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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 10. Straßburg, 1673.

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Vom Gewalt der Schlüssel.
wird einmal schweigen/ und stumm werden/ aber eine schröckliche symphonia
categorica
wird im Gewissen und am Jüngsten Gericht erfolgen. Gott
gebe zum seligen Neuen Jahr solche einmüthige Hertzen/ daß wir sympho-
nice
betten/ damit GOtt unsers Hertzens Wunsch erhören/ und wir auch
in die himmlische [s]ymphoniam im höhern Chor kommen/ unter die himmlische
Symphonisten eingemengt/ ja eines mit ihnen werden mögen. Amen.



Die Vierzehende Predigt.
Von
Der Gegenwart Christi auff Erden.

GEliebte in Christo. Es war zwar eine grosse/ uner-
hörte Wunder-Gnad/ perioson, fürtreffliches ornament
und hoher Adel/ damit das außerwehlte Volck GOttes/
die Kinder Jsrael begabet und gezieret gewesen/ die Wol-
cken- und Feur-Seule/ deren in unterschiedlichen Orten
H. Schrifft gedacht wird. Dann es war diese gedachte
Wolcken- und Feur-Seule wol ein grosses Wunder-Zeichen/ darinn der
unerschaffene Engel/ der ewige Sohn GOttes/ als der Motor sich ver-
hüllet und verborgen/ und durch dieselbe sein Gnaden- und Hülff-reiche
Gegenwart bezeuget/ daß Er mitten/ unter/ über und für ihnen geweßt
und hergegangen. Er der Sohn GOttes/ sag ich/ war derselbe Engel/
der die Kinder Jsrael geführet/ des Herrn Name war in ihm/ Exod.
23, 21. Er der HErr selbs zog für ihnen her/ des Tages in einer
Wolcken-Seulen/ daß Er sie den rechten Weg führet/ und
des Nachts in einer Feur-Seule/ daß Er ihnen leuchtet zu
reisen Tag und Nacht. Nicht allein aber hat er seine bloße Gegen-
wart bezeuget/ sondern auch seine Gnaden-Hülff-Schutz-Leit- und Trost-
reiche Gegenwart/ und beweisete/ daß Er seye Sonn und Schild/ Ps.
84, 12. Sonn und Liecht/ dadurch sie geleitet worden/ durch die rauhe/
sandichte/ ungebahnte/ finstere und wilde Wüsten/ ins gelobte Land/ die
Seule war ihr Cynosur und Wegweiser/ nach deren sie sich richten mu-
sten/ sie leuchtet als die Sonne/ zu Nacht scheinet sie feurig/ und erleuchtet
die Läger. Sie leitet/ und zeiget den Weg Tag und Nacht. Wann sie

auff-

Vom Gewalt der Schluͤſſel.
wird einmal ſchweigen/ und ſtum̃ werden/ aber eine ſchroͤckliche ſymphonia
categorica
wird im Gewiſſen und am Juͤngſten Gericht erfolgen. Gott
gebe zum ſeligen Neuen Jahr ſolche einmuͤthige Hertzen/ daß wir ſympho-
nicè
betten/ damit GOtt unſers Hertzens Wunſch erhoͤren/ und wir auch
in die him̃liſche [s]ymphoniam im hoͤhern Chor kommen/ unter die him̃liſche
Symphoniſten eingemengt/ ja eines mit ihnen werden moͤgen. Amen.



Die Vierzehende Predigt.
Von
Der Gegenwart Chriſti auff Erden.

