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Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756.

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Der Stadt-Wirthschaft 3 Abschnitt,
denen Stellen mit grüner Seife; alsdenn wirft sie
es in einen Wasch-Kübel, der nicht wie bey uns, ein
Zapfloch hat, und dekt ein grobes Tuch, welches das
Aschtuch heist, darüber. Unter der Zeit, da dieß
geschiehet, kocht ein Kessel mit Wasser, worein man
Asche geworfen hat, auf dem Feuer, und wenn die
Asche wohl durchgekocht ist, gießet man das Wasser in
den Wasch-Kübel durch das darüber gebreitete Asch-
tuch, welches die Dienste thut, daß es die Asche, die
mit dem Wasser heraus gelaufen seyn mag, zurück
hält. Man findet für gut, die Menge des Wassers
nach einem ähnlichem Verhältnisse mit der Menge des
Leinwands zu erwählen. Nachdem man das kochende
Wasser aufgegossen hat, dekt man den Wasser-Kübel
zu, und läst es also wenigstens fünf oder sechs Stun-
den stille stehen. Nach Verlauf dieser Zeit ziehen sie
ihr leinen Zeug wieder heraus, und seifens mit der
Hand ein, wie man es mit der feinsten Wäsche und
den Spitzen macht. Hiernächst spült man es aus,
und schickt es auf die Bleiche.

§. 565.
Fernere
Fortsetzung.

Die Bleiche ist ein grasigter Platz, der gemeiniglich
mit Graben und bisweilen mit Zäunen umgeben ist.
Durch einen solchen Platz gehen nach seiner verschiede-
nen Größe ein oder mehrere Kanäle, die tief genug
sind, daß, wenn man mit einer Schaufel ins Was-
ser fährt, man nicht den Schlamm berührt, und das
Wasser nicht trübe macht. Das leinen Zeug wird
längst den Kanälen auf dem Grase ausgebreitet, und
man begießet es zween oder drey Tage über, so oft
es trokken wird. Dieses Begießen geschieht mit ei-
ner Wasser-Schaufel, wodurch sich das Wasser weit
genug werfen läst, viel leinen Zeug zu benetzen.
Wenn nun das leinen Zeug weiß genug ist, so steckt

man

Der Stadt-Wirthſchaft 3 Abſchnitt,
denen Stellen mit gruͤner Seife; alsdenn wirft ſie
es in einen Waſch-Kuͤbel, der nicht wie bey uns, ein
Zapfloch hat, und dekt ein grobes Tuch, welches das
Aſchtuch heiſt, daruͤber. Unter der Zeit, da dieß
geſchiehet, kocht ein Keſſel mit Waſſer, worein man
Aſche geworfen hat, auf dem Feuer, und wenn die
Aſche wohl durchgekocht iſt, gießet man das Waſſer in
den Waſch-Kuͤbel durch das daruͤber gebreitete Aſch-
tuch, welches die Dienſte thut, daß es die Aſche, die
mit dem Waſſer heraus gelaufen ſeyn mag, zuruͤck
haͤlt. Man findet fuͤr gut, die Menge des Waſſers
nach einem aͤhnlichem Verhaͤltniſſe mit der Menge des
Leinwands zu erwaͤhlen. Nachdem man das kochende
Waſſer aufgegoſſen hat, dekt man den Waſſer-Kuͤbel
zu, und laͤſt es alſo wenigſtens fuͤnf oder ſechs Stun-
den ſtille ſtehen. Nach Verlauf dieſer Zeit ziehen ſie
ihr leinen Zeug wieder heraus, und ſeifens mit der
Hand ein, wie man es mit der feinſten Waͤſche und
den Spitzen macht. Hiernaͤchſt ſpuͤlt man es aus,
und ſchickt es auf die Bleiche.

§. 565.
Fernere
Fortſetzung.

Die Bleiche iſt ein graſigter Platz, der gemeiniglich
mit Graben und bisweilen mit Zaͤunen umgeben iſt.
Durch einen ſolchen Platz gehen nach ſeiner verſchiede-
nen Groͤße ein oder mehrere Kanaͤle, die tief genug
ſind, daß, wenn man mit einer Schaufel ins Waſ-
ſer faͤhrt, man nicht den Schlamm beruͤhrt, und das
Waſſer nicht truͤbe macht. Das leinen Zeug wird
laͤngſt den Kanaͤlen auf dem Graſe ausgebreitet, und
man begießet es zween oder drey Tage uͤber, ſo oft
es trokken wird. Dieſes Begießen geſchieht mit ei-
ner Waſſer-Schaufel, wodurch ſich das Waſſer weit
genug werfen laͤſt, viel leinen Zeug zu benetzen.
Wenn nun das leinen Zeug weiß genug iſt, ſo ſteckt

man
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[362/0382] Der Stadt-Wirthſchaft 3 Abſchnitt, denen Stellen mit gruͤner Seife; alsdenn wirft ſie es in einen Waſch-Kuͤbel, der nicht wie bey uns, ein Zapfloch hat, und dekt ein grobes Tuch, welches das Aſchtuch heiſt, daruͤber. Unter der Zeit, da dieß geſchiehet, kocht ein Keſſel mit Waſſer, worein man Aſche geworfen hat, auf dem Feuer, und wenn die Aſche wohl durchgekocht iſt, gießet man das Waſſer in den Waſch-Kuͤbel durch das daruͤber gebreitete Aſch- tuch, welches die Dienſte thut, daß es die Aſche, die mit dem Waſſer heraus gelaufen ſeyn mag, zuruͤck haͤlt. Man findet fuͤr gut, die Menge des Waſſers nach einem aͤhnlichem Verhaͤltniſſe mit der Menge des Leinwands zu erwaͤhlen. Nachdem man das kochende Waſſer aufgegoſſen hat, dekt man den Waſſer-Kuͤbel zu, und laͤſt es alſo wenigſtens fuͤnf oder ſechs Stun- den ſtille ſtehen. Nach Verlauf dieſer Zeit ziehen ſie ihr leinen Zeug wieder heraus, und ſeifens mit der Hand ein, wie man es mit der feinſten Waͤſche und den Spitzen macht. Hiernaͤchſt ſpuͤlt man es aus, und ſchickt es auf die Bleiche. §. 565. Die Bleiche iſt ein graſigter Platz, der gemeiniglich mit Graben und bisweilen mit Zaͤunen umgeben iſt. Durch einen ſolchen Platz gehen nach ſeiner verſchiede- nen Groͤße ein oder mehrere Kanaͤle, die tief genug ſind, daß, wenn man mit einer Schaufel ins Waſ- ſer faͤhrt, man nicht den Schlamm beruͤhrt, und das Waſſer nicht truͤbe macht. Das leinen Zeug wird laͤngſt den Kanaͤlen auf dem Graſe ausgebreitet, und man begießet es zween oder drey Tage uͤber, ſo oft es trokken wird. Dieſes Begießen geſchieht mit ei- ner Waſſer-Schaufel, wodurch ſich das Waſſer weit genug werfen laͤſt, viel leinen Zeug zu benetzen. Wenn nun das leinen Zeug weiß genug iſt, ſo ſteckt man

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Zitationshilfe: Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 362. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/382>, abgerufen am 25.04.2024.