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Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756.

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von den allgemeinen Regeln derselben.
§. 5.

Policey-Gesetze sind diejenigen Befehle, derenWas Poli-
cey-Gesetze?

Beobachtung die Erhaltung und Vermehrung der
jährlichen Einkünfte der Jnwohner eines Staats
würken sollen.

§. 6.

Aus diesem schlüße ich, daß die Policey-Gesetze inVerschiede-
ne Arten der-
selben.

zwey Classen zu vertheilen. Die erste fasset diejeni-
gen in sich, die dasjenige aus dem Wege räumen sol-
len, was vermögend ist, die zuvor genennten jähr-
lichen Einkünfte zu vermindern. Die andere Classe
fasset diejenigen Gesetze in sich, die dasjenige würken
sollen, was diese Einkünfte zu vermehren vermögend
ist.

§. 7.

Policey-Gesetze müssen den moralischen Gese-Allgemeine
Eigenschaft
derselben,
wenn sie ver-
nünftige sind

tzen nicht widersprechen. Sie müssen nur das-
jenige, was nach der Moral unter die erlaub-
ten Dinge gehöret, also bestimmen, wie es die
Absicht erfodert, den Staat reich zu machen.

Moralische Gesetze gebiethen das, was gut ist, und
verbiethen das, was böse ist. Sollten nun die Poli-
cey-Gesetze den moralischen widersprechen, so müsten
sie dasjenige gebiethen, was böse, und verbiethen,
was gut ist. Dieß widerspricht der Vernunft. Aus
diesem folget ferner, daß sich die Policey-Gesetze nur
mit dem beschäftigen können, was nach der Moral
erlaubt ist. Da es nun die Weisheit erfodert, daß
man die Dinge nach ihrer Absicht bestimmet, und da
die Absicht der Policey diese ist, den Staat reich zu
machen, (§. 1.) so ist klar, daß die Policey-Gesetze
nur diejenigen Dinge, die nach der Moral erlaubt
sind, nach der angenommen Absicht bestimmen, das ist,
gebiethen oder verbiethen können.

§. 8.
von den allgemeinen Regeln derſelben.
§. 5.

Policey-Geſetze ſind diejenigen Befehle, derenWas Poli-
cey-Geſetze?

Beobachtung die Erhaltung und Vermehrung der
jaͤhrlichen Einkuͤnfte der Jnwohner eines Staats
wuͤrken ſollen.

§. 6.

Aus dieſem ſchluͤße ich, daß die Policey-Geſetze inVerſchiede-
ne Arten der-
ſelben.

zwey Claſſen zu vertheilen. Die erſte faſſet diejeni-
gen in ſich, die dasjenige aus dem Wege raͤumen ſol-
len, was vermoͤgend iſt, die zuvor genennten jaͤhr-
lichen Einkuͤnfte zu vermindern. Die andere Claſſe
faſſet diejenigen Geſetze in ſich, die dasjenige wuͤrken
ſollen, was dieſe Einkuͤnfte zu vermehren vermoͤgend
iſt.

§. 7.

Policey-Geſetze muͤſſen den moraliſchen Geſe-Allgemeine
Eigenſchaft
derſelben,
wenn ſie ver-
nuͤnftige ſind

tzen nicht widerſprechen. Sie muͤſſen nur das-
jenige, was nach der Moral unter die erlaub-
ten Dinge gehoͤret, alſo beſtimmen, wie es die
Abſicht erfodert, den Staat reich zu machen.

Moraliſche Geſetze gebiethen das, was gut iſt, und
verbiethen das, was boͤſe iſt. Sollten nun die Poli-
cey-Geſetze den moraliſchen widerſprechen, ſo muͤſten
ſie dasjenige gebiethen, was boͤſe, und verbiethen,
was gut iſt. Dieß widerſpricht der Vernunft. Aus
dieſem folget ferner, daß ſich die Policey-Geſetze nur
mit dem beſchaͤftigen koͤnnen, was nach der Moral
erlaubt iſt. Da es nun die Weisheit erfodert, daß
man die Dinge nach ihrer Abſicht beſtimmet, und da
die Abſicht der Policey dieſe iſt, den Staat reich zu
machen, (§. 1.) ſo iſt klar, daß die Policey-Geſetze
nur diejenigen Dinge, die nach der Moral erlaubt
ſind, nach der angenommen Abſicht beſtimmen, das iſt,
gebiethen oder verbiethen koͤnnen.

§. 8.
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[395/0415] von den allgemeinen Regeln derſelben. §. 5. Policey-Geſetze ſind diejenigen Befehle, deren Beobachtung die Erhaltung und Vermehrung der jaͤhrlichen Einkuͤnfte der Jnwohner eines Staats wuͤrken ſollen. Was Poli- cey-Geſetze? §. 6. Aus dieſem ſchluͤße ich, daß die Policey-Geſetze in zwey Claſſen zu vertheilen. Die erſte faſſet diejeni- gen in ſich, die dasjenige aus dem Wege raͤumen ſol- len, was vermoͤgend iſt, die zuvor genennten jaͤhr- lichen Einkuͤnfte zu vermindern. Die andere Claſſe faſſet diejenigen Geſetze in ſich, die dasjenige wuͤrken ſollen, was dieſe Einkuͤnfte zu vermehren vermoͤgend iſt. Verſchiede- ne Arten der- ſelben. §. 7. Policey-Geſetze muͤſſen den moraliſchen Geſe- tzen nicht widerſprechen. Sie muͤſſen nur das- jenige, was nach der Moral unter die erlaub- ten Dinge gehoͤret, alſo beſtimmen, wie es die Abſicht erfodert, den Staat reich zu machen. Moraliſche Geſetze gebiethen das, was gut iſt, und verbiethen das, was boͤſe iſt. Sollten nun die Poli- cey-Geſetze den moraliſchen widerſprechen, ſo muͤſten ſie dasjenige gebiethen, was boͤſe, und verbiethen, was gut iſt. Dieß widerſpricht der Vernunft. Aus dieſem folget ferner, daß ſich die Policey-Geſetze nur mit dem beſchaͤftigen koͤnnen, was nach der Moral erlaubt iſt. Da es nun die Weisheit erfodert, daß man die Dinge nach ihrer Abſicht beſtimmet, und da die Abſicht der Policey dieſe iſt, den Staat reich zu machen, (§. 1.) ſo iſt klar, daß die Policey-Geſetze nur diejenigen Dinge, die nach der Moral erlaubt ſind, nach der angenommen Abſicht beſtimmen, das iſt, gebiethen oder verbiethen koͤnnen. Allgemeine Eigenſchaft derſelben, wenn ſie ver- nuͤnftige ſind §. 8.

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Zitationshilfe: Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 395. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/415>, abgerufen am 19.04.2024.