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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672.

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Predigt.
Col. 2. als ein Trost-Wort/ darauß fliesset asphaleia fidei, die Gewißheit
unsers Glaubens/ so fern er auff das Zeugnüß der heiligen Evangeli-
sten sich gründet/ deren Zeugnüß auch noch fest stehet/ damit können wir
uns getrauen zu bestehen für dem Jüngsten Gericht/ und wann wir uns
halten an das Buch der heiligen Evangelisten/ so soll unser Name im
Buch des Lebens auffgezeichnet seyn/ so wir mit der geistlichen Braut im
Hohenlied wünschen/ daß er uns küsse mit dem Kuß seines Mundes/
nicht der Satan mit seinen unreinen Lippen falscher Glossen und Auß-
legung/ tunc nos osculatur DEI verbum, cum cor meum lumine co-
gnitionis illuminat, & amorem bonitatis inflammat. Ambros. l. de
Isaac.
So wird uns küssen Gottes Wort/ wann es unsern
Verstand erleuchtet/ und mit der Liebe seiner Güte entzündet.

Gott gebe/ daß wir die Offenbarung dieses Geheimnüsses in wahrem
Glauben mögen empfangen/ und von der Einfalt des Glaubens endlich
mögen gelangen zum Schauen und ewigem Genuß/ Amen.



Die Dritte Predigt/
Von
Dem eigentlichen und Buchstäblichen Verstand
der Wort/ das ist mein Leib.

GEliebte in Christo. Wann Paulus 2. Cor. XI, 3.
spricht: Jch förchte/ daß nicht wie die Schlang
Heva verführt mit ihrer Schalckheit/ also auch
euere Sinne verrucket werden von der Einfältig-
keit in Christo/
so revocirt er seine Corinthier und uns
zuruck in den Paradiß-Garten auff die Betrachtung der
methodeias und listigen Ränck/ damit der höllische Orator vermuthlich in
Versammlung aller höllischen Geister/ an Evam/ da sie allein geweßt/ und
im Luco herum spatziert/ sich gemacht/ nach dem Gott morgens früh
Adam und Evä ein Predigt gehalten/ auff den Sabbath/ wie Lutherus
dafür hält/ Comment. in Gen. p. 41. f. 2. und die Einfältigkeit der

Gött-
Neunter Theil. X

Predigt.
Col. 2. als ein Troſt-Wort/ darauß flieſſet ἀσφάλεια fidei, die Gewißheit
unſers Glaubens/ ſo fern er auff das Zeugnuͤß der heiligen Evangeli-
ſten ſich gruͤndet/ deren Zeugnuͤß auch noch feſt ſtehet/ damit koͤnnen wir
uns getrauen zu beſtehen fuͤr dem Juͤngſten Gericht/ und wann wir uns
halten an das Buch der heiligen Evangeliſten/ ſo ſoll unſer Name im
Buch des Lebens auffgezeichnet ſeyn/ ſo wir mit der geiſtlichen Braut im
Hohenlied wuͤnſchen/ daß er uns kuͤſſe mit dem Kuß ſeines Mundes/
nicht der Satan mit ſeinen unreinen Lippen falſcher Gloſſen und Auß-
legung/ tunc nos oſculatur DEI verbum, cum cor meum lumine co-
gnitionis illuminat, & amorem bonitatis inflammat. Ambroſ. l. de
Iſaac.
So wird uns kuͤſſen Gottes Wort/ wann es unſern
Verſtand erleuchtet/ und mit der Liebe ſeiner Guͤte entzuͤndet.

Gott gebe/ daß wir die Offenbarung dieſes Geheimnuͤſſes in wahrem
Glauben moͤgen empfangen/ und von der Einfalt des Glaubens endlich
moͤgen gelangen zum Schauen und ewigem Genuß/ Amen.



Die Dritte Predigt/
Von
Dem eigentlichen und Buchſtaͤblichen Verſtand
der Wort/ das iſt mein Leib.

GEliebte in Chriſto. Wann Paulus 2. Cor. XI, 3.
ſpricht: Jch foͤrchte/ daß nicht wie die Schlang
Heva verfuͤhrt mit ihrer Schalckheit/ alſo auch
euere Sinne verrucket werden von der Einfaͤltig-
keit in Chriſto/
ſo revocirt er ſeine Corinthier und uns
zuruck in den Paradiß-Garten auff die Betrachtung der
μεϑοδείας und liſtigen Raͤnck/ damit der hoͤlliſche Orator vermuthlich in
Verſam̃lung aller hoͤlliſchen Geiſter/ an Evam/ da ſie allein geweßt/ und
im Luco herum ſpatziert/ ſich gemacht/ nach dem Gott morgens fruͤh
Adam und Evaͤ ein Predigt gehalten/ auff den Sabbath/ wie Lutherus
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Neunter Theil. X
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[161/0181] Predigt. Col. 2. als ein Troſt-Wort/ darauß flieſſet ἀσφάλεια fidei, die Gewißheit unſers Glaubens/ ſo fern er auff das Zeugnuͤß der heiligen Evangeli- ſten ſich gruͤndet/ deren Zeugnuͤß auch noch feſt ſtehet/ damit koͤnnen wir uns getrauen zu beſtehen fuͤr dem Juͤngſten Gericht/ und wann wir uns halten an das Buch der heiligen Evangeliſten/ ſo ſoll unſer Name im Buch des Lebens auffgezeichnet ſeyn/ ſo wir mit der geiſtlichen Braut im Hohenlied wuͤnſchen/ daß er uns kuͤſſe mit dem Kuß ſeines Mundes/ nicht der Satan mit ſeinen unreinen Lippen falſcher Gloſſen und Auß- legung/ tunc nos oſculatur DEI verbum, cum cor meum lumine co- gnitionis illuminat, & amorem bonitatis inflammat. Ambroſ. l. de Iſaac. So wird uns kuͤſſen Gottes Wort/ wann es unſern Verſtand erleuchtet/ und mit der Liebe ſeiner Guͤte entzuͤndet. Gott gebe/ daß wir die Offenbarung dieſes Geheimnuͤſſes in wahrem Glauben moͤgen empfangen/ und von der Einfalt des Glaubens endlich moͤgen gelangen zum Schauen und ewigem Genuß/ Amen. Die Dritte Predigt/ Von Dem eigentlichen und Buchſtaͤblichen Verſtand der Wort/ das iſt mein Leib. GEliebte in Chriſto. Wann Paulus 2. Cor. XI, 3. ſpricht: Jch foͤrchte/ daß nicht wie die Schlang Heva verfuͤhrt mit ihrer Schalckheit/ alſo auch euere Sinne verrucket werden von der Einfaͤltig- keit in Chriſto/ ſo revocirt er ſeine Corinthier und uns zuruck in den Paradiß-Garten auff die Betrachtung der μεϑοδείας und liſtigen Raͤnck/ damit der hoͤlliſche Orator vermuthlich in Verſam̃lung aller hoͤlliſchen Geiſter/ an Evam/ da ſie allein geweßt/ und im Luco herum ſpatziert/ ſich gemacht/ nach dem Gott morgens fruͤh Adam und Evaͤ ein Predigt gehalten/ auff den Sabbath/ wie Lutherus dafuͤr haͤlt/ Comment. in Gen. p. 41. f. 2. und die Einfaͤltigkeit der Goͤtt- Neunter Theil. X

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672/181>, abgerufen am 29.03.2024.