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Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756.

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Der Stadt-Wirthschaft 2 Abschnitt,
ken, das dem Brauen nachtheilig und nützlich ist.
Bey dem ersten Wege hat man diesen Vortheil, daß
das Getraide von der anhangenden Erde gereiniget
wird. Diese würde dem Biere einen sehr widrigen
Geschmack geben. Es ist aber auch nicht ohne Nach-
theil. Das Wasser ziehet viele Säfte und Geister
aus dem Getraide, die zur Nahrung dienen. Dieß
beweiset die Erfahrung, theils wenn man dieses
Wasser von den Kühen oder von den Mast-Ochsen
saufen läst: theils, wenn man es, nachdem es ist zu-
bereitet worden, destilliret. Dieß würket bey dem
Biere einen Abgang in der Stärke. Bey dem an-
dern Wege hat man diesen Vortheil, daß diese Säfte
und Geister beybehalten werden. Es wird aber das
Getraide von der anhängenden Erde nicht gereiniget.
Sollte es ohne Nutzen seyn, wenn man beyde Wege
mit einander verbinden wolte. Man könnte aus dem
ersten Wege die Abwaschung und aus dem andern die
Art der Einbeitzung behalten.

§. 334.
Regeln, wel-
che hiebey zu
beobachten.

Dieß, was wir von dem ersten Wege zur Einbei-
tzung abgehandelt haben, giebt uns folgende Regeln:

Die erste: Das Wasser muß nicht zu lange
auf dem Getraide stehen. Es muß viel-
mehr durch Ablassung des ersten, und Zu-
fließung eines frischen Wassers abgeküh-
let werden.
Die andere: Ein Wirth muß dieß Wasser,
was von dem Getraide abgelassen wird,
nicht wegschütten.
§. 335.
Das Kei-
men.

Dieß Aufquellen des Getraides ist der Anfang zur
Zerstörung der schleimigten Materie, woraus das

Mehl

Der Stadt-Wirthſchaft 2 Abſchnitt,
ken, das dem Brauen nachtheilig und nuͤtzlich iſt.
Bey dem erſten Wege hat man dieſen Vortheil, daß
das Getraide von der anhangenden Erde gereiniget
wird. Dieſe wuͤrde dem Biere einen ſehr widrigen
Geſchmack geben. Es iſt aber auch nicht ohne Nach-
theil. Das Waſſer ziehet viele Saͤfte und Geiſter
aus dem Getraide, die zur Nahrung dienen. Dieß
beweiſet die Erfahrung, theils wenn man dieſes
Waſſer von den Kuͤhen oder von den Maſt-Ochſen
ſaufen laͤſt: theils, wenn man es, nachdem es iſt zu-
bereitet worden, deſtilliret. Dieß wuͤrket bey dem
Biere einen Abgang in der Staͤrke. Bey dem an-
dern Wege hat man dieſen Vortheil, daß dieſe Saͤfte
und Geiſter beybehalten werden. Es wird aber das
Getraide von der anhaͤngenden Erde nicht gereiniget.
Sollte es ohne Nutzen ſeyn, wenn man beyde Wege
mit einander verbinden wolte. Man koͤnnte aus dem
erſten Wege die Abwaſchung und aus dem andern die
Art der Einbeitzung behalten.

§. 334.
Regeln, wel-
che hiebey zu
beobachten.

Dieß, was wir von dem erſten Wege zur Einbei-
tzung abgehandelt haben, giebt uns folgende Regeln:

Die erſte: Das Waſſer muß nicht zu lange
auf dem Getraide ſtehen. Es muß viel-
mehr durch Ablaſſung des erſten, und Zu-
fließung eines friſchen Waſſers abgekuͤh-
let werden.
Die andere: Ein Wirth muß dieß Waſſer,
was von dem Getraide abgelaſſen wird,
nicht wegſchuͤtten.
§. 335.
Das Kei-
men.

Dieß Aufquellen des Getraides iſt der Anfang zur
Zerſtoͤrung der ſchleimigten Materie, woraus das

Mehl
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[240/0260] Der Stadt-Wirthſchaft 2 Abſchnitt, ken, das dem Brauen nachtheilig und nuͤtzlich iſt. Bey dem erſten Wege hat man dieſen Vortheil, daß das Getraide von der anhangenden Erde gereiniget wird. Dieſe wuͤrde dem Biere einen ſehr widrigen Geſchmack geben. Es iſt aber auch nicht ohne Nach- theil. Das Waſſer ziehet viele Saͤfte und Geiſter aus dem Getraide, die zur Nahrung dienen. Dieß beweiſet die Erfahrung, theils wenn man dieſes Waſſer von den Kuͤhen oder von den Maſt-Ochſen ſaufen laͤſt: theils, wenn man es, nachdem es iſt zu- bereitet worden, deſtilliret. Dieß wuͤrket bey dem Biere einen Abgang in der Staͤrke. Bey dem an- dern Wege hat man dieſen Vortheil, daß dieſe Saͤfte und Geiſter beybehalten werden. Es wird aber das Getraide von der anhaͤngenden Erde nicht gereiniget. Sollte es ohne Nutzen ſeyn, wenn man beyde Wege mit einander verbinden wolte. Man koͤnnte aus dem erſten Wege die Abwaſchung und aus dem andern die Art der Einbeitzung behalten. §. 334. Dieß, was wir von dem erſten Wege zur Einbei- tzung abgehandelt haben, giebt uns folgende Regeln: Die erſte: Das Waſſer muß nicht zu lange auf dem Getraide ſtehen. Es muß viel- mehr durch Ablaſſung des erſten, und Zu- fließung eines friſchen Waſſers abgekuͤh- let werden. Die andere: Ein Wirth muß dieß Waſſer, was von dem Getraide abgelaſſen wird, nicht wegſchuͤtten. §. 335. Dieß Aufquellen des Getraides iſt der Anfang zur Zerſtoͤrung der ſchleimigten Materie, woraus das Mehl

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Zitationshilfe: Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/260>, abgerufen am 29.03.2024.