ſahen ſie dennoch nicht wozu GOtt ſie brauch-
te/ nemlich/ daß ſeine liebe Apoſteln moͤchten auff und nieder
in dieſem Kaiſerthum fahren/ und das Evangelium ſicher
predigen. Da lieff auch das Evangelium ſchnelle in einem
hui/ ungefehr in etlich wenig Jahren durch das gantze Roͤmi-
ſche Reich/ wie dann Gottes Wort ſchnell laufft/ es iſt ein ei-
lendes Wort/ in einem Nu reiſſet und rauſchet es durchauß.

Luth. Tom. 1. Isleb. 389.

Er laxiret aber Chriſtlichen meditationibus und Glaubensgemaͤſ-
ſen Gedancken fernere indaginem, Spur und Nachſinnen/ und zwar
nicht undunckel (I.) Auſpicium originis, ihren geiſtlichen Adel
und Urſprung/
woher ſie Tauben-Art und Adel empfahen/ daß ſie wey-
land von Natur ſchwartze Rabenſoͤhn/ ϰαϰοῦ ϰόϱαϰος ϰαϰὰ ὦα, deß alten
Raben/ nemlich Adams Eyer/ und ſuͤndliche ohnmaͤchtige fleiſchliche A-
dams-Kinder/ aber durch die ſelige ἐπέλευσιν und Uberkunfft deß Heil Gei-
ſtes/ und deſſen Krafft/ ſolche rohe Eyer/ welche der heilige Geiſt in ὑπερ-
ώῳ Solymitano, in dem Soͤller oder Taubhauß zu Jeruſalem außge-
(*) molles
ubi red-
dunt ova
columbæ.
Juven.
bruͤtet (*)/ fluͤck und tuͤchtig gemacht/ mit der Krafft auß der Hoͤhe ange-
zogen/ außgeheckt und erweckt/ daß ſie tuͤchtig worden außzufliegen in die
gantze Welt.

(II.) Illicium columbarum, ihr Locktaube/ ſie werden ſeyn
die außerwehlte H. Lockvoͤgel und Locktauben/ ſo die andere wilde/ irrige/
verfuͤhrte und verlockte Tauben an ſich ziehen/ und in das Taubhauß deß
Heil. Geiſtes wiederum bringen werden. Wohin Noah in ſeinem Pro-
phetiſchen Wunſch/ Weiſſagung und Segen/ oder andaͤchtigen Gebet ge-
Gen. 9, 27.zihlt/ wann er ſeinem eltern Sohn Japhet gebeten/ GOtt wolle ihn
außbreiten;
Nach der H. Sprach heiſts locken/ und in wohnen laſſen in
der Huͤtten Sem: Wann Noah außgelaſſene erſte Taube (Sem) nahe
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dert
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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666, S. 508. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/532>, abgerufen am 29.03.2024.