Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756.

Bild:
<< vorherige Seite

von der Sicherheit des Staats.
diesem Falle verdienet er entweder den Namen des
Betrügers (§. 207.), oder er ist durch Unglücks-Fälle
in diese Umstände versetzet worden. Wer in dem lez-
ten Falle Gewalt braucht, der handelt unmenschlich.
Das Verfahren widerspricht der Moral, welche die
Policey nicht aufhebet (§. 7.). Daher ist es un-
billig, wenn das Credit-Wesen auf diesen lezten Fall
soll gezogen werden. Dieß vorausgesetzet, so ist es
klar, daß man alsdenn sagen könne, in einem Lande
sey Credit, wenn man wider die Betrügereyen sicher ist.

§. 213.

Folglich wird zum Credit in einem Lande zweyerleyDieser erfo-
dert zwey
Stükke.

erfodert, das eine beziehet sich auf den ersten, und das
andere auf den andern Fall, von welchen wir zuvor
geredet haben. Dieß giebt uns einen Grund folgende
Regeln zu bilden.

Die erste Regel: Soll in einem Lande Credit
seyn, so muß derjenige, der von dem andern
mit Rechte etwas fodern kann, in dem Falle,
wenn dieser Vermögen hat, solches zu bezahlen,
die Bezahlung ohne Weitläuftigkeit und ohne
Hinderniß erhalten können.
Die andere Regel: Soll in einem Lande Credit
seyn, so muß derjenige, der von dem andern mit
Rechte etwas fodern kann, in dem Falle, wenn
dieser den Namen eines Betrügers verdienet,
und doch unvermögend ist, es zu bezahlen, zur
Ersetzung des Schadens durch die Arbeit des
Betrügers ohne Weitläuftigkeit gelangen können.
§. 214.

Wir wollen es versuchen, ob wir vollständige Mit-Wie das
erste Stück
möglich zu
machen.

tel finden können, durch welche beyde Punkte in der

An-
J i 5

von der Sicherheit des Staats.
dieſem Falle verdienet er entweder den Namen des
Betruͤgers (§. 207.), oder er iſt durch Ungluͤcks-Faͤlle
in dieſe Umſtaͤnde verſetzet worden. Wer in dem lez-
ten Falle Gewalt braucht, der handelt unmenſchlich.
Das Verfahren widerſpricht der Moral, welche die
Policey nicht aufhebet (§. 7.). Daher iſt es un-
billig, wenn das Credit-Weſen auf dieſen lezten Fall
ſoll gezogen werden. Dieß vorausgeſetzet, ſo iſt es
klar, daß man alsdenn ſagen koͤnne, in einem Lande
ſey Credit, wenn man wider die Betruͤgereyen ſicher iſt.

§. 213.

Folglich wird zum Credit in einem Lande zweyerleyDieſer erfo-
dert zwey
Stuͤkke.

erfodert, das eine beziehet ſich auf den erſten, und das
andere auf den andern Fall, von welchen wir zuvor
geredet haben. Dieß giebt uns einen Grund folgende
Regeln zu bilden.

Die erſte Regel: Soll in einem Lande Credit
ſeyn, ſo muß derjenige, der von dem andern
mit Rechte etwas fodern kann, in dem Falle,
wenn dieſer Vermoͤgen hat, ſolches zu bezahlen,
die Bezahlung ohne Weitlaͤuftigkeit und ohne
Hinderniß erhalten koͤnnen.
Die andere Regel: Soll in einem Lande Credit
ſeyn, ſo muß derjenige, der von dem andern mit
Rechte etwas fodern kann, in dem Falle, wenn
dieſer den Namen eines Betruͤgers verdienet,
und doch unvermoͤgend iſt, es zu bezahlen, zur
Erſetzung des Schadens durch die Arbeit des
Betruͤgers ohne Weitlaͤuftigkeit gelangen koͤnnen.
§. 214.

Wir wollen es verſuchen, ob wir vollſtaͤndige Mit-Wie das
erſte Stuͤck
moͤglich zu
machen.

