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Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756.

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Der Stadt-Wirthschaft 3 Abschnitt,
chen, die Mittel angeben, aus welchen diese oder
jene Farbe könne bereitet werden, und den Weg, diese
zu bereiten beschreiben, so würde ich mich zu weit von
meiner gegenwärtigen Absicht entfernen. Wer die
Lehre von den Farben untersuchen will, den will ich
zum Neuton und Castell verweisen. Und wer ein
Verlangen trägt sich einen Begriff von der Verferti-
gung der Farben und von dem zu machen, wie man
diese zum Nutzen der Menschen anwenden könne, der
wird nicht ohne Nutzen die Artem tinctoriam fun-
damentalem
lesen, die von vielen dem berühmten Col-
bert
zugeeignet wird. Jetzo gehet meine Absicht nur
dahin, daß wir einen Begriff von den Farben, und
von den Stükken machen wollen, worauf wir alsdenn
sehen müssen, wenn eine Farbe soll vollkommen und
dauerhaft werden. Vielleicht kann diese Anleitung
denen, welche sich um die Färberey zu bekümmern ha-
ben, Gelegenheit geben, durch Nachdenken auf das-
jenige zu verfallen, was in ihren Werken eine Un-
vollkommenheit würket, und was es macht daß ihnen
das unmöglich, was an andern Orten möglich ist.

§. 610.
Eintheilung
der Farben,
in Grund-
Farben,

Die Farben, wenn wir dieses Wort kunstmäßig
nehmen, und also diejenigen Dinge darunter verstehen,
die man anwenden kann, andern Dingen eine Farbe zu
geben, werden mit Grunde in die einfachen, in die
mittel Farben und in die vermischten getheilet. Ein-
fache Farben,
die auch von andern Grund-Far-
ben
genennet werden, sind diejenigen, die der Künst-
ler in keine andere Farben zerlegen, und von welchen
er es durch die Erfahrung nicht zeigen kann, daß sie
aus andern Farben entspringen. Nach diesem Be-
griff zehlet der Künstler fünf einfache Farben die
blaue, die rothe, die gelbe, die braune, die
schwarze.

§. 611.

Der Stadt-Wirthſchaft 3 Abſchnitt,
chen, die Mittel angeben, aus welchen dieſe oder
jene Farbe koͤnne bereitet werden, und den Weg, dieſe
zu bereiten beſchreiben, ſo wuͤrde ich mich zu weit von
meiner gegenwaͤrtigen Abſicht entfernen. Wer die
Lehre von den Farben unterſuchen will, den will ich
zum Neuton und Caſtell verweiſen. Und wer ein
Verlangen traͤgt ſich einen Begriff von der Verferti-
gung der Farben und von dem zu machen, wie man
dieſe zum Nutzen der Menſchen anwenden koͤnne, der
wird nicht ohne Nutzen die Artem tinctoriam fun-
damentalem
leſen, die von vielen dem beruͤhmten Col-
bert
zugeeignet wird. Jetzo gehet meine Abſicht nur
dahin, daß wir einen Begriff von den Farben, und
von den Stuͤkken machen wollen, worauf wir alsdenn
ſehen muͤſſen, wenn eine Farbe ſoll vollkommen und
dauerhaft werden. Vielleicht kann dieſe Anleitung
denen, welche ſich um die Faͤrberey zu bekuͤmmern ha-
ben, Gelegenheit geben, durch Nachdenken auf das-
jenige zu verfallen, was in ihren Werken eine Un-
vollkommenheit wuͤrket, und was es macht daß ihnen
das unmoͤglich, was an andern Orten moͤglich iſt.

§. 610.
Eintheilung
der Farben,
in Grund-
Farben,

Die Farben, wenn wir dieſes Wort kunſtmaͤßig
nehmen, und alſo diejenigen Dinge darunter verſtehen,
die man anwenden kann, andern Dingen eine Farbe zu
geben, werden mit Grunde in die einfachen, in die
mittel Farben und in die vermiſchten getheilet. Ein-
fache Farben,
die auch von andern Grund-Far-
ben
genennet werden, ſind diejenigen, die der Kuͤnſt-
ler in keine andere Farben zerlegen, und von welchen
er es durch die Erfahrung nicht zeigen kann, daß ſie
aus andern Farben entſpringen. Nach dieſem Be-
griff zehlet der Kuͤnſtler fuͤnf einfache Farben die
blaue, die rothe, die gelbe, die braune, die
ſchwarze.

§. 611.
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[382/0402] Der Stadt-Wirthſchaft 3 Abſchnitt, chen, die Mittel angeben, aus welchen dieſe oder jene Farbe koͤnne bereitet werden, und den Weg, dieſe zu bereiten beſchreiben, ſo wuͤrde ich mich zu weit von meiner gegenwaͤrtigen Abſicht entfernen. Wer die Lehre von den Farben unterſuchen will, den will ich zum Neuton und Caſtell verweiſen. Und wer ein Verlangen traͤgt ſich einen Begriff von der Verferti- gung der Farben und von dem zu machen, wie man dieſe zum Nutzen der Menſchen anwenden koͤnne, der wird nicht ohne Nutzen die Artem tinctoriam fun- damentalem leſen, die von vielen dem beruͤhmten Col- bert zugeeignet wird. Jetzo gehet meine Abſicht nur dahin, daß wir einen Begriff von den Farben, und von den Stuͤkken machen wollen, worauf wir alsdenn ſehen muͤſſen, wenn eine Farbe ſoll vollkommen und dauerhaft werden. Vielleicht kann dieſe Anleitung denen, welche ſich um die Faͤrberey zu bekuͤmmern ha- ben, Gelegenheit geben, durch Nachdenken auf das- jenige zu verfallen, was in ihren Werken eine Un- vollkommenheit wuͤrket, und was es macht daß ihnen das unmoͤglich, was an andern Orten moͤglich iſt. §. 610. Die Farben, wenn wir dieſes Wort kunſtmaͤßig nehmen, und alſo diejenigen Dinge darunter verſtehen, die man anwenden kann, andern Dingen eine Farbe zu geben, werden mit Grunde in die einfachen, in die mittel Farben und in die vermiſchten getheilet. Ein- fache Farben, die auch von andern Grund-Far- ben genennet werden, ſind diejenigen, die der Kuͤnſt- ler in keine andere Farben zerlegen, und von welchen er es durch die Erfahrung nicht zeigen kann, daß ſie aus andern Farben entſpringen. Nach dieſem Be- griff zehlet der Kuͤnſtler fuͤnf einfache Farben die blaue, die rothe, die gelbe, die braune, die ſchwarze. §. 611.

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Zitationshilfe: Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 382. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/402>, abgerufen am 29.03.2024.