Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756.

Bild:
<< vorherige Seite
Der Land-Wirthschaft 2 Abschnitt
§. 197.
Andere Re-
gel.

Fürs andere. Ein Wirth muß bey der Ernd-
te darauf sehen, daß er allen nur möglichen
Nutzen gewinnen könne.

Die Wahrheit dieser Regel fließet aus dem Begriff
der Wirthschaft. Es bleibt demnach nur die Frage
übrig: wie die Anwendung dieser Regel möglich sey.
Wenn wir dem nachdenken, was wir in dem §. 452. folg.
der Sitten-Lehre abgehandelt haben, so giebt uns
dieß einen Grund, folgende Regeln zu bilden:

Einmahl: alles, was bey dem Gewächse, so uns
die Natur als eine Belohnung unsers Fleißes
geschenket, zu unterscheiden, muß in besondere
Classen vertheilet werden.
Fürs andere: von einer jeden Classe müssen wir
uns, so weit als es uns möglich ist, einen deut-
lichen und vollständigen Begriff machen.
Fürs dritte: aus diesen Begriffen müssen wir in
der Beziehung auf unsre Wirthschaft diejeni-
gen Vortheile ziehen, die wir hiedurch gewin-
nen können.
Fürs vierte: müssen wir alle Umstände untersu-
chen, diejenigen Ursachen zu entdekken, welche
die Gewinnung dieser Vortheile verhindern kön-
nen.
Fürs fünfte: müssen wir aus der Beschaffenheit
dieser Umstände diejenigen Mittel folgern, die
stark genug sind, diese Hindernisse zu entkräften.
§. 198.
Die Zeit,
wenn die
Körner ab-
zusondern.

Jn Ansehung des dritten Punkts, der sich mit der
Absonderung des Saamens beschäftiget, müssen wir

wie-
Der Land-Wirthſchaft 2 Abſchnitt
§. 197.
Andere Re-
gel.

Fuͤrs andere. Ein Wirth muß bey der Ernd-
te darauf ſehen, daß er allen nur moͤglichen
Nutzen gewinnen koͤnne.

Die Wahrheit dieſer Regel fließet aus dem Begriff
der Wirthſchaft. Es bleibt demnach nur die Frage
uͤbrig: wie die Anwendung dieſer Regel moͤglich ſey.
Wenn wir dem nachdenken, was wir in dem §. 452. folg.
der Sitten-Lehre abgehandelt haben, ſo giebt uns
dieß einen Grund, folgende Regeln zu bilden:

Einmahl: alles, was bey dem Gewaͤchſe, ſo uns
die Natur als eine Belohnung unſers Fleißes
geſchenket, zu unterſcheiden, muß in beſondere
Claſſen vertheilet werden.
Fuͤrs andere: von einer jeden Claſſe muͤſſen wir
uns, ſo weit als es uns moͤglich iſt, einen deut-
lichen und vollſtaͤndigen Begriff machen.
Fuͤrs dritte: aus dieſen Begriffen muͤſſen wir in
der Beziehung auf unſre Wirthſchaft diejeni-
gen Vortheile ziehen, die wir hiedurch gewin-
nen koͤnnen.
Fuͤrs vierte: muͤſſen wir alle Umſtaͤnde unterſu-
chen, diejenigen Urſachen zu entdekken, welche
die Gewinnung dieſer Vortheile verhindern koͤn-
nen.
Fuͤrs fuͤnfte: muͤſſen wir aus der Beſchaffenheit
dieſer Umſtaͤnde diejenigen Mittel folgern, die
ſtark genug ſind, dieſe Hinderniſſe zu entkraͤften.
§. 198.
Die Zeit,
wenn die
Koͤrner ab-
zuſondern.

Jn Anſehung des dritten Punkts, der ſich mit der
Abſonderung des Saamens beſchaͤftiget, muͤſſen wir

