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Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756.

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Der Policey-Wissenschaft 5. Abschnitt, von
hinreichen, eine Absicht zu würken, so ist es nicht genug,
daß sie vor sich hinreichen, sie müssen nach der Beschaf-
fenheit aller Umstände eingerichtet werden, die sich bey
dem gegenwärtigen Falle ereignen. Auch diesen Satz
lehret die Erfahrung, und die Vernunft bevestiget
denselben, wenn sie lehret, daß eine hinreichende Ur-
sache durch Hindernisse, welche die Umstände würken,
könne aufhören, hinreichend zu seyn. Aus diesem
schlüße ich: Wer geschickte Mittel bestimmen will, Feh-
ler, die in der Policey eingerissen sind, aus dem Wege
zu räumen, der muß zuvor alle Umstände erwegen, die
sich in dem Staate befinden, und die sich bey der Aus-
führung der gegenwärtigen Absicht würksam beweisen
können. Eine genaue Beobachtung dieser beyden
Regeln ist unmöglich, wenn nicht zuvor die Grund-
Bücher zur Policey regelmäßig sind verfertiget wor-
den (§. 378.). Dieß ist genug zu beweisen, daß die
erste Pflicht, welche bey der Wiederherstellung einer
verfallenen Policey zu beobachten, auf die Verfertigung
der Grund-Bücher zur Policey gehet.

Anmerk. Es würde mir wenige Mühe ma-
chen, diesen Satz mit mehreren Gründen zu bevesti-
gen, wenn ich es für nöthig hielte. Jch will nur
noch einen hinzufügen. Es ist unmöglich, daß eine
Sache zur Vollkommenheit, die mit einer Bestän-
digkeit verknüpft ist, gelangen könne, wenn nicht
zuvor der ganze Endwurf, wornach sie soll eingerich-
tet werden, regelmäßig ist verfertiget worden, so,
daß dieser die unveränderliche Richtschnur aller Un-
ternehmungen wird, die sich mit der Zubereitung
dieser Sache beschäftigen. Man setze in die Stelle
des allgemeinen die Policey, und in die Stelle des
Endwurfs die Grund-Bücher zur Policey, so wird
auch dieses die von uns angenommene Regel be-
vestigen.

§. 394.

Der Policey-Wiſſenſchaft 5. Abſchnitt, von
hinreichen, eine Abſicht zu wuͤrken, ſo iſt es nicht genug,
daß ſie vor ſich hinreichen, ſie muͤſſen nach der Beſchaf-
fenheit aller Umſtaͤnde eingerichtet werden, die ſich bey
dem gegenwaͤrtigen Falle ereignen. Auch dieſen Satz
lehret die Erfahrung