GEliebte in Chriſto. Es war zwar eine groſſe/ uner-
hoͤrte Wunder-Gnad/ περιοσὸν, fuͤrtreffliches ornament
und hoher Adel/ damit das außerwehlte Volck GOttes/
die Kinder Jſrael begabet und gezieret geweſen/ die Wol-
cken- und Feur-Seule/ deren in unterſchiedlichen Orten
H. Schrifft gedacht wird. Dann es war dieſe gedachte
Wolcken- und Feur-Seule wol ein groſſes Wunder-Zeichen/ darinn der
unerſchaffene Engel/ der ewige Sohn GOttes/ als der Motor ſich ver-
huͤllet und verborgen/ und durch dieſelbe ſein Gnaden- und Huͤlff-reiche
Gegenwart bezeuget/ daß Er mitten/ unter/ uͤber und fuͤr ihnen geweßt
und hergegangen. Er der Sohn GOttes/ ſag ich/ war derſelbe Engel/
der die Kinder Jſrael gefuͤhret/ des Herrn Name war in ihm/ Exod.
23, 21. Er der HErꝛ ſelbs zog fuͤr ihnen her/ des Tages in einer
Wolcken-Seulen/ daß Er ſie den rechten Weg fuͤhret/ und
des Nachts in einer Feur-Seule/ daß Er ihnen leuchtet zu
reiſen Tag und Nacht. Nicht allein aber hat er ſeine bloße Gegen-
wart bezeuget/ ſondern auch ſeine Gnaden-Huͤlff-Schutz-Leit- und Troſt-
reiche Gegenwart/ und beweiſete/ daß Er ſeye Sonn und Schild/ Pſ.
84, 12. Sonn und Liecht/ dadurch ſie geleitet worden/ durch die rauhe/
ſandichte/ ungebahnte/ finſtere und wilde Wuͤſten/ ins gelobte Land/ die
Seule war ihr Cynoſur und Wegweiſer/ nach deren ſie ſich richten mu-
ſten/ ſie leuchtet als die Sonne/ zu Nacht ſcheinet ſie feurig/ und erleuchtet
die Laͤger. Sie leitet/ und zeiget den Weg Tag und Nacht. Wann ſie

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[319/0337] Vom Gewalt der Schluͤſſel. wird einmal ſchweigen/ und ſtum̃ werden/ aber eine ſchroͤckliche ſymphonia categorica wird im Gewiſſen und am Juͤngſten Gericht erfolgen. Gott gebe zum ſeligen Neuen Jahr ſolche einmuͤthige Hertzen/ daß wir ſympho- nicè betten/ damit GOtt unſers Hertzens Wunſch erhoͤren/ und wir auch in die him̃liſche symphoniam im hoͤhern Chor kommen/ unter die him̃liſche Symphoniſten eingemengt/ ja eines mit ihnen werden moͤgen. Amen. Die Vierzehende Predigt. Von Der Gegenwart Chriſti auff Erden. GEliebte in Chriſto. Es war zwar eine groſſe/ uner- hoͤrte Wunder-Gnad/ περιοσὸν, fuͤrtreffliches ornament und hoher Adel/ damit das außerwehlte Volck GOttes/ die Kinder Jſrael begabet und gezieret geweſen/ die Wol- cken- und Feur-Seule/ deren in unterſchiedlichen Orten H. Schrifft gedacht wird. Dann es war dieſe gedachte Wolcken- und Feur-Seule wol ein groſſes Wunder-Zeichen/ darinn der unerſchaffene Engel/ der ewige Sohn GOttes/ als der Motor ſich ver- huͤllet und verborgen/ und durch dieſelbe ſein Gnaden- und Huͤlff-reiche Gegenwart bezeuget/ daß Er mitten/ unter/ uͤber und fuͤr ihnen geweßt und hergegangen. Er der Sohn GOttes/ ſag ich/ war derſelbe Engel/ der die Kinder Jſrael gefuͤhret/ des Herrn Name war in ihm/ Exod. 23, 21. Er der HErꝛ ſelbs zog fuͤr ihnen her/ des Tages in einer Wolcken-Seulen/ daß Er ſie den rechten Weg fuͤhret/ und des Nachts in einer Feur-Seule/ daß Er ihnen leuchtet zu reiſen Tag und Nacht. Nicht allein aber hat er ſeine bloße Gegen- wart bezeuget/ ſondern auch ſeine Gnaden-Huͤlff-Schutz-Leit- und Troſt- reiche Gegenwart/ und beweiſete/ daß Er ſeye Sonn und Schild/ Pſ. 84, 12. Sonn und Liecht/ dadurch ſie geleitet worden/ durch die rauhe/ ſandichte/ ungebahnte/ finſtere und wilde Wuͤſten/ ins gelobte Land/ die Seule war ihr Cynoſur und Wegweiſer/ nach deren ſie ſich richten mu- ſten/ ſie leuchtet als die Sonne/ zu Nacht ſcheinet ſie feurig/ und erleuchtet die Laͤger. Sie leitet/ und zeiget den Weg Tag und Nacht. Wann ſie auff-

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 10. Straßburg, 1673, S. 319. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus10_1673/337>, abgerufen am 25.04.2024.