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Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756.

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Der Cameralwissensch. 2. Cap. von den
deutet das Wort Luft, sondern worin bestehet die
Sache, die wir Luft nennen? Es ist wahr, sie ist ein
flüßiger Körper. Wir müssen aber auch die wesent-
lichen Eigenschaften derjenigen Dinge bestimmen die die-
sen flüßigen Körper ausmachen. Jch habe Grund zu
glauben, daß diese Dinge nicht von einer, sondern von
verschiedener Art sind. Die reine Luft, von dieser ist
hier die Rede, ist nichts als der elementarische und durch
die coagulation zu einer gewissen Art der Dinge noch
nicht bestimmter Saft, der mit dem natürlichen Alkali und
dem wesentlichen Oele zwar vermischt, aber nicht vereini-
get ist. Jch habe diesen Begrif aus verschiedenen Ver-
suchen geschlossen, die ich bey müßigen Stunden ange-
stellet habe. Hier wird es genug seyn, daß ich, die
Wahrheit dieses Begriffs zu beweisen, meine Leser auf
diejenigen Folgen verweise, die ich aus diesem Begriffe
ziehen werde. Stimmen diese mit der Erfahrung
überein, so wird dieß genug seyn, zu beweisen, daß der
von mir gebildete Begriff wo nicht als eine Erklärung,
doch als ein wahrer Begrif könne angenommen werden.

§. 37.
Diese ist bey
dem wachsen
der Dinge
nöthig.

Der Zufluß der Luft hat einen merklichen Ein-
fluß in das wachsen der Dinge.
Die Erfahrung
bestätiget diese Lehre. Füllet ein Gefäß, durch welches
keine Luft dringet, und ein anderes, durch welches die
Luft dringet mit Erde von einerley Art und einerley
Güte. Stekket in beyden einen leichtkeimenden und
schnell wachsenden Saamen; bedekket jenes Gefäße mit
einem andern, durch welches keine Luft dringet. Die-
ses Gefäße setzet bey jenem, ohne es zu bedekken. Bey-
de pfleget auf einerley Art, und ihr werdet dasjenige
erfahren, was diesen Lehrsatz bevestiget.

§. 38.

Der Cameralwiſſenſch. 2. Cap. von den
deutet das Wort Luft, ſondern worin beſtehet die
Sache, die wir Luft nennen? Es iſt wahr, ſie iſt ein
fluͤßiger Koͤrper. Wir muͤſſen aber auch die weſent-
lichen Eigenſchaften derjenigen Dinge beſtimmen die die-
ſen fluͤßigen Koͤrper ausmachen. Jch habe Grund zu
glauben, daß dieſe Dinge nicht von einer, ſondern von
verſchiedener Art ſind. Die reine Luft, von dieſer iſt
hier die Rede, iſt nichts als der elementariſche und durch
die coagulation zu einer gewiſſen Art der Dinge noch
nicht beſtimmter Saft, der mit dem natuͤrlichen Alkali und
dem weſentlichen Oele zwar vermiſcht, aber nicht vereini-
get iſt. Jch habe dieſen Begrif aus verſchiedenen Ver-
ſuchen geſchloſſen, die ich bey muͤßigen Stunden ange-
ſtellet habe. Hier wird es genug ſeyn, daß ich, die
Wahrheit dieſes Begriffs zu beweiſen, meine Leſer auf
diejenigen Folgen verweiſe, die ich aus dieſem Begriffe
ziehen werde. Stimmen dieſe mit der Erfahrung
uͤberein, ſo wird dieß genug ſeyn, zu beweiſen, daß der
von mir gebildete Begriff wo nicht als eine Erklaͤrung,
doch als ein wahrer Begrif koͤnne angenommen werden.

§. 37.
Dieſe iſt bey
dem wachſen
der Dinge
noͤthig.

Der Zufluß der Luft hat einen merklichen Ein-
fluß in das wachſen der Dinge.
Die Erfahrung
beſtaͤtiget dieſe Lehre. Fuͤllet ein Gefaͤß, durch welches
keine Luft dringet, und ein anderes, durch welches die
Luft dringet mit Erde von einerley Art und einerley
Guͤte. Stekket in beyden einen leichtkeimenden und
ſchnell wachſenden Saamen; bedekket jenes Gefaͤße mit
einem andern, durch welches keine Luft dringet. Die-
ſes Gefaͤße ſetzet bey jenem, ohne es zu bedekken. Bey-
de pfleget auf einerley Art, und ihr werdet dasjenige
erfahren, was dieſen Lehrſatz beveſtiget.

§. 38.
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[56/0076] Der Cameralwiſſenſch. 2. Cap. von den deutet das Wort Luft, ſondern worin beſtehet die Sache, die wir Luft nennen? Es iſt wahr, ſie iſt ein fluͤßiger Koͤrper. Wir muͤſſen aber auch die weſent- lichen Eigenſchaften derjenigen Dinge beſtimmen die die- ſen fluͤßigen Koͤrper ausmachen. Jch habe Grund zu glauben, daß dieſe Dinge nicht von einer, ſondern von verſchiedener Art ſind. Die reine Luft, von dieſer iſt hier die Rede, iſt nichts als der elementariſche und durch die coagulation zu einer gewiſſen Art der Dinge noch nicht beſtimmter Saft, der mit dem natuͤrlichen Alkali und dem weſentlichen Oele zwar vermiſcht, aber nicht vereini- get iſt. Jch habe dieſen Begrif aus verſchiedenen Ver- ſuchen geſchloſſen, die ich bey muͤßigen Stunden ange- ſtellet habe. Hier wird es genug ſeyn, daß ich, die Wahrheit dieſes Begriffs zu beweiſen, meine Leſer auf diejenigen Folgen verweiſe, die ich aus dieſem Begriffe ziehen werde. Stimmen dieſe mit der Erfahrung uͤberein, ſo wird dieß genug ſeyn, zu beweiſen, daß der von mir gebildete Begriff wo nicht als eine Erklaͤrung, doch als ein wahrer Begrif koͤnne angenommen werden. §. 37. Der Zufluß der Luft hat einen merklichen Ein- fluß in das wachſen der Dinge. Die Erfahrung beſtaͤtiget dieſe Lehre. Fuͤllet ein Gefaͤß, durch welches keine Luft dringet, und ein anderes, durch welches die Luft dringet mit Erde von einerley Art und einerley Guͤte. Stekket in beyden einen leichtkeimenden und ſchnell wachſenden Saamen; bedekket jenes Gefaͤße mit einem andern, durch welches keine Luft dringet. Die- ſes Gefaͤße ſetzet bey jenem, ohne es zu bedekken. Bey- de pfleget auf einerley Art, und ihr werdet dasjenige erfahren, was dieſen Lehrſatz beveſtiget. §. 38.

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Zitationshilfe: Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/76>, abgerufen am 28.03.2024.