Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756.

Bild:
<< vorherige Seite

von der Viehzucht.
Einige lassen diese Thiere schneiden, wenn sie noch an
der Mutter saugen. Andere, wenn sie drey viertel
Jahr, oder ein Jahr alt sind. Wiederum andere,
wenn sie bereits einige Jahre zurück geleget haben.
Das letzte ist zu gefährlich. Es befördert sehr oft
den Tod der Thiere. Jn dem ersten Falle bekommen
sie selten die bey einem solchen Thiere erforderliche
Stärke. Vielleicht ist hiervon dieß die Ursache, weil
sie durch den Schmerz zurück gehalten werden, genug
zu saufen, und zu fressen. Daher werden sie in der
Jugend abgemattet. Dieß verhindert den Wachs-
thum, und befördert die Schwäche im Alter. Bey
dem mittlerem Falle wird man allemahl den grösten
Vortheil gewinnen. Diese Thiere werden, wenn sie
im übrigen wohl gewartet werden, stark, und bekom-
men den erforderlichen Wachsthum. Jst, wie ich es
glaube, die zuvor angegebene Ursache gegründet, so
wird sie auch zugleich hinreichen, dieß zu erklären.

a) Anmerk. Was ich von dem Schneiden der Thie-
re erinnert habe, dieß wird man leicht auf das Ab-
binden anwenden können.
§. 233.

Die andere Regel:

Alles junge Vieh, was von gutem GewächseDie andere
Regel.

werden soll, muß in der Jugend wohl und
genugsam gefüttert werden.

Denn fehlet es in dieser Zeit an genugsamer und zu-
träglicher Nahrung, so werden die Nerven nicht ge-
nugsam ausgedehnet, und die Blut-Röhren bekom-
men nicht die erforderliche Weite. Und daher kann
es niemals ein recht ausgewachsenes und vollkommen
starkes Thier werden. Man wird es uns leicht verwil-
ligen, daß die Thiere in diesem Stükke mit den Erd-

Ge-
L 5

von der Viehzucht.
Einige laſſen dieſe Thiere ſchneiden, wenn ſie noch an
der Mutter ſaugen. Andere, wenn ſie drey viertel
Jahr, oder ein Jahr alt ſind. Wiederum andere,
wenn ſie bereits einige Jahre zuruͤck geleget haben.
Das letzte iſt zu gefaͤhrlich. Es befoͤrdert ſehr oft
den Tod der Thiere. Jn dem erſten Falle bekommen
ſie ſelten die bey einem ſolchen Thiere erforderliche
Staͤrke. Vielleicht iſt hiervon dieß die Urſache, weil
ſie durch den Schmerz zuruͤck gehalten werden, genug
zu ſaufen, und zu freſſen. Daher werden ſie in der
Jugend abgemattet. Dieß verhindert den Wachs-
thum, und befoͤrdert die Schwaͤche im Alter. Bey
dem mittlerem Falle wird man allemahl den groͤſten
Vortheil gewinnen. Dieſe Thiere werden, wenn ſie
im uͤbrigen wohl gewartet werden, ſtark, und bekom-
men den erforderlichen Wachsthum. Jſt, wie ich es
glaube, die zuvor angegebene Urſache gegruͤndet, ſo
wird ſie auch zugleich hinreichen, dieß zu erklaͤren.

a) Anmerk. Was ich von dem Schneiden der Thie-
re erinnert habe, dieß wird man leicht auf das Ab-
binden anwenden koͤnnen.
§. 233.

Die andere Regel:

Alles junge Vieh, was von gutem GewaͤchſeDie andere
Regel.

werden ſoll, muß in der Jugend wohl und
genugſam gefuͤttert werden.

Denn fehlet es in dieſer Zeit an genugſamer und zu-
traͤglicher Nahrung, ſo werden die Nerven nicht ge-
nugſam ausgedehnet, und die Blut-Roͤhren bekom-
men nicht die erforderliche Weite. Und daher kann
es niemals ein recht ausgewachſenes und vollkommen
ſtarkes Thier werden. Man wird es uns leicht verwil-
ligen, daß die Thiere in dieſem Stuͤkke mit den Erd-

