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Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756.

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zu den Cameralwissenschaften.
sche Erkenntniß der Cameralwissenschaft, oder der Haus-
haltungskunst, wenn diese in dem allgemeinen Ver-
stande genommen wird, ist nicht nur nöthig, sondern
auch nützlich?

§. 3

Die Erfahrung ist dieser Lehre nicht zuwider, sieund aus der
Erfahrung
zernichtet.

wird vielmehr von der Erfahrung unterstützet und be-
vestiget. Man antworte uns nur auf diese Frage:
Haben nicht alle Theile der Gelahrheit hievon einen
merklichen Nutzen, wenn man die Natur der Dinge,
die sie abhandeln, genau untersuchet, aus dieser ihre
Eigenschaften deutlich schlüsset, das besondere, was
bey einem jeden Stücke die Erfahrung lehret, samm-
let, dieß mit jenem verbindet, und aus diesem die be-
sondern Lehren schlüsset, die unsere Erkenntniß und
Handlungen, wenn wir uns mit einem solchen Theile
der Gelahrheit beschäftigen wollen, regieren können?
Was haben nicht die Gebäude und die Künste denen
zu danken, die uns die Baukunst, und die Lehre von
den Maschinen in einer wissenschaftlichen und philoso-
phischen Verfassung dargestellet haben? Haben dieje-
nigen den Gewerken geschadet, die sich bemühet haben,
die Kunst, die Werke der Natur zu zerlegen, wissen-
schaftlich und philosophisch abzuhandeln? Dieß sind
Dinge, die einem jeden, der die Begebenheiten in
der Welt nicht obenhin betrachtet, vor Augen liegen.
Wer kann nun einen Grund ersinnen, der uns nöthi-
get, daß wir bey den Cameralwissenschaften von die-
ser allgemeinen Regel eine Ausnahme machen.

Anmerk. Diejenigen, welche mehr geneigt sind,
sich durch das Ansehen berümter Männer als durch
Gründe bewegen zu lassen, will ich jezo nur verwei-
sen auf die vortrefliche Streitschrift, die der Herr
von Rohr im Jahr 1712. de excolendo studio oeco-

nomico
A 3

zu den Cameralwiſſenſchaften.
ſche Erkenntniß der Cameralwiſſenſchaft, oder der Haus-
haltungskunſt, wenn dieſe in dem allgemeinen Ver-
ſtande genommen wird, iſt nicht nur noͤthig, ſondern
auch nuͤtzlich?

§. 3

Die Erfahrung iſt dieſer Lehre nicht zuwider, ſieund aus der
Erfahrung
zernichtet.

wird vielmehr von der Erfahrung unterſtuͤtzet und be-
veſtiget. Man antworte uns nur auf dieſe Frage:
Haben nicht alle Theile der Gelahrheit hievon einen
merklichen Nutzen, wenn man die Natur der Dinge,
die ſie abhandeln, genau unterſuchet, aus dieſer ihre
Eigenſchaften deutlich ſchluͤſſet, das beſondere, was
bey einem jeden Stuͤcke die Erfahrung lehret, ſamm-
let, dieß mit jenem verbindet, und aus dieſem die be-
ſondern Lehren ſchluͤſſet, die unſere Erkenntniß und
Handlungen, wenn wir uns mit einem ſolchen Theile
der Gelahrheit beſchaͤftigen wollen, regieren koͤnnen?
Was haben nicht die Gebaͤude und die Kuͤnſte denen
zu danken, die uns die Baukunſt, und die Lehre von
den Maſchinen in einer wiſſenſchaftlichen und philoſo-
phiſchen Verfaſſung dargeſtellet haben? Haben dieje-
nigen den Gewerken geſchadet, die ſich bemuͤhet haben,
die Kunſt, die Werke der Natur zu zerlegen, wiſſen-
ſchaftlich und philoſophiſch abzuhandeln? Dieß ſind
Dinge, die einem jeden, der die Begebenheiten in
der Welt nicht obenhin betrachtet, vor Augen liegen.
Wer kann nun einen Grund erſinnen, der uns noͤthi-
get, daß wir bey den Cameralwiſſenſchaften von die-
ſer allgemeinen Regel eine Ausnahme machen.

Anmerk. Diejenigen, welche mehr geneigt ſind,
ſich durch das Anſehen beruͤmter Maͤnner als durch
Gruͤnde bewegen zu laſſen, will ich jezo nur verwei-
ſen auf die vortrefliche Streitſchrift, die der Herr
von Rohr im Jahr 1712. de excolendo ſtudio oeco-

nomico
A 3
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[5/0025] zu den Cameralwiſſenſchaften. ſche Erkenntniß der Cameralwiſſenſchaft, oder der Haus- haltungskunſt, wenn dieſe in dem allgemeinen Ver- ſtande genommen wird, iſt nicht nur noͤthig, ſondern auch nuͤtzlich? §. 3 Die Erfahrung iſt dieſer Lehre nicht zuwider, ſie wird vielmehr von der Erfahrung unterſtuͤtzet und be- veſtiget. Man antworte uns nur auf dieſe Frage: Haben nicht alle Theile der Gelahrheit hievon einen merklichen Nutzen, wenn man die Natur der Dinge, die ſie abhandeln, genau unterſuchet, aus dieſer ihre Eigenſchaften deutlich ſchluͤſſet, das beſondere, was bey einem jeden Stuͤcke die Erfahrung lehret, ſamm- let, dieß mit jenem verbindet, und aus dieſem die be- ſondern Lehren ſchluͤſſet, die unſere Erkenntniß und Handlungen, wenn wir uns mit einem ſolchen Theile der Gelahrheit beſchaͤftigen wollen, regieren koͤnnen? Was haben nicht die Gebaͤude und die Kuͤnſte denen zu danken, die uns die Baukunſt, und die Lehre von den Maſchinen in einer wiſſenſchaftlichen und philoſo- phiſchen Verfaſſung dargeſtellet haben? Haben dieje- nigen den Gewerken geſchadet, die ſich bemuͤhet haben, die Kunſt, die Werke der Natur zu zerlegen, wiſſen- ſchaftlich und philoſophiſch abzuhandeln? Dieß ſind Dinge, die einem jeden, der die Begebenheiten in der Welt nicht obenhin betrachtet, vor Augen liegen. Wer kann nun einen Grund erſinnen, der uns noͤthi- get, daß wir bey den Cameralwiſſenſchaften von die- ſer allgemeinen Regel eine Ausnahme machen. und aus der Erfahrung zernichtet. Anmerk. Diejenigen, welche mehr geneigt ſind, ſich durch das Anſehen beruͤmter Maͤnner als durch Gruͤnde bewegen zu laſſen, will ich jezo nur verwei- ſen auf die vortrefliche Streitſchrift, die der Herr von Rohr im Jahr 1712. de excolendo ſtudio oeco- nomico A 3

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Zitationshilfe: Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/25>, abgerufen am 28.03.2024.