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Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756.

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Der Policey-Wissenschaft 2 Abschnitt,
der Wege mit Bäumen, die eine anmuthige Allee
bilden, ist da, wo die Bäume wachsen können, leicht
möglich. Ein jeder Bauer muß jährlich zehn Bäume
pflanzen, und die, welche er gepflantzet hat, pflegen und
erhalten. Geschiehet dieß unter einer Aufsicht, die
der Schulmeister führen kann, so können diese Bäume
regelmäßig gepflanzet werden.

§. 179.
Anwendung
dieser Mittel

Vielleicht wird uns von einigen dieser Vorwurf
gemacht, dieser Vorschlag wäre zwar gut, es würde
aber zu viele Kosten erfodern, ihn auszuführen. Jch
will auch meine Gedanken über diesen Punkt eröffnen.
Gute Anstalten können in einem Jahre nicht voll-
ständig werden. Man muß nur bey dem Anfange
einen Endwurf aufs Ganze machen, so wird man doch
mit der Zeit seinen Endzweck erreichen. Setze ich dieß
zum Grunde, so sehe ich es nicht ein, warum nicht
dieser Vorschlag ohne viele Kosten könnte ausgeführet
werden. Die Einrichtung könnte nach meiner Einsicht
also gemacht werden: Die Straße gehet entweder
durchs Dorf oder sie ist im freyen Felde. Jn dem
Dorfe muß ein jeder Jnnwohner die Straße vor seinem
Haufe vollkommen machen. Wird der Jnnwohner
hiezu angehalten, so wird er schon Mittel finden, dieß
bey Neben-Stunden zu bewerkstelligen. Gehet die
Straße durchs freye Feld, so besorget ein jedes Dorf
die, welche durch seine Fluhr gehet. Dieß wird in
viele Theile vertheilet, und man nimmet jährlich die
Besserung von einem Theile vor. Die Stadt schickt
ihnen diese zur Hülfe, die zur Strafe arbeiten müssen,
und die ihres Verbrechens halber ins Gefängniß ge-
leget worden. Jst man einmahl durch, so kommt es
auf die Ausbesserung an. Und ist der Weg vollkom-
men, so muß eine jede Dorfschaft dieß erhalten, und
so bald, als ein Fehler vorkommt, diesen bessern. Der

Schulz

Der Policey-Wiſſenſchaft 2 Abſchnitt,
der Wege mit Baͤumen, die eine anmuthige Allee
bilden, iſt da, wo die Baͤume wachſen koͤnnen, leicht
moͤglich. Ein jeder Bauer muß jaͤhrlich zehn Baͤume
pflanzen, und die, welche er gepflantzet hat, pflegen und
erhalten. Geſchiehet dieß unter einer Aufſicht, die
der Schulmeiſter fuͤhren kann, ſo koͤnnen dieſe Baͤume
regelmaͤßig gepflanzet werden.

§. 179.
Anwendung
dieſer Mittel

Vielleicht wird uns von einigen dieſer Vorwurf
gemacht, dieſer Vorſchlag waͤre zwar gut, es wuͤrde
aber zu viele Koſten erfodern, ihn auszufuͤhren. Jch
will auch meine Gedanken uͤber dieſen Punkt eroͤffnen.
Gute Anſtalten koͤnnen in einem Jahre nicht voll-
ſtaͤndig werden. Man muß nur bey dem Anfange
einen Endwurf aufs Ganze machen, ſo wird man doch
mit der Zeit ſeinen Endzweck erreichen. Setze ich dieß
zum Grunde, ſo ſehe ich es nicht ein, warum nicht
dieſer Vorſchlag ohne viele Koſten koͤnnte ausgefuͤhret
werden. Die Einrichtung koͤnnte nach meiner Einſicht
alſo gemacht werden: Die Straße gehet entweder
durchs Dorf oder ſie iſt im freyen Felde. Jn dem
Dorfe muß ein jeder Jnnwohner die Straße vor ſeinem
Haufe vollkommen machen. Wird der Jnnwohner
hiezu angehalten, ſo wird er ſchon Mittel finden, dieß
bey Neben-Stunden zu bewerkſtelligen. Gehet die
Straße durchs freye Feld, ſo beſorget ein jedes Dorf
die, welche durch ſeine Fluhr gehet. Dieß wird in
viele Theile vertheilet, und man nimmet jaͤhrlich die
Beſſerung von einem Theile vor. Die Stadt ſchickt
ihnen dieſe zur Huͤlfe, die zur Strafe arbeiten muͤſſen,
und die ihres Verbrechens halber ins Gefaͤngniß ge-
leget worden. Jſt man einmahl durch, ſo kommt es
auf die Ausbeſſerung an. Und iſt der Weg vollkom-
men, ſo muß eine jede Dorfſchaft dieß erhalten, und
ſo bald, als ein Fehler vorkommt, dieſen beſſern. Der

Schulz
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[490/0510] Der Policey-Wiſſenſchaft 2 Abſchnitt, der Wege mit Baͤumen, die eine anmuthige Allee bilden, iſt da, wo die Baͤume wachſen koͤnnen, leicht moͤglich. Ein jeder Bauer muß jaͤhrlich zehn Baͤume pflanzen, und die, welche er gepflantzet hat, pflegen und erhalten. Geſchiehet dieß unter einer Aufſicht, die der Schulmeiſter fuͤhren kann, ſo koͤnnen dieſe Baͤume regelmaͤßig gepflanzet werden. §. 179. Vielleicht wird uns von einigen dieſer Vorwurf gemacht, dieſer Vorſchlag waͤre zwar gut, es wuͤrde aber zu viele Koſten erfodern, ihn auszufuͤhren. Jch will auch meine Gedanken uͤber dieſen Punkt eroͤffnen. Gute Anſtalten koͤnnen in einem Jahre nicht voll- ſtaͤndig werden. Man muß nur bey dem Anfange einen Endwurf aufs Ganze machen, ſo wird man doch mit der Zeit ſeinen Endzweck erreichen. Setze ich dieß zum Grunde, ſo ſehe ich es nicht ein, warum nicht dieſer Vorſchlag ohne viele Koſten koͤnnte ausgefuͤhret werden. Die Einrichtung koͤnnte nach meiner Einſicht alſo gemacht werden: Die Straße gehet entweder durchs Dorf oder ſie iſt im freyen Felde. Jn dem Dorfe muß ein jeder Jnnwohner die Straße vor ſeinem Haufe vollkommen machen. Wird der Jnnwohner hiezu angehalten, ſo wird er ſchon Mittel finden, dieß bey Neben-Stunden zu bewerkſtelligen. Gehet die Straße durchs freye Feld, ſo beſorget ein jedes Dorf die, welche durch ſeine Fluhr gehet. Dieß wird in viele Theile vertheilet, und man nimmet jaͤhrlich die Beſſerung von einem Theile vor. Die Stadt ſchickt ihnen dieſe zur Huͤlfe, die zur Strafe arbeiten muͤſſen, und die ihres Verbrechens halber ins Gefaͤngniß ge- leget worden. Jſt man einmahl durch, ſo kommt es auf die Ausbeſſerung an. Und iſt der Weg vollkom- men, ſo muß eine jede Dorfſchaft dieß erhalten, und ſo bald, als ein Fehler vorkommt, dieſen beſſern. Der Schulz

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Zitationshilfe: Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 490. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/510>, abgerufen am 16.04.2024.