Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756.

Bild:
<< vorherige Seite
von der Viehzucht.

Dieß vorausgesetzet, so wird man es uns leicht verwil-
ligen, daß bey diesem Wirthschafts-Geschäfte folgende
Lehren zu beobachten sind.

Die erste: Man bestimme durch die Erfahrung
die Größe der Zeit, in welcher ein Stück Vieh,
von einer angenommenen Art, bey einer regel-
mäßigen Mastung, vollkommen könne ausgemä-
stet werden.
Die andere: Man bestimme durch die Erfahrung
die Größe der Zeit, in welcher es zur Mastung
gewöhnet wird; Die Größe der Zeit, in welcher
es in vollem Futter stehet; und endlich die
Grösse der Zeit, in welcher das Futter wieder-
um abgebrochen wird.
Die dritte: Man bestimme durch die Erfahrung
die Schwere des Futters, das es in dem ersten
Theile der Zeit bekommet, und in welcher Ver-
hältniß es nach und nach zunimmet: Die
Schwere des Futters, das es täglich in dem
andern Theile der Zeit bekommet, und endlich
die Schwere des Futters, was dem Viehe in
dem dritten Theile der Zeit nach und nach ab-
gebrochen wird.
§. 294.

Wird man diese Rechnung genau ziehen, so wirdBesonderer
Vortheil.

man es bald erkennen, daß man mit dem Futter,
was man in dem lezten Theile der Zeit dem Mast-
Viehe abbricht, wiederum einige Stükke zur Mastung
gewöhnen könne. Jst nun der Anwachs von dem
Futter täglich einerlei, so verdienet dieß eine Auf-
merksamkeit, weil dieß die Haupt-Regel der Wirth-
schaft: Ein Wirth muß sich bemühen, das
Seinige so hoch zu nützen, als es möglich ist.

§. 295.
O 3
von der Viehzucht.

Dieß vorausgeſetzet, ſo wird man es uns leicht verwil-
ligen, daß bey dieſem Wirthſchafts-Geſchaͤfte folgende
Lehren zu beobachten ſind.

Die erſte: Man beſtimme durch die Erfahrung
die Groͤße der Zeit, in welcher ein Stuͤck Vieh,
von einer angenommenen Art, bey einer regel-
maͤßigen Maſtung, vollkommen koͤnne ausgemaͤ-
ſtet werden.
Die andere: Man beſtimme durch die Erfahrung
die Groͤße der Zeit, in welcher es zur Maſtung
gewoͤhnet wird; Die Groͤße der Zeit, in welcher
es in vollem Futter ſtehet; und endlich die
Groͤſſe der Zeit, in welcher das Futter wieder-
um abgebrochen wird.
Die dritte: Man beſtimme durch die Erfahrung
die Schwere des Futters, das es in dem erſten
Theile der Zeit bekommet, und in welcher Ver-
haͤltniß es nach und nach zunimmet: Die
Schwere des Futters, das es taͤglich in dem
andern Theile der Zeit bekommet, und endlich
die Schwere des Futters, was dem Viehe in
dem dritten Theile der Zeit nach und nach ab-
gebrochen wird.
§. 294.

Wird man dieſe Rechnung genau ziehen, ſo wirdBeſonderer
Vortheil.

man es bald erkennen, daß man mit dem Futter,
was man in dem lezten Theile der Zeit dem Maſt-
Viehe abbricht, wiederum einige Stuͤkke zur Maſtung
gewoͤhnen koͤnne. Jſt nun der Anwachs von dem
Futter taͤglich einerlei, ſo verdienet dieß eine Auf-
merkſamkeit, weil dieß die Haupt-Regel der Wirth-
ſchaft: Ein Wirth muß ſich bemuͤhen, das
Seinige ſo hoch zu nuͤtzen, als es moͤglich iſt.

