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Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756.

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von der Aufmunterung zur Arbeit.
Herrschaft wenigstens vier bis fünf Jahr in
einer Reihe dienen müssen, und daß dem Herrn
das Recht zustehe, sie alsdenn, wenn sie diesen
Dienst eher verlassen solten, an einem jeden
Orte im Lande, wo sie sich aufhalten, zu vin-
diciren. Fällt dieß weg, daß sie ihren Dienst
in einer so kurzen Zeit, wie es gewöhnlich ist,
verändern können, so fällt schon ein sehr starker
Grund weg, der das Gesinde zur Faulheit an-
treibet.
Fürs andere wird der häuslichen Herrschaft ernst-
lich anbefohlen, dem Gesinde richtigen Lohn,
und billige Kost zu geben, und das Gesinde
menschlich zu halten. Wird dieß beobachtet, so
fällt alles weg, wodurch jene Verordnung hart
zu seyn scheinet.
Fürs dritte wird der häuslichen Herrschaft eine
Art der niedrigen Gerichtsbarkeit über das Ge-
sinde geschenket. Auch dieß scheinet mir ein
sehr wichtiger Punkt zu seyn. Die Schwäche
der Gewalt des Herrn giebt liederlichem Gesinde
einen Muth zum Ungehorsam, und es schwächet
die Achtung. Was kann dieß bey Leuten wür-
ken, die nur sinnlich handeln? Der Verdruß,
den der Herr alsdenn empfindet, wenn er sein
Gesinde fürs Gericht fodert, und der Fortgang
des Ungehorsams, der alsdenn gewiß noch merk-
licher erfolget, hält ihn zurück, sein Recht auszu-
üben, und das Gesinde bleibt faul.

Anmerk. Hiebey ist noch dieß zu überlegen.
Wird das Gesinde bey Gerichte um Geld gestraft,
so wird der ohne dem geringe Lohn geschwächt.
Wie leicht kann dieß Begierden zum Betrügen
erwekken. Wird es mit Gefängniß bestraft, so muß
doch das Gesinde in der Zeit, wenn nicht der Herr

soll
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von der Aufmunterung zur Arbeit.
Herrſchaft wenigſtens vier bis fuͤnf Jahr in
einer Reihe dienen muͤſſen, und daß dem Herrn
das Recht zuſtehe, ſie alsdenn, wenn ſie dieſen
Dienſt eher verlaſſen ſolten, an einem jeden
Orte im Lande, wo ſie ſich aufhalten, zu vin-
diciren. Faͤllt dieß weg, daß ſie ihren Dienſt
in einer ſo kurzen Zeit, wie es gewoͤhnlich iſt,
veraͤndern koͤnnen, ſo faͤllt ſchon ein ſehr ſtarker
Grund weg, der das Geſinde zur Faulheit an-
treibet.
Fuͤrs andere wird der haͤuslichen Herrſchaft ernſt-
lich anbefohlen, dem Geſinde richtigen Lohn,
und billige Koſt zu geben, und das Geſinde
menſchlich zu halten. Wird dieß beobachtet, ſo
faͤllt alles weg, wodurch jene Verordnung hart
zu ſeyn ſcheinet.
Fuͤrs dritte wird der haͤuslichen Herrſchaft eine
Art der niedrigen Gerichtsbarkeit uͤber das Ge-
ſinde geſchenket. Auch dieß ſcheinet mir ein
ſehr wichtiger Punkt zu ſeyn. Die Schwaͤche
der Gewalt des Herrn giebt liederlichem Geſinde
einen Muth zum Ungehorſam, und es ſchwaͤchet
die Achtung. Was kann dieß bey Leuten wuͤr-
ken, die nur ſinnlich handeln? Der Verdruß,
den der Herr alsdenn empfindet, wenn er ſein
Geſinde fuͤrs Gericht fodert, und der Fortgang
des Ungehorſams, der alsdenn gewiß noch merk-
licher erfolget, haͤlt ihn zuruͤck, ſein Recht auszu-
uͤben, und das Geſinde bleibt faul.

Anmerk. Hiebey iſt noch dieß zu uͤberlegen.
Wird das Geſinde bey Gerichte um Geld geſtraft,
ſo wird der ohne dem geringe Lohn geſchwaͤcht.
Wie leicht kann dieß Begierden zum Betruͤgen
erwekken. Wird es mit Gefaͤngniß beſtraft, ſo muß
doch das Geſinde in der Zeit, wenn nicht der Herr

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[469/0489] von der Aufmunterung zur Arbeit. Herrſchaft wenigſtens vier bis fuͤnf Jahr in einer Reihe dienen muͤſſen, und daß dem Herrn das Recht zuſtehe, ſie alsdenn, wenn ſie dieſen Dienſt eher verlaſſen ſolten, an einem jeden Orte im Lande, wo ſie ſich aufhalten, zu vin- diciren. Faͤllt dieß weg, daß ſie ihren Dienſt in einer ſo kurzen Zeit, wie es gewoͤhnlich iſt, veraͤndern koͤnnen, ſo faͤllt ſchon ein ſehr ſtarker Grund weg, der das Geſinde zur Faulheit an- treibet. Fuͤrs andere wird der haͤuslichen Herrſchaft ernſt- lich anbefohlen, dem Geſinde richtigen Lohn, und billige Koſt zu geben, und das Geſinde menſchlich zu halten. Wird dieß beobachtet, ſo faͤllt alles weg, wodurch jene Verordnung hart zu ſeyn ſcheinet. Fuͤrs dritte wird der haͤuslichen Herrſchaft eine Art der niedrigen Gerichtsbarkeit uͤber das Ge- ſinde geſchenket. Auch dieß ſcheinet mir ein ſehr wichtiger Punkt zu ſeyn. Die Schwaͤche der Gewalt des Herrn giebt liederlichem Geſinde einen Muth zum Ungehorſam, und es ſchwaͤchet die Achtung. Was kann dieß bey Leuten wuͤr- ken, die nur ſinnlich handeln? Der Verdruß, den der Herr alsdenn empfindet, wenn er ſein Geſinde fuͤrs Gericht fodert, und der Fortgang des Ungehorſams, der alsdenn gewiß noch merk- licher erfolget, haͤlt ihn zuruͤck, ſein Recht auszu- uͤben, und das Geſinde bleibt faul. Anmerk. Hiebey iſt noch dieß zu uͤberlegen. Wird das Geſinde bey Gerichte um Geld geſtraft, ſo wird der ohne dem geringe Lohn geſchwaͤcht. Wie leicht kann dieß Begierden zum Betruͤgen erwekken. Wird es mit Gefaͤngniß beſtraft, ſo muß doch das Geſinde in der Zeit, wenn nicht der Herr ſoll G g 3

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Zitationshilfe: Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 469. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/489>, abgerufen am 28.03.2024.