Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756.

Bild:
<< vorherige Seite

von der Einrichtung der Schulen.
schwer werden, diese Fertigkeit zu erlangen. Es feh-
let ihm Gelegenheit, behutsam zu werden, und den Zu-
sammenhang seiner Handlungen selbst einzurichten.
Diese Gedanken, welche aus dem Begriff der Fertig-
keit folgen, wenn er auf die gegenwärtige Absicht an-
gewendet wird, unterstützen auch die Erfahrung. Und
darum gebiethet es die Klugheit, einem Menschen, der
gelehrt werden soll, in einem gewissen Theil seines Le-
bens die völlige Freyheit zu lassen, doch mit der von
uns angenommenen Einschränkung. Jn den niedri-
gen Schulen ist dieß nicht möglich (§. 68.). Folg-
lich muß es ein Haupt-Stück der Universität
seyn (§. 69.).

§. 71.

Will man einwenden, diese Freyheit sey die Ursache,Besondere
Folgen,

warum wenige gerathen, so antworte ich: Einmahl,
ist es nicht besser, daß man einige Gelehrte bekommt,
die wahrhaftig brauchbar sind, als wenn man keine
hat. Vieles Wissen, macht keinen brauchbaren Ge-
lehrten. Fürs andere: Die, welche nicht als Gelehrte
gerathen, die können im Staate zu andern Absichten
angewendet werden, und es ist dem Staate nüzlich,
daß man diejenigen kennen lernt, die sich selbst nicht
regieren können, ehe man ihnen ein Amt anvertrauet,
das diese Kunst nothwendig erfodert.

§. 72.

Aus diesem folgen einige besondere Regeln, die wich-die erste.
tig sind. Die erste Regel: Es ist rathsam, daß
man keinem eine gelehrte Bedienung gebe, der
nicht durch glaubwürdige Zeugnisse sein auf
Universitäten geführtes Leben darstellen kann.

§. 73.

von der Einrichtung der Schulen.
ſchwer werden, dieſe Fertigkeit zu erlangen. Es feh-
let ihm Gelegenheit, behutſam zu werden, und den Zu-
ſammenhang ſeiner Handlungen ſelbſt einzurichten.
Dieſe Gedanken, welche aus dem Begriff der Fertig-
keit folgen, wenn er auf die gegenwaͤrtige Abſicht an-
gewendet wird, unterſtuͤtzen auch die Erfahrung. Und
darum gebiethet es die Klugheit, einem Menſchen, der
gelehrt werden ſoll, in einem gewiſſen Theil ſeines Le-
bens die voͤllige Freyheit zu laſſen, doch mit der von
uns angenommenen Einſchraͤnkung. Jn den niedri-
gen Schulen iſt dieß nicht moͤglich (§. 68.). Folg-
lich muß es ein Haupt-Stuͤck der Univerſitaͤt
ſeyn (§. 69.).

§. 71.

Will man einwenden, dieſe Freyheit ſey die Urſache,Beſondere
Folgen,

warum wenige gerathen, ſo antworte ich: Einmahl,
iſt es nicht beſſer, daß man einige Gelehrte bekommt,
die wahrhaftig brauchbar ſind, als wenn man keine
hat. Vieles Wiſſen, macht keinen brauchbaren Ge-
lehrten. Fuͤrs andere: Die, welche nicht als Gelehrte
gerathen, die koͤnnen im Staate zu andern Abſichten
angewendet werden, und es iſt dem Staate nuͤzlich,
daß man diejenigen kennen lernt, die ſich ſelbſt nicht
regieren koͤnnen, ehe man ihnen ein Amt anvertrauet,
das dieſe Kunſt nothwendig erfodert.

§. 72.

Aus dieſem folgen einige beſondere Regeln, die wich-die erſte.
tig ſind. Die erſte Regel: Es iſt rathſam, daß
man keinem eine gelehrte Bedienung gebe, der
nicht durch glaubwuͤrdige Zeugniſſe ſein auf
Univerſitaͤten gefuͤhrtes Leben darſtellen kann.

