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Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756.

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von der Aufmunterung zur Arbeit.
aus dem Aeußerlichen beurtheilen, so kann man sich
leicht betrügen. Man überlege die Lehre von dem
Müßiggange (§. 348. folg. Sitten-Lehre) und man wird
es bald merken, daß ein scheinbarer Müßiggang der
gröste Fleiß, und der scheinbare Fleiß der gröste Müs-
siggang seyn könne. Es bleibt demnach kein anderer
Weg übrig, als dieser: Die Policey muß es unter-
suchen, wie und wovon sich ein jeder im Staate
ernähret.

§. 115.

Wie ist diese Untersuchung möglich? Jch glaubeDiese wird
aufgelöset.

nicht, daß ich fehle, wenn ich zu dieser Absicht das
Gesetze vorschlage, was zu Catan in Persien ausge-
übet wird, nach welchen ein jeder, der über sechs Jahr
alt ist, sich bey der Obrigkeit angeben, und wovon er
lebet, darthun muß. Jch werde die Anwendung die-
ses Gesetzes also möglich machen. Das Policey-Col-
legium muß ein Verzeichniß von allen Jnnwohnern
des Staats haben. Es muß wissen, wer in einem
jeden Hause wohnet *. Jst dieß, so kann es diese
jährlich nach und nach vorfodern, und alle Umstände
genau untersuchen, wovon sie sich ernähren. Es wer-
den alsdenn bald diejenigen bekannt werden, welche
Müßiggänger sind.

* Anmerk. Von diesem soll zu seiner Zeit bey
der Einrichtung eines Policey-Collegii umständlicher
geredet werden.
§. 116.Die andere.
Wodurch
können die
Menschen
zur Arbeit
getrieben
werden?
1) durch die
Aufmunte-
rung zur
Arbeit.

Hat man einen Müßiggänger entdekket, was ist zu
thun. Soll er das Land räumen? dieß ist wider die
Policey (§. 39.). Er muß arbeitsam gemacht
werden. Dieß kann entweder durch eine Aufmun-
terung zur Arbeit bewerkstelliget werden, oder man

muß
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von der Aufmunterung zur Arbeit.
aus dem Aeußerlichen beurtheilen, ſo kann man ſich
leicht betruͤgen. Man uͤberlege die Lehre von dem
Muͤßiggange (§. 348. folg. Sitten-Lehre) und man wird
es bald merken, daß ein ſcheinbarer Muͤßiggang der
groͤſte Fleiß, und der ſcheinbare Fleiß der groͤſte Muͤſ-
ſiggang ſeyn koͤnne. Es bleibt demnach kein anderer
Weg uͤbrig, als dieſer: Die Policey muß es unter-
ſuchen, wie und wovon ſich ein jeder im Staate
ernaͤhret.

§. 115.

Wie iſt dieſe Unterſuchung moͤglich? Jch glaubeDieſe wird
aufgeloͤſet.

nicht, daß ich fehle, wenn ich zu dieſer Abſicht das
Geſetze vorſchlage, was zu Catan in Perſien ausge-
uͤbet wird, nach welchen ein jeder, der uͤber ſechs Jahr
alt iſt, ſich bey der Obrigkeit angeben, und wovon er
lebet, darthun muß. Jch werde die Anwendung die-
ſes Geſetzes alſo moͤglich machen. Das Policey-Col-
legium muß ein Verzeichniß von allen Jnnwohnern
des Staats haben. Es muß wiſſen, wer in einem
jeden Hauſe wohnet *. Jſt dieß, ſo kann es dieſe
jaͤhrlich nach und nach vorfodern, und alle Umſtaͤnde
genau unterſuchen, wovon ſie ſich ernaͤhren. Es wer-
den alsdenn bald diejenigen bekannt werden, welche
Muͤßiggaͤnger ſind.

* Anmerk. Von dieſem ſoll zu ſeiner Zeit bey
der Einrichtung eines Policey-Collegii umſtaͤndlicher
geredet werden.
§. 116.Die andere.
Wodurch
koͤnnen die
Menſchen
zur Arbeit
getrieben
werden?
1) durch die
Aufmunte-
rung zur
Arbeit.

Hat man einen Muͤßiggaͤnger entdekket, was iſt zu
thun. Soll er das Land raͤumen? dieß iſt wider die
Policey (§. 39.). Er muß arbeitſam gemacht
werden. Dieß kann entweder durch eine Aufmun-
terung zur Arbeit bewerkſtelliget werden, oder man

muß
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[457/0477] von der Aufmunterung zur Arbeit. aus dem Aeußerlichen beurtheilen, ſo kann man ſich leicht betruͤgen. Man uͤberlege die Lehre von dem Muͤßiggange (§. 348. folg. Sitten-Lehre) und man wird es bald merken, daß ein ſcheinbarer Muͤßiggang der groͤſte Fleiß, und der ſcheinbare Fleiß der groͤſte Muͤſ- ſiggang ſeyn koͤnne. Es bleibt demnach kein anderer Weg uͤbrig, als dieſer: Die Policey muß es unter- ſuchen, wie und wovon ſich ein jeder im Staate ernaͤhret. §. 115. Wie iſt dieſe Unterſuchung moͤglich? Jch glaube nicht, daß ich fehle, wenn ich zu dieſer Abſicht das Geſetze vorſchlage, was zu Catan in Perſien ausge- uͤbet wird, nach welchen ein jeder, der uͤber ſechs Jahr alt iſt, ſich bey der Obrigkeit angeben, und wovon er lebet, darthun muß. Jch werde die Anwendung die- ſes Geſetzes alſo moͤglich machen. Das Policey-Col- legium muß ein Verzeichniß von allen Jnnwohnern des Staats haben. Es muß wiſſen, wer in einem jeden Hauſe wohnet * . Jſt dieß, ſo kann es dieſe jaͤhrlich nach und nach vorfodern, und alle Umſtaͤnde genau unterſuchen, wovon ſie ſich ernaͤhren. Es wer- den alsdenn bald diejenigen bekannt werden, welche Muͤßiggaͤnger ſind. Dieſe wird aufgeloͤſet. * Anmerk. Von dieſem ſoll zu ſeiner Zeit bey der Einrichtung eines Policey-Collegii umſtaͤndlicher geredet werden. §. 116. Hat man einen Muͤßiggaͤnger entdekket, was iſt zu thun. Soll er das Land raͤumen? dieß iſt wider die Policey (§. 39.). Er muß arbeitſam gemacht werden. Dieß kann entweder durch eine Aufmun- terung zur Arbeit bewerkſtelliget werden, oder man muß F f 5

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Zitationshilfe: Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 457. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/477>, abgerufen am 24.04.2024.