Ge-
L 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0189" n="169"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">von der Viehzucht.</hi></fw><lb/>
Einige la&#x017F;&#x017F;en die&#x017F;e Thiere &#x017F;chneiden, wenn &#x017F;ie noch an<lb/>
der Mutter &#x017F;augen. Andere, wenn &#x017F;ie drey viertel<lb/>
Jahr, oder ein Jahr alt &#x017F;ind. Wiederum andere,<lb/>
wenn &#x017F;ie bereits einige Jahre zuru&#x0364;ck geleget haben.<lb/>
Das letzte i&#x017F;t zu gefa&#x0364;hrlich. Es befo&#x0364;rdert &#x017F;ehr oft<lb/>
den Tod der Thiere. Jn dem er&#x017F;ten Falle bekommen<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;elten die bey einem &#x017F;olchen Thiere erforderliche<lb/>
Sta&#x0364;rke. Vielleicht i&#x017F;t hiervon dieß die Ur&#x017F;ache, weil<lb/>
&#x017F;ie durch den Schmerz zuru&#x0364;ck gehalten werden, genug<lb/>
zu &#x017F;aufen, und zu fre&#x017F;&#x017F;en. Daher werden &#x017F;ie in der<lb/>
Jugend abgemattet. Dieß verhindert den Wachs-<lb/>
thum, und befo&#x0364;rdert die Schwa&#x0364;che im Alter. Bey<lb/>
dem mittlerem Falle wird man allemahl den gro&#x0364;&#x017F;ten<lb/>
Vortheil gewinnen. Die&#x017F;e Thiere werden, wenn &#x017F;ie<lb/>
im u&#x0364;brigen wohl gewartet werden, &#x017F;tark, und bekom-<lb/>
men den erforderlichen Wachsthum. J&#x017F;t, wie ich es<lb/>
glaube, die zuvor angegebene Ur&#x017F;ache gegru&#x0364;ndet, &#x017F;o<lb/>
wird &#x017F;ie auch zugleich hinreichen, dieß zu erkla&#x0364;ren.</p><lb/>
              <note xml:id="e24" prev="#e23" place="end" n="a)"> <hi rendition="#et"><hi rendition="#fr">Anmerk.</hi> Was ich von dem Schneiden der Thie-<lb/>
re erinnert habe, dieß wird man leicht auf das Ab-<lb/>
binden anwenden ko&#x0364;nnen.</hi> </note>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 233.</head><lb/>
              <p> <hi rendition="#et">Die andere Regel:</hi> </p><lb/>
              <p> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#fr">Alles junge Vieh, was von gutem Gewa&#x0364;ch&#x017F;e</hi> <note place="right">Die andere<lb/>
Regel.</note><lb/> <hi rendition="#fr">werden &#x017F;oll, muß in der Jugend wohl und<lb/>
genug&#x017F;am gefu&#x0364;ttert werden.</hi> </hi> </p><lb/>
              <p>Denn fehlet es in die&#x017F;er Zeit an genug&#x017F;amer und zu-<lb/>
tra&#x0364;glicher Nahrung, &#x017F;o werden die Nerven nicht ge-<lb/>
nug&#x017F;am ausgedehnet, und die Blut-Ro&#x0364;hren bekom-<lb/>
men nicht die erforderliche Weite. Und daher kann<lb/>
es niemals ein recht ausgewach&#x017F;enes und vollkommen<lb/>
&#x017F;tarkes Thier werden. Man wird es uns leicht verwil-<lb/>
ligen, daß die Thiere in die&#x017F;em Stu&#x0364;kke mit den Erd-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">L 5</fw><fw place="bottom" type="catch">Ge-</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[169/0189] von der Viehzucht. Einige laſſen dieſe Thiere ſchneiden, wenn ſie noch an der Mutter ſaugen. Andere, wenn ſie drey viertel Jahr, oder ein Jahr alt ſind. Wiederum andere, wenn ſie bereits einige Jahre zuruͤck geleget haben. Das letzte iſt zu gefaͤhrlich. Es befoͤrdert ſehr oft den Tod der Thiere. Jn dem erſten Falle bekommen ſie ſelten die bey einem ſolchen Thiere erforderliche Staͤrke. Vielleicht iſt hiervon dieß die Urſache, weil ſie durch den Schmerz zuruͤck gehalten werden, genug zu ſaufen, und zu freſſen. Daher werden ſie in der Jugend abgemattet. Dieß verhindert den Wachs- thum, und befoͤrdert die Schwaͤche im Alter. Bey dem mittlerem Falle wird man allemahl den groͤſten Vortheil gewinnen. Dieſe Thiere werden, wenn ſie im uͤbrigen wohl gewartet werden, ſtark, und bekom- men den erforderlichen Wachsthum. Jſt, wie ich es glaube, die zuvor angegebene Urſache gegruͤndet, ſo wird ſie auch zugleich hinreichen, dieß zu erklaͤren. a⁾ Anmerk. Was ich von dem Schneiden der Thie- re erinnert habe, dieß wird man leicht auf das Ab- binden anwenden koͤnnen. §. 233. Die andere Regel: Alles junge Vieh, was von gutem Gewaͤchſe werden ſoll, muß in der Jugend wohl und genugſam gefuͤttert werden. Denn fehlet es in dieſer Zeit an genugſamer und zu- traͤglicher Nahrung, ſo werden die Nerven nicht ge- nugſam ausgedehnet, und die Blut-Roͤhren bekom- men nicht die erforderliche Weite. Und daher kann es niemals ein recht ausgewachſenes und vollkommen ſtarkes Thier werden. Man wird es uns leicht verwil- ligen, daß die Thiere in dieſem Stuͤkke mit den Erd- Ge- L 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/189
Zitationshilfe: Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/189>, abgerufen am 29.03.2024.