§. 73.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0451" n="431"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">von der Einrichtung der Schulen.</hi></fw><lb/>
&#x017F;chwer werden, die&#x017F;e Fertigkeit zu erlangen. Es feh-<lb/>
let ihm Gelegenheit, behut&#x017F;am zu werden, und den Zu-<lb/>
&#x017F;ammenhang &#x017F;einer Handlungen &#x017F;elb&#x017F;t einzurichten.<lb/>
Die&#x017F;e Gedanken, welche aus dem Begriff der Fertig-<lb/>
keit folgen, wenn er auf die gegenwa&#x0364;rtige Ab&#x017F;icht an-<lb/>
gewendet wird, unter&#x017F;tu&#x0364;tzen auch die Erfahrung. Und<lb/>
darum gebiethet es die Klugheit, einem Men&#x017F;chen, der<lb/>
gelehrt werden &#x017F;oll, in einem gewi&#x017F;&#x017F;en Theil &#x017F;eines Le-<lb/>
bens die vo&#x0364;llige Freyheit zu la&#x017F;&#x017F;en, doch mit der von<lb/>
uns angenommenen Ein&#x017F;chra&#x0364;nkung. Jn den niedri-<lb/>
gen Schulen i&#x017F;t dieß nicht mo&#x0364;glich (§. 68.). Folg-<lb/>
lich muß es ein Haupt-Stu&#x0364;ck der Univer&#x017F;ita&#x0364;t<lb/>
&#x017F;eyn (§. 69.).</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 71.</head><lb/>
              <p>Will man einwenden, die&#x017F;e Freyheit &#x017F;ey die Ur&#x017F;ache,<note place="right">Be&#x017F;ondere<lb/>
Folgen,</note><lb/>
warum wenige gerathen, &#x017F;o antworte ich: <hi rendition="#fr">Einmahl,</hi><lb/>
i&#x017F;t es nicht be&#x017F;&#x017F;er, daß man einige Gelehrte bekommt,<lb/>
die wahrhaftig brauchbar &#x017F;ind, als wenn man keine<lb/>
hat. Vieles Wi&#x017F;&#x017F;en, macht keinen brauchbaren Ge-<lb/>
lehrten. <hi rendition="#fr">Fu&#x0364;rs andere:</hi> Die, welche nicht als Gelehrte<lb/>
gerathen, die ko&#x0364;nnen im Staate zu andern Ab&#x017F;ichten<lb/>
angewendet werden, und es i&#x017F;t dem Staate nu&#x0364;zlich,<lb/>
daß man diejenigen kennen lernt, die &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t nicht<lb/>
regieren ko&#x0364;nnen, ehe man ihnen ein Amt anvertrauet,<lb/>
das die&#x017F;e Kun&#x017F;t nothwendig erfodert.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 72.</head><lb/>
              <p>Aus die&#x017F;em folgen einige be&#x017F;ondere Regeln, die wich-<note place="right">die er&#x017F;te.</note><lb/>
tig &#x017F;ind. Die er&#x017F;te Regel: <hi rendition="#fr">Es i&#x017F;t rath&#x017F;am, daß<lb/>
man keinem eine gelehrte Bedienung gebe, der<lb/>
nicht durch glaubwu&#x0364;rdige Zeugni&#x017F;&#x017F;e &#x017F;ein auf<lb/>
Univer&#x017F;ita&#x0364;ten gefu&#x0364;hrtes Leben dar&#x017F;tellen kann.</hi></p>
            </div><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">§. 73.</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[431/0451] von der Einrichtung der Schulen. ſchwer werden, dieſe Fertigkeit zu erlangen. Es feh- let ihm Gelegenheit, behutſam zu werden, und den Zu- ſammenhang ſeiner Handlungen ſelbſt einzurichten. Dieſe Gedanken, welche aus dem Begriff der Fertig- keit folgen, wenn er auf die gegenwaͤrtige Abſicht an- gewendet wird, unterſtuͤtzen auch die Erfahrung. Und darum gebiethet es die Klugheit, einem Menſchen, der gelehrt werden ſoll, in einem gewiſſen Theil ſeines Le- bens die voͤllige Freyheit zu laſſen, doch mit der von uns angenommenen Einſchraͤnkung. Jn den niedri- gen Schulen iſt dieß nicht moͤglich (§. 68.). Folg- lich muß es ein Haupt-Stuͤck der Univerſitaͤt ſeyn (§. 69.). §. 71. Will man einwenden, dieſe Freyheit ſey die Urſache, warum wenige gerathen, ſo antworte ich: Einmahl, iſt es nicht beſſer, daß man einige Gelehrte bekommt, die wahrhaftig brauchbar ſind, als wenn man keine hat. Vieles Wiſſen, macht keinen brauchbaren Ge- lehrten. Fuͤrs andere: Die, welche nicht als Gelehrte gerathen, die koͤnnen im Staate zu andern Abſichten angewendet werden, und es iſt dem Staate nuͤzlich, daß man diejenigen kennen lernt, die ſich ſelbſt nicht regieren koͤnnen, ehe man ihnen ein Amt anvertrauet, das dieſe Kunſt nothwendig erfodert. Beſondere Folgen, §. 72. Aus dieſem folgen einige beſondere Regeln, die wich- tig ſind. Die erſte Regel: Es iſt rathſam, daß man keinem eine gelehrte Bedienung gebe, der nicht durch glaubwuͤrdige Zeugniſſe ſein auf Univerſitaͤten gefuͤhrtes Leben darſtellen kann. die erſte. §. 73.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/451
Zitationshilfe: Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 431. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/451>, abgerufen am 28.03.2024.