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Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756.

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von der Viehzucht.
Fürs andere: Daß man einen geringern Theil der
Felder zur Anbauung der Vieh - Fütterung nö-
thig hat, als wenn man es in die Weide gehen
läst. Folglich kann man einen größern Theil der
Felder zu andern Nutzungen anwenden.
Fürs dritte: Daß man den völligen Dünger ge-
winnet.
Fürs vierte: Daß das Vieh, weil es wenigere Be-
wegung hat, als wenn es in der Weide herum
lauft, auch wenigere Nahrung nöthig hat, und
daher bey gleich vielem Futter mehrere Milch
geben könne.
Fürs fünfte: Daß man die Art der Fütterung
nach dem, was wir von der Zeugung der Milch
abgehandelt haben, bequemer einrichten könne.

Dieß sind wichtige Vortheile, die wir alsdenn, wenn
das Vieh in die Weide gehet, gewiß verliehren.
Vielleicht wird man uns diese Vortheile verwilligen.
Man wird uns aber die Größe des Aufwands endgegen
setzen. Allein ich will es beweisen, daß dieß ein bloßer
Schein sey. Will man das Vieh im Stalle füttern,
so ist es wahr, daß man eine große Anzahl von Gesinde
braucht. Man muß auf 12. Kühe, wenn sie recht
sollen gewartet werden, eine Magd halten. Diese
kost jährlich mit Kost und Lohn 30. fl. 6. fl. verdie-
net sie mit andern Arbeiten, z. E. Spinnen, Gäten
und dergleichen. Folglich muß man auf 12. Kühe
24. fl. und also auf eine Kuh 2. fl. rechnen. Gehet
das Vieh in die Weide, so kann man auf eine Kuh
diesen Anfwand nur 1/2. fl. rechnen. Und also ist der
Aufwand auf einer jeden Kuh 11/2. fl. größer. Jch
will diese Rechnung verwilligen. Jch bleibe aber den-
noch bey meiner Meynung. Sollte wohl nicht der

Uber-
von der Viehzucht.
Fuͤrs andere: Daß man einen geringern Theil der
Felder zur Anbauung der Vieh - Fuͤtterung noͤ-
thig hat, als wenn man es in die Weide gehen
laͤſt. Folglich kann man einen groͤßern Theil der
Felder zu andern Nutzungen anwenden.
Fuͤrs dritte: Daß man den voͤlligen Duͤnger ge-
winnet.
Fuͤrs vierte: Daß das Vieh, weil es wenigere Be-
wegung hat, als wenn es in der Weide herum
lauft, auch wenigere Nahrung noͤthig hat, und
daher bey gleich vielem Futter mehrere Milch
geben koͤnne.
Fuͤrs fuͤnfte: Daß man die Art der Fuͤtterung
nach dem, was wir von der Zeugung der Milch
abgehandelt haben, bequemer einrichten koͤnne.

Dieß ſind wichtige Vortheile, die wir alsdenn, wenn
das Vieh in die Weide gehet, gewiß verliehren.
Vielleicht wird man uns dieſe Vortheile verwilligen.
Man wird uns aber die Groͤße des Aufwands endgegen
ſetzen. Allein ich will es beweiſen, daß dieß ein bloßer
Schein ſey. Will man das Vieh im Stalle fuͤttern,
ſo iſt es wahr, daß man eine große Anzahl von Geſinde
braucht. Man muß auf 12. Kuͤhe, wenn ſie recht
ſollen gewartet werden, eine Magd halten. Dieſe
koſt jaͤhrlich mit Koſt und Lohn 30. fl. 6. fl. verdie-
net ſie mit andern Arbeiten, z. E. Spinnen, Gaͤten
und dergleichen. Folglich muß man auf 12. Kuͤhe
24. fl. und alſo auf eine Kuh 2. fl. rechnen. Gehet
das Vieh in die Weide, ſo kann man auf eine Kuh
dieſen Anfwand nur ½. fl. rechnen. Und alſo iſt der
Aufwand auf einer jeden Kuh 1½. fl. groͤßer. Jch
will dieſe Rechnung verwilligen. Jch bleibe aber den-
noch bey meiner Meynung. Sollte wohl nicht der

Uber-
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[187/0207] von der Viehzucht. Fuͤrs andere: Daß man einen geringern Theil der Felder zur Anbauung der Vieh - Fuͤtterung noͤ- thig hat, als wenn man es in die Weide gehen laͤſt. Folglich kann man einen groͤßern Theil der Felder zu andern Nutzungen anwenden. Fuͤrs dritte: Daß man den voͤlligen Duͤnger ge- winnet. Fuͤrs vierte: Daß das Vieh, weil es wenigere Be- wegung hat, als wenn es in der Weide herum lauft, auch wenigere Nahrung noͤthig hat, und daher bey gleich vielem Futter mehrere Milch geben koͤnne. Fuͤrs fuͤnfte: Daß man die Art der Fuͤtterung nach dem, was wir von der Zeugung der Milch abgehandelt haben, bequemer einrichten koͤnne. Dieß ſind wichtige Vortheile, die wir alsdenn, wenn das Vieh in die Weide gehet, gewiß verliehren. Vielleicht wird man uns dieſe Vortheile verwilligen. Man wird uns aber die Groͤße des Aufwands endgegen ſetzen. Allein ich will es beweiſen, daß dieß ein bloßer Schein ſey. Will man das Vieh im Stalle fuͤttern, ſo iſt es wahr, daß man eine große Anzahl von Geſinde braucht. Man muß auf 12. Kuͤhe, wenn ſie recht ſollen gewartet werden, eine Magd halten. Dieſe koſt jaͤhrlich mit Koſt und Lohn 30. fl. 6. fl. verdie- net ſie mit andern Arbeiten, z. E. Spinnen, Gaͤten und dergleichen. Folglich muß man auf 12. Kuͤhe 24. fl. und alſo auf eine Kuh 2. fl. rechnen. Gehet das Vieh in die Weide, ſo kann man auf eine Kuh dieſen Anfwand nur ½. fl. rechnen. Und alſo iſt der Aufwand auf einer jeden Kuh 1½. fl. groͤßer. Jch will dieſe Rechnung verwilligen. Jch bleibe aber den- noch bey meiner Meynung. Sollte wohl nicht der Uber-

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Zitationshilfe: Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/207>, abgerufen am 18.04.2024.