wie-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0166" n="146"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Der Land-Wirth&#x017F;chaft 2 Ab&#x017F;chnitt</hi> </fw><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 197.</head><lb/>
              <note place="left">Andere Re-<lb/>
gel.</note>
              <p> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#fr">Fu&#x0364;rs andere. Ein Wirth muß bey der Ernd-<lb/>
te darauf &#x017F;ehen, daß er allen nur mo&#x0364;glichen<lb/>
Nutzen gewinnen ko&#x0364;nne.</hi> </hi> </p><lb/>
              <p>Die Wahrheit die&#x017F;er Regel fließet aus dem Begriff<lb/>
der Wirth&#x017F;chaft. Es bleibt demnach nur die Frage<lb/>
u&#x0364;brig: wie die Anwendung die&#x017F;er Regel mo&#x0364;glich &#x017F;ey.<lb/>
Wenn wir dem nachdenken, was wir in dem §. 452. folg.<lb/>
der <hi rendition="#fr">Sitten-Lehre</hi> abgehandelt haben, &#x017F;o giebt uns<lb/>
dieß einen Grund, folgende Regeln zu bilden:</p><lb/>
              <list>
                <item><hi rendition="#fr">Einmahl:</hi> alles, was bey dem Gewa&#x0364;ch&#x017F;e, &#x017F;o uns<lb/>
die Natur als eine Belohnung un&#x017F;ers Fleißes<lb/>
ge&#x017F;chenket, zu unter&#x017F;cheiden, muß in be&#x017F;ondere<lb/>
Cla&#x017F;&#x017F;en vertheilet werden.</item><lb/>
                <item><hi rendition="#fr">Fu&#x0364;rs andere:</hi> von einer jeden Cla&#x017F;&#x017F;e mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en wir<lb/>
uns, &#x017F;o weit als es uns mo&#x0364;glich i&#x017F;t, einen deut-<lb/>
lichen und voll&#x017F;ta&#x0364;ndigen Begriff machen.</item><lb/>
                <item><hi rendition="#fr">Fu&#x0364;rs dritte:</hi> aus die&#x017F;en Begriffen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en wir in<lb/>
der Beziehung auf un&#x017F;re Wirth&#x017F;chaft diejeni-<lb/>
gen Vortheile ziehen, die wir hiedurch gewin-<lb/>
nen ko&#x0364;nnen.</item><lb/>
                <item><hi rendition="#fr">Fu&#x0364;rs vierte:</hi> mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en wir alle Um&#x017F;ta&#x0364;nde unter&#x017F;u-<lb/>
chen, diejenigen Ur&#x017F;achen zu entdekken, welche<lb/>
die Gewinnung die&#x017F;er Vortheile verhindern ko&#x0364;n-<lb/>
nen.</item><lb/>
                <item><hi rendition="#fr">Fu&#x0364;rs fu&#x0364;nfte:</hi> mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en wir aus der Be&#x017F;chaffenheit<lb/>
die&#x017F;er Um&#x017F;ta&#x0364;nde diejenigen Mittel folgern, die<lb/>
&#x017F;tark genug &#x017F;ind, die&#x017F;e Hinderni&#x017F;&#x017F;e zu entkra&#x0364;ften.</item>
              </list>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 198.</head><lb/>
              <note place="left">Die Zeit,<lb/>
wenn die<lb/>
Ko&#x0364;rner ab-<lb/>
zu&#x017F;ondern.</note>
              <p>Jn An&#x017F;ehung des dritten Punkts, der &#x017F;ich mit der<lb/>
Ab&#x017F;onderung des Saamens be&#x017F;cha&#x0364;ftiget, mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en wir<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wie-</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[146/0166] Der Land-Wirthſchaft 2 Abſchnitt §. 197. Fuͤrs andere. Ein Wirth muß bey der Ernd- te darauf ſehen, daß er allen nur moͤglichen Nutzen gewinnen koͤnne. Die Wahrheit dieſer Regel fließet aus dem Begriff der Wirthſchaft. Es bleibt demnach nur die Frage uͤbrig: wie die Anwendung dieſer Regel moͤglich ſey. Wenn wir dem nachdenken, was wir in dem §. 452. folg. der Sitten-Lehre abgehandelt haben, ſo giebt uns dieß einen Grund, folgende Regeln zu bilden: Einmahl: alles, was bey dem Gewaͤchſe, ſo uns die Natur als eine Belohnung unſers Fleißes geſchenket, zu unterſcheiden, muß in beſondere Claſſen vertheilet werden. Fuͤrs andere: von einer jeden Claſſe muͤſſen wir uns, ſo weit als es uns moͤglich iſt, einen deut- lichen und vollſtaͤndigen Begriff machen. Fuͤrs dritte: aus dieſen Begriffen muͤſſen wir in der Beziehung auf unſre Wirthſchaft diejeni- gen Vortheile ziehen, die wir hiedurch gewin- nen koͤnnen. Fuͤrs vierte: muͤſſen wir alle Umſtaͤnde unterſu- chen, diejenigen Urſachen zu entdekken, welche die Gewinnung dieſer Vortheile verhindern koͤn- nen. Fuͤrs fuͤnfte: muͤſſen wir aus der Beſchaffenheit dieſer Umſtaͤnde diejenigen Mittel folgern, die ſtark genug ſind, dieſe Hinderniſſe zu entkraͤften. §. 198. Jn Anſehung des dritten Punkts, der ſich mit der Abſonderung des Saamens beſchaͤftiget, muͤſſen wir wie-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/166
Zitationshilfe: Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/166>, abgerufen am 29.03.2024.