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Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756.

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von den Manufacturen und Fabriquen.
§. 527.

So weit von dem ersten Punkte. Jch habe die-Jn Ansehung
der Güthe
muß die we-
sentliche von
der zusälli-
gen unter-
schieden wer-
de.

sen zwar nur kurz berühret, doch aber, wie ich es
glaube, nach meiner gegenwärtigen Absicht hievon ge-
nug gesagt. Den andern Punkt wollen wir genauer
untersuchen. Er soll uns die Gründe bilden, aus
welchen wir überhaupt die Güthe und Vollkommen-
heit der Werke beurtheilen können, welche durch die
Manufacturen und Fabriquen gewürket werden.
Wir müssen auch hier die wesentliche Güthe und
Vollkommenheit von der zufälligen unterscheiden, die
in den sinnlichen Begriffen und in verschiedenen Ne-
benumständen der Menschen gegründet ist.

§. 528.

Diese Werke der Kunst sind alsdenn wesent-Grund der
wesentlichen.

lich vollkommen, wenn sie diejenigen Absichten
würken können, wozu sie sind gemacht worden.

Man wird uns diese allgemeine Wahrheit auch in
dem gegenwärtigen Fall verwilligen, ohne daß es nö-
thig ist, sie hier insbesondere zu beweisen.

§. 529.

Worauf hat man zu sehen, wenn die Kunst einWie diese zu
bewerkstelli-
gen.

Werk machen soll, das wesentlich vollkommen ist. Es
ist nicht genug, daß man sich einen deutlichen Begrif
von der Absicht macht, und die Materialien nach die-
ser Absicht verknüpfet; man muß auch die Beschaf-
fenheit der Materialien untersuchen, ob sie vermö-
gend sind, in der bestimmten Verbindung die ange-
nommene Absicht zu würken. Denn unterläst man
diese Untersuchung, so wird man zwar eine würkliche
Figur bekommen, durch welche die Würkung der an-
genommenen Absicht möglich ist, den Dingen aber,
die mit einander sind verknüpfet worden, wird seht

oft
von den Manufacturen und Fabriquen.
§. 527.

So weit von dem erſten Punkte. Jch habe die-Jn Anſehung
der Guͤthe
muß die we-
ſentliche von
der zuſaͤlli-
gen unter-
ſchieden wer-
de.

ſen zwar nur kurz beruͤhret, doch aber, wie ich es
glaube, nach meiner gegenwaͤrtigen Abſicht hievon ge-
nug geſagt. Den andern Punkt wollen wir genauer
unterſuchen. Er ſoll uns die Gruͤnde bilden, aus
welchen wir uͤberhaupt die Guͤthe und Vollkommen-
heit der Werke beurtheilen koͤnnen, welche durch die
Manufacturen und Fabriquen gewuͤrket werden.
Wir muͤſſen auch hier die weſentliche Guͤthe und
Vollkommenheit von der zufaͤlligen unterſcheiden, die
in den ſinnlichen Begriffen und in verſchiedenen Ne-
benumſtaͤnden der Menſchen gegruͤndet iſt.

§. 528.

Dieſe Werke der Kunſt ſind alsdenn weſent-Grund der
weſentlichen.

lich vollkommen, wenn ſie diejenigen Abſichten
wuͤrken koͤnnen, wozu ſie ſind gemacht worden.

Man wird uns dieſe allgemeine Wahrheit auch in
dem gegenwaͤrtigen Fall verwilligen, ohne daß es noͤ-
thig iſt, ſie hier insbeſondere zu beweiſen.

§. 529.

Worauf hat man zu ſehen, wenn die Kunſt einWie dieſe zu
bewerkſtelli-
gen.

Werk machen ſoll, das weſentlich vollkommen iſt. Es
iſt nicht genug, daß man ſich einen deutlichen Begrif
von der Abſicht macht, und die Materialien nach die-
ſer Abſicht verknuͤpfet; man muß auch die Beſchaf-
fenheit der Materialien unterſuchen, ob ſie vermoͤ-
gend ſind, in der beſtimmten Verbindung die ange-
nommene Abſicht zu wuͤrken. Denn unterlaͤſt man
dieſe Unterſuchung, ſo wird man zwar eine wuͤrkliche
Figur bekommen, durch welche die Wuͤrkung der an-
genommenen Abſicht moͤglich iſt, den Dingen aber,
die mit einander ſind verknuͤpfet worden, wird ſeht

oft
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[335/0355] von den Manufacturen und Fabriquen. §. 527. So weit von dem erſten Punkte. Jch habe die- ſen zwar nur kurz beruͤhret, doch aber, wie ich es glaube, nach meiner gegenwaͤrtigen Abſicht hievon ge- nug geſagt. Den andern Punkt wollen wir genauer unterſuchen. Er ſoll uns die Gruͤnde bilden, aus welchen wir uͤberhaupt die Guͤthe und Vollkommen- heit der Werke beurtheilen koͤnnen, welche durch die Manufacturen und Fabriquen gewuͤrket werden. Wir muͤſſen auch hier die weſentliche Guͤthe und Vollkommenheit von der zufaͤlligen unterſcheiden, die in den ſinnlichen Begriffen und in verſchiedenen Ne- benumſtaͤnden der Menſchen gegruͤndet iſt. Jn Anſehung der Guͤthe muß die we- ſentliche von der zuſaͤlli- gen unter- ſchieden wer- de. §. 528. Dieſe Werke der Kunſt ſind alsdenn weſent- lich vollkommen, wenn ſie diejenigen Abſichten wuͤrken koͤnnen, wozu ſie ſind gemacht worden. Man wird uns dieſe allgemeine Wahrheit auch in dem gegenwaͤrtigen Fall verwilligen, ohne daß es noͤ- thig iſt, ſie hier insbeſondere zu beweiſen. Grund der weſentlichen. §. 529. Worauf hat man zu ſehen, wenn die Kunſt ein Werk machen ſoll, das weſentlich vollkommen iſt. Es iſt nicht genug, daß man ſich einen deutlichen Begrif von der Abſicht macht, und die Materialien nach die- ſer Abſicht verknuͤpfet; man muß auch die Beſchaf- fenheit der Materialien unterſuchen, ob ſie vermoͤ- gend ſind, in der beſtimmten Verbindung die ange- nommene Abſicht zu wuͤrken. Denn unterlaͤſt man dieſe Unterſuchung, ſo wird man zwar eine wuͤrkliche Figur bekommen, durch welche die Wuͤrkung der an- genommenen Abſicht moͤglich iſt, den Dingen aber, die mit einander ſind verknuͤpfet worden, wird ſeht oft Wie dieſe zu bewerkſtelli- gen.

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Zitationshilfe: Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 335. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/355>, abgerufen am 29.03.2024.