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Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756.

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Der Stadt-Wirthschaft 3 Abschnitt,
dieser Absicht mit großem Nutzen gebrauchen können.
Jch will nur einige beschreiben, und diese Beschrei-
bung wird es uns leicht machen, viele andere zu ent-
dekken. Herr Schißler beschreibt *) die Art, wie Garn
aus den Hopfen-Reben zu machen. Die Sache ist in
der Erfahrung gegründet. Sie verdient Aufmerk-
samkeit. Jch will die ganze Beschreibung hersetzen.
Man vergleiche sie mit zuvor angeführten Regeln,
und man wird diese Erfindung leicht beurtheilen kön-
nen. Die Beschreibung ist diese: Nachdem ich von
einem und andern aus Jumteland bin benachrichti-
get worden, daß die Einwohner, sonderlich die ge-
meinen in selbigem Lande, in Ermangelung des Leins,
welcher dasiger Orten noch nicht häufig gebauet wird,
Hopfen-Reben nehmen, nachdem der Hopfen im
Herbste ist abgepflükket worden, solche im Wasser rö-
sten, wie die Helsingländer ihren Lein, ihn nachdem
mit den Händen zerklopfen, zu grobem Garn spinnen,
und daraus eine grobe schlechte Leinwand weben, so
habe ich selbst einen Versuch 1743. angestellet, wie
sich solches thun lasse. Jm Herbst dieses Jahres, da
unsere Hopfen-Gärten aufgerissen waren, ließ ich das
Gesinde den Hopfen und die Blätter von den Ran-
ken abpflükken, nahm davon so viel, als ungefehr
zwey Bündel Lein beträgt, aus welchem die Bauern
in Jerlso, Linsdahl und Ferila, welches die Kirchspie-
le in Heßingland sind, wo der beste Lein wächst, ein
Pfund reinen geschwungenen Flachs machen, wenn er
etwas lang ist. Die Hopfen-Reben legte ich, anstatt
sie im Wasser zu rösten, auf das Dach eines Vieh-
Hauses, und legte außen und oben auf die Ranken
Stangen, damit sie der Wind nicht wegwehete. Als
sie nun über Winter bis auf den März 1744. gele-
gen hatten, nahm ich sie herunter, und legte sie in
eine Badstube. Einige Zeit darnach, als ich sie
wohl ausgetroknet fand, ließ ich die langen Ranken

in

Der Stadt-Wirthſchaft 3 Abſchnitt,
dieſer Abſicht mit großem Nutzen gebrauchen koͤnnen.
Jch will nur einige beſchreiben, und dieſe Beſchrei-
bung wird es uns leicht machen, viele andere zu ent-
dekken. Herr Schißler beſchreibt *) die Art, wie Garn
aus den Hopfen-Reben zu machen. Die Sache iſt in
der Erfahrung gegruͤndet. Sie verdient Aufmerk-
ſamkeit. Jch will die ganze Beſchreibung herſetzen.
Man vergleiche ſie mit zuvor angefuͤhrten Regeln,
und man wird dieſe Erfindung leicht beurtheilen koͤn-
nen. Die Beſchreibung iſt dieſe: Nachdem ich von
einem und andern aus Jumteland bin benachrichti-
get worden, daß die Einwohner, ſonderlich die ge-
meinen in ſelbigem Lande, in Ermangelung des Leins,
welcher daſiger Orten noch nicht haͤufig gebauet wird,
Hopfen-Reben nehmen, nachdem der Hopfen im
Herbſte iſt abgepfluͤkket worden, ſolche im Waſſer roͤ-
ſten, wie die Helſinglaͤnder ihren Lein, ihn nachdem
mit den Haͤnden zerklopfen, zu grobem Garn ſpinnen,
und daraus eine grobe ſchlechte Leinwand weben, ſo
habe ich ſelbſt einen Verſuch 1743. angeſtellet, wie
ſich ſolches thun laſſe. Jm Herbſt dieſes Jahres, da
unſere Hopfen-Gaͤrten aufgeriſſen waren, ließ ich das
Geſinde den Hopfen und die Blaͤtter von den Ran-
ken abpfluͤkken, nahm davon ſo viel, als ungefehr
zwey Buͤndel Lein betraͤgt, aus welchem die Bauern
in Jerlſo, Linsdahl und Ferila, welches die Kirchſpie-
le in Heßingland ſind, wo der beſte Lein waͤchſt, ein
Pfund reinen geſchwungenen Flachs machen, wenn er
etwas lang iſt. Die Hopfen-Reben legte ich, anſtatt
ſie im Waſſer zu roͤſten, auf das Dach eines Vieh-
Hauſes, und legte außen und oben auf die Ranken
Stangen, damit ſie der Wind nicht wegwehete. Als
ſie nun uͤber Winter bis auf den Maͤrz 1744. gele-
gen hatten, nahm ich ſie herunter, und legte ſie in
eine Badſtube. Einige Zeit darnach, als ich ſie
wohl ausgetroknet fand, ließ ich die langen Ranken

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[350/0370] Der Stadt-Wirthſchaft 3 Abſchnitt, dieſer Abſicht mit großem Nutzen gebrauchen koͤnnen. Jch will nur einige beſchreiben, und dieſe Beſchrei- bung wird es uns leicht machen, viele andere zu ent- dekken. Herr Schißler beſchreibt *⁾ die Art, wie Garn aus den Hopfen-Reben zu machen. Die Sache iſt in der Erfahrung gegruͤndet. Sie verdient Aufmerk- ſamkeit. Jch will die ganze Beſchreibung herſetzen. Man vergleiche ſie mit zuvor angefuͤhrten Regeln, und man wird dieſe Erfindung leicht beurtheilen koͤn- nen. Die Beſchreibung iſt dieſe: Nachdem ich von einem und andern aus Jumteland bin benachrichti- get worden, daß die Einwohner, ſonderlich die ge- meinen in ſelbigem Lande, in Ermangelung des Leins, welcher daſiger Orten noch nicht haͤufig gebauet wird, Hopfen-Reben nehmen, nachdem der Hopfen im Herbſte iſt abgepfluͤkket worden, ſolche im Waſſer roͤ- ſten, wie die Helſinglaͤnder ihren Lein, ihn nachdem mit den Haͤnden zerklopfen, zu grobem Garn ſpinnen, und daraus eine grobe ſchlechte Leinwand weben, ſo habe ich ſelbſt einen Verſuch 1743. angeſtellet, wie ſich ſolches thun laſſe. Jm Herbſt dieſes Jahres, da unſere Hopfen-Gaͤrten aufgeriſſen waren, ließ ich das Geſinde den Hopfen und die Blaͤtter von den Ran- ken abpfluͤkken, nahm davon ſo viel, als ungefehr zwey Buͤndel Lein betraͤgt, aus welchem die Bauern in Jerlſo, Linsdahl und Ferila, welches die Kirchſpie- le in Heßingland ſind, wo der beſte Lein waͤchſt, ein Pfund reinen geſchwungenen Flachs machen, wenn er etwas lang iſt. Die Hopfen-Reben legte ich, anſtatt ſie im Waſſer zu roͤſten, auf das Dach eines Vieh- Hauſes, und legte außen und oben auf die Ranken Stangen, damit ſie der Wind nicht wegwehete. Als ſie nun uͤber Winter bis auf den Maͤrz 1744. gele- gen hatten, nahm ich ſie herunter, und legte ſie in eine Badſtube. Einige Zeit darnach, als ich ſie wohl ausgetroknet fand, ließ ich die langen Ranken in

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Zitationshilfe: Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 350. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/370>, abgerufen am 25.04.2024.