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Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756.

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lichen Einkünfte vermehren. Sie müssen demnach
in den Stand gesezt werden, daß dieß durch sie nicht
nur möglich ist; sondern daß auch ihr Wille gegen
diese Beschäftigung gelenket werde. Dieß erfordert
eine Erwekkung der Begierde zur Arbeit. Jenes
erfordert einmahl eine Erkenntniß von der mögli-
chen Vermehrung der Einkünfte: Fürs andere ei-
nen Besitz derjenigen Mittel, durch welche man seine
Erkenntniß geschickt anwenden kann: Fürs dritte
eine Zerstörung derjenigen Umstände, die uns bey
der Ausführung dieser Absicht Hinderniße sezen kön-
nen. Hieraus folget es, daß ein Cameralist in An-
sehung der andern Aufgabe ferner verstehen müsse,
wie der Staat einzurichten sey, wenn er

Einmahl in den Unterthanen eine Begierde zur
Arbeit erwecken soll.
Fürs andere: wenn die Unterthanen eine hinrei-
chende Erkenntniß von der möglichen Vermeh-
rung der Einkünfte erlangen sollen.
Fürs dritte: wenn es den Unterthanen niemahls
an Mitteln und Gelegenheit fehlen soll, die er-
langte Erkenntniß geschickt anzuwenden.
Fürs vierte: wenn den Unterthanen keine Hin-
derniße sollen gesezet werden, das, was sie
verfertiget haben, bequem zu vertreiben.
§. 29.

Die Ursache, warum sich ein Cameralist um die-und wenn
aus diesen
die Einkünf-
te des Für-
sten zu he-
ben und zu
vermehren.

se Punkte bekümmert, ist, die järlichen Einkünfte ei-
nes Fürsten zu vermehren. (§. 21.) Dieß ist die
vorzügliche Beschäftigung, durch welche er sich ins-
besondere von einem andern wissenschaftlichem Wirthe
unterscheidet. Aber auch diese besondere Beschäfti-

gung
B 4

zu den Cameralwiſſenſchaften.
lichen Einkuͤnfte vermehren. Sie muͤſſen demnach
in den Stand geſezt werden, daß dieß durch ſie nicht
nur moͤglich iſt; ſondern daß auch ihr Wille gegen
dieſe Beſchaͤftigung gelenket werde. Dieß erfordert
eine Erwekkung der Begierde zur Arbeit. Jenes
erfordert einmahl eine Erkenntniß von der moͤgli-
chen Vermehrung der Einkuͤnfte: Fuͤrs andere ei-
nen Beſitz derjenigen Mittel, durch welche man ſeine
Erkenntniß geſchickt anwenden kann: Fuͤrs dritte
eine Zerſtoͤrung derjenigen Umſtaͤnde, die uns bey
der Ausfuͤhrung dieſer Abſicht Hinderniße ſezen koͤn-
nen. Hieraus folget es, daß ein Cameraliſt in An-
ſehung der andern Aufgabe ferner verſtehen muͤſſe,
wie der Staat einzurichten ſey, wenn er

Einmahl in den Unterthanen eine Begierde zur
Arbeit erwecken ſoll.
Fuͤrs andere: wenn die Unterthanen eine hinrei-
chende Erkenntniß von der moͤglichen Vermeh-
rung der Einkuͤnfte erlangen ſollen.
Fuͤrs dritte: wenn es den Unterthanen niemahls
an Mitteln und Gelegenheit fehlen ſoll, die er-
langte Erkenntniß geſchickt anzuwenden.
Fuͤrs vierte: wenn den Unterthanen keine Hin-
derniße ſollen geſezet werden, das, was ſie
verfertiget haben, bequem zu vertreiben.
§. 29.

Die Urſache, warum ſich ein Cameraliſt um die-und wenn
aus dieſen
die Einkuͤnf-
te des Fuͤr-
ſten zu he-
ben und zu
vermehren.

ſe Punkte bekuͤmmert, iſt, die jaͤrlichen Einkuͤnfte ei-
nes Fuͤrſten zu vermehren. (§. 21.) Dieß iſt die
vorzuͤgliche Beſchaͤftigung, durch welche er ſich ins-
beſondere von einem andern wiſſenſchaftlichem Wirthe
unterſcheidet. Aber auch dieſe beſondere Beſchaͤfti-

gung
B 4
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[23/0043] zu den Cameralwiſſenſchaften. lichen Einkuͤnfte vermehren. Sie muͤſſen demnach in den Stand geſezt werden, daß dieß durch ſie nicht nur moͤglich iſt; ſondern daß auch ihr Wille gegen dieſe Beſchaͤftigung gelenket werde. Dieß erfordert eine Erwekkung der Begierde zur Arbeit. Jenes erfordert einmahl eine Erkenntniß von der moͤgli- chen Vermehrung der Einkuͤnfte: Fuͤrs andere ei- nen Beſitz derjenigen Mittel, durch welche man ſeine Erkenntniß geſchickt anwenden kann: Fuͤrs dritte eine Zerſtoͤrung derjenigen Umſtaͤnde, die uns bey der Ausfuͤhrung dieſer Abſicht Hinderniße ſezen koͤn- nen. Hieraus folget es, daß ein Cameraliſt in An- ſehung der andern Aufgabe ferner verſtehen muͤſſe, wie der Staat einzurichten ſey, wenn er Einmahl in den Unterthanen eine Begierde zur Arbeit erwecken ſoll. Fuͤrs andere: wenn die Unterthanen eine hinrei- chende Erkenntniß von der moͤglichen Vermeh- rung der Einkuͤnfte erlangen ſollen. Fuͤrs dritte: wenn es den Unterthanen niemahls an Mitteln und Gelegenheit fehlen ſoll, die er- langte Erkenntniß geſchickt anzuwenden. Fuͤrs vierte: wenn den Unterthanen keine Hin- derniße ſollen geſezet werden, das, was ſie verfertiget haben, bequem zu vertreiben. §. 29. Die Urſache, warum ſich ein Cameraliſt um die- ſe Punkte bekuͤmmert, iſt, die jaͤrlichen Einkuͤnfte ei- nes Fuͤrſten zu vermehren. (§. 21.) Dieß iſt die vorzuͤgliche Beſchaͤftigung, durch welche er ſich ins- beſondere von einem andern wiſſenſchaftlichem Wirthe unterſcheidet. Aber auch dieſe beſondere Beſchaͤfti- gung und wenn aus dieſen die Einkuͤnf- te des Fuͤr- ſten zu he- ben und zu vermehren. B 4

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Zitationshilfe: Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/43>, abgerufen am 28.03.2024.