tel finden koͤnnen, durch welche beyde Punkte in der

An-
J i 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0525" n="505"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">von der Sicherheit des Staats.</hi></fw><lb/>
die&#x017F;em Falle verdienet er entweder den Namen des<lb/>
Betru&#x0364;gers (§. 207.), oder er i&#x017F;t durch Unglu&#x0364;cks-Fa&#x0364;lle<lb/>
in die&#x017F;e Um&#x017F;ta&#x0364;nde ver&#x017F;etzet worden. Wer in dem lez-<lb/>
ten Falle Gewalt braucht, der handelt unmen&#x017F;chlich.<lb/>
Das Verfahren wider&#x017F;pricht der Moral, welche die<lb/>
Policey nicht aufhebet (§. 7.). Daher i&#x017F;t es un-<lb/>
billig, wenn das Credit-We&#x017F;en auf die&#x017F;en lezten Fall<lb/>
&#x017F;oll gezogen werden. Dieß vorausge&#x017F;etzet, &#x017F;o i&#x017F;t es<lb/>
klar, daß man alsdenn &#x017F;agen ko&#x0364;nne, in einem Lande<lb/>
&#x017F;ey Credit, wenn man wider die Betru&#x0364;gereyen &#x017F;icher i&#x017F;t.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 213.</head><lb/>
              <p>Folglich wird zum Credit in einem Lande zweyerley<note place="right">Die&#x017F;er erfo-<lb/>
dert zwey<lb/>
Stu&#x0364;kke.</note><lb/>
erfodert, das eine beziehet &#x017F;ich auf den er&#x017F;ten, und das<lb/>
andere auf den andern Fall, von welchen wir zuvor<lb/>
geredet haben. Dieß giebt uns einen Grund folgende<lb/>
Regeln zu bilden.</p><lb/>
              <list>
                <item><hi rendition="#fr">Die er&#x017F;te Regel:</hi> Soll in einem Lande Credit<lb/>
&#x017F;eyn, &#x017F;o muß derjenige, der von dem andern<lb/>
mit Rechte etwas fodern kann, in dem Falle,<lb/>
wenn die&#x017F;er Vermo&#x0364;gen hat, &#x017F;olches zu bezahlen,<lb/>
die Bezahlung ohne Weitla&#x0364;uftigkeit und ohne<lb/>
Hinderniß erhalten ko&#x0364;nnen.</item><lb/>
                <item><hi rendition="#fr">Die andere Regel:</hi> Soll in einem Lande Credit<lb/>
&#x017F;eyn, &#x017F;o muß derjenige, der von dem andern mit<lb/>
Rechte etwas fodern kann, in dem Falle, wenn<lb/>
die&#x017F;er den Namen eines Betru&#x0364;gers verdienet,<lb/>
und doch unvermo&#x0364;gend i&#x017F;t, es zu bezahlen, zur<lb/>
Er&#x017F;etzung des Schadens durch die Arbeit des<lb/>
Betru&#x0364;gers ohne Weitla&#x0364;uftigkeit gelangen ko&#x0364;nnen.</item>
              </list>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 214.</head><lb/>
              <p>Wir wollen es ver&#x017F;uchen, ob wir voll&#x017F;ta&#x0364;ndige Mit-<note place="right">Wie das<lb/>
er&#x017F;te Stu&#x0364;ck<lb/>
mo&#x0364;glich zu<lb/>
machen.</note><lb/>
tel finden ko&#x0364;nnen, durch welche beyde Punkte in der<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">J i 5</fw><fw place="bottom" type="catch">An-</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[505/0525] von der Sicherheit des Staats. dieſem Falle verdienet er entweder den Namen des Betruͤgers (§. 207.), oder er iſt durch Ungluͤcks-Faͤlle in dieſe Umſtaͤnde verſetzet worden. Wer in dem lez- ten Falle Gewalt braucht, der handelt unmenſchlich. Das Verfahren widerſpricht der Moral, welche die Policey nicht aufhebet (§. 7.). Daher iſt es un- billig, wenn das Credit-Weſen auf dieſen lezten Fall ſoll gezogen werden. Dieß vorausgeſetzet, ſo iſt es klar, daß man alsdenn ſagen koͤnne, in einem Lande ſey Credit, wenn man wider die Betruͤgereyen ſicher iſt. §. 213. Folglich wird zum Credit in einem Lande zweyerley erfodert, das eine beziehet ſich auf den erſten, und das andere auf den andern Fall, von welchen wir zuvor geredet haben. Dieß giebt uns einen Grund folgende Regeln zu bilden. Dieſer erfo- dert zwey Stuͤkke. Die erſte Regel: Soll in einem Lande Credit ſeyn, ſo muß derjenige, der von dem andern mit Rechte etwas fodern kann, in dem Falle, wenn dieſer Vermoͤgen hat, ſolches zu bezahlen, die Bezahlung ohne Weitlaͤuftigkeit und ohne Hinderniß erhalten koͤnnen. Die andere Regel: Soll in einem Lande Credit ſeyn, ſo muß derjenige, der von dem andern mit Rechte etwas fodern kann, in dem Falle, wenn dieſer den Namen eines Betruͤgers verdienet, und doch unvermoͤgend iſt, es zu bezahlen, zur Erſetzung des Schadens durch die Arbeit des Betruͤgers ohne Weitlaͤuftigkeit gelangen koͤnnen. §. 214. Wir wollen es verſuchen, ob wir vollſtaͤndige Mit- tel finden koͤnnen, durch welche beyde Punkte in der An- Wie das erſte Stuͤck moͤglich zu machen. J i 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/525
Zitationshilfe: Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 505. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/525>, abgerufen am 19.04.2024.