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Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756.

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Der Stadt-Wirthschaft 3 Abschnitt,
Das erste: Untersucht die Natur der Materialien,
aus welchen bis hieher das gegebene Werk der
Kunst ist verfertiget worden.
Das andere: Entdekket die Ursache, warum die
Verfertigung dieses Werkes aus den bis hieher
gebrauchten Materialien möglich sey, und die
Mittel, wodurch sie zu diesem Endzweck sind
geschickt gemacht worden.
Das dritte: Suchet Dinge von geringerm Werthe,
welche jenen ähnlich sind.
Das vierte: Untersuchet die innere Beschaffenheit
dieser Dinge. Vergleichet diese mit der Be-
schaffenheit von jenen, und merket genau den
Unterschied.
Das fünfte: Wendet jene Mittel an, auch die-
se zu dem bestimmten Werke geschickt zu machen.
Nur verändert dieß, was der angemerkte Unter-
schied erfodert. Der Ausgang wird uns viel
nützliches lehren.

Anmerk. 1. Es ist dieß eine Anwendung der
allgemeinen Lehre, die es uns zeiget, wie wir ei-
nen gegenwärtigen Fall aus einem ähnlichen erklä-
ren können. Sollte man nicht durch Hülfe dieser
Mittel die Möglichkeit entdekken können, wie aus
den Brennnesseln eine Art von Strümpfen zu ver-
fertigen, die sinnlich den seidenen sehr ähnlich sind.
Jch glaube dieß. Jch habe Grund, es zu glau-
ben, weil ich selbst die Brennnesseln also zuberei-
tet habe, daß sie der Seide in ihrer Güthe, wenn
wir diese nach der Empfindung betrachten, wenig
nachgeben.

Anmerk.
Der Stadt-Wirthſchaft 3 Abſchnitt,
Das erſte: Unterſucht die Natur der Materialien,
aus welchen bis hieher das gegebene Werk der
Kunſt iſt verfertiget worden.
Das andere: Entdekket die Urſache, warum die
Verfertigung dieſes Werkes aus den bis hieher
gebrauchten Materialien moͤglich ſey, und die
Mittel, wodurch ſie zu dieſem Endzweck ſind
geſchickt gemacht worden.
Das dritte: Suchet Dinge von geringerm Werthe,
welche jenen aͤhnlich ſind.
Das vierte: Unterſuchet die innere Beſchaffenheit
dieſer Dinge. Vergleichet dieſe mit der Be-
ſchaffenheit von jenen, und merket genau den
Unterſchied.
Das fuͤnfte: Wendet jene Mittel an, auch die-
ſe zu dem beſtimmten Werke geſchickt zu machen.
Nur veraͤndert dieß, was der angemerkte Unter-
ſchied erfodert. Der Ausgang wird uns viel
nuͤtzliches lehren.

Anmerk. 1. Es iſt dieß eine Anwendung der
allgemeinen Lehre, die es uns zeiget, wie wir ei-
nen gegenwaͤrtigen Fall aus einem aͤhnlichen erklaͤ-
ren koͤnnen. Sollte man nicht durch Huͤlfe dieſer
Mittel die Moͤglichkeit entdekken koͤnnen, wie aus
den Brennneſſeln eine Art von Struͤmpfen zu ver-
fertigen, die ſinnlich den ſeidenen ſehr aͤhnlich ſind.
Jch glaube dieß. Jch habe Grund, es zu glau-
ben, weil ich ſelbſt die Brennneſſeln alſo zuberei-
tet habe, daß ſie der Seide in ihrer Guͤthe, wenn
wir dieſe nach der Empfindung betrachten, wenig
nachgeben.

Anmerk.
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[344/0364] Der Stadt-Wirthſchaft 3 Abſchnitt, Das erſte: Unterſucht die Natur der Materialien, aus welchen bis hieher das gegebene Werk der Kunſt iſt verfertiget worden. Das andere: Entdekket die Urſache, warum die Verfertigung dieſes Werkes aus den bis hieher gebrauchten Materialien moͤglich ſey, und die Mittel, wodurch ſie zu dieſem Endzweck ſind geſchickt gemacht worden. Das dritte: Suchet Dinge von geringerm Werthe, welche jenen aͤhnlich ſind. Das vierte: Unterſuchet die innere Beſchaffenheit dieſer Dinge. Vergleichet dieſe mit der Be- ſchaffenheit von jenen, und merket genau den Unterſchied. Das fuͤnfte: Wendet jene Mittel an, auch die- ſe zu dem beſtimmten Werke geſchickt zu machen. Nur veraͤndert dieß, was der angemerkte Unter- ſchied erfodert. Der Ausgang wird uns viel nuͤtzliches lehren. Anmerk. 1. Es iſt dieß eine Anwendung der allgemeinen Lehre, die es uns zeiget, wie wir ei- nen gegenwaͤrtigen Fall aus einem aͤhnlichen erklaͤ- ren koͤnnen. Sollte man nicht durch Huͤlfe dieſer Mittel die Moͤglichkeit entdekken koͤnnen, wie aus den Brennneſſeln eine Art von Struͤmpfen zu ver- fertigen, die ſinnlich den ſeidenen ſehr aͤhnlich ſind. Jch glaube dieß. Jch habe Grund, es zu glau- ben, weil ich ſelbſt die Brennneſſeln alſo zuberei- tet habe, daß ſie der Seide in ihrer Guͤthe, wenn wir dieſe nach der Empfindung betrachten, wenig nachgeben. Anmerk.

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Zitationshilfe: Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 344. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/364>, abgerufen am 23.04.2024.