§. 295.
O 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0233" n="213"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">von der Viehzucht.</hi> </fw><lb/>
              <p>Dieß vorausge&#x017F;etzet, &#x017F;o wird man es uns leicht verwil-<lb/>
ligen, daß bey die&#x017F;em Wirth&#x017F;chafts-Ge&#x017F;cha&#x0364;fte folgende<lb/>
Lehren zu beobachten &#x017F;ind.</p><lb/>
              <list>
                <item><hi rendition="#fr">Die er&#x017F;te:</hi> Man be&#x017F;timme durch die Erfahrung<lb/>
die Gro&#x0364;ße der Zeit, in welcher ein Stu&#x0364;ck Vieh,<lb/>
von einer angenommenen Art, bey einer regel-<lb/>
ma&#x0364;ßigen Ma&#x017F;tung, vollkommen ko&#x0364;nne ausgema&#x0364;-<lb/>
&#x017F;tet werden.</item><lb/>
                <item><hi rendition="#fr">Die andere:</hi> Man be&#x017F;timme durch die Erfahrung<lb/>
die Gro&#x0364;ße der Zeit, in welcher es zur Ma&#x017F;tung<lb/>
gewo&#x0364;hnet wird; Die Gro&#x0364;ße der Zeit, in welcher<lb/>
es in vollem Futter &#x017F;tehet; und endlich die<lb/>
Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e der Zeit, in welcher das Futter wieder-<lb/>
um abgebrochen wird.</item><lb/>
                <item><hi rendition="#fr">Die dritte:</hi> Man be&#x017F;timme durch die Erfahrung<lb/>
die Schwere des Futters, das es in dem er&#x017F;ten<lb/>
Theile der Zeit bekommet, und in welcher Ver-<lb/>
ha&#x0364;ltniß es nach und nach zunimmet: Die<lb/>
Schwere des Futters, das es ta&#x0364;glich in dem<lb/>
andern Theile der Zeit bekommet, und endlich<lb/>
die Schwere des Futters, was dem Viehe in<lb/>
dem dritten Theile der Zeit nach und nach ab-<lb/>
gebrochen wird.</item>
              </list>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 294.</head><lb/>
              <p>Wird man die&#x017F;e Rechnung genau ziehen, &#x017F;o wird<note place="right">Be&#x017F;onderer<lb/>
Vortheil.</note><lb/>
man es bald erkennen, daß man mit dem Futter,<lb/>
was man in dem lezten Theile der Zeit dem Ma&#x017F;t-<lb/>
Viehe abbricht, wiederum einige Stu&#x0364;kke zur Ma&#x017F;tung<lb/>
gewo&#x0364;hnen ko&#x0364;nne. J&#x017F;t nun der Anwachs von dem<lb/>
Futter ta&#x0364;glich einerlei, &#x017F;o verdienet dieß eine Auf-<lb/>
merk&#x017F;amkeit, weil dieß die Haupt-Regel der Wirth-<lb/>
&#x017F;chaft: <hi rendition="#fr">Ein Wirth muß &#x017F;ich bemu&#x0364;hen, das<lb/>
Seinige &#x017F;o hoch zu nu&#x0364;tzen, als es mo&#x0364;glich i&#x017F;t.</hi></p>
            </div><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">O 3</fw>
            <fw place="bottom" type="catch">§. 295.</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[213/0233] von der Viehzucht. Dieß vorausgeſetzet, ſo wird man es uns leicht verwil- ligen, daß bey dieſem Wirthſchafts-Geſchaͤfte folgende Lehren zu beobachten ſind. Die erſte: Man beſtimme durch die Erfahrung die Groͤße der Zeit, in welcher ein Stuͤck Vieh, von einer angenommenen Art, bey einer regel- maͤßigen Maſtung, vollkommen koͤnne ausgemaͤ- ſtet werden. Die andere: Man beſtimme durch die Erfahrung die Groͤße der Zeit, in welcher es zur Maſtung gewoͤhnet wird; Die Groͤße der Zeit, in welcher es in vollem Futter ſtehet; und endlich die Groͤſſe der Zeit, in welcher das Futter wieder- um abgebrochen wird. Die dritte: Man beſtimme durch die Erfahrung die Schwere des Futters, das es in dem erſten Theile der Zeit bekommet, und in welcher Ver- haͤltniß es nach und nach zunimmet: Die Schwere des Futters, das es taͤglich in dem andern Theile der Zeit bekommet, und endlich die Schwere des Futters, was dem Viehe in dem dritten Theile der Zeit nach und nach ab- gebrochen wird. §. 294. Wird man dieſe Rechnung genau ziehen, ſo wird man es bald erkennen, daß man mit dem Futter, was man in dem lezten Theile der Zeit dem Maſt- Viehe abbricht, wiederum einige Stuͤkke zur Maſtung gewoͤhnen koͤnne. Jſt nun der Anwachs von dem Futter taͤglich einerlei, ſo verdienet dieß eine Auf- merkſamkeit, weil dieß die Haupt-Regel der Wirth- ſchaft: Ein Wirth muß ſich bemuͤhen, das Seinige ſo hoch zu nuͤtzen, als es moͤglich iſt. Beſonderer Vortheil. §. 295. O 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/233
Zitationshilfe: Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/233>, abgerufen am 28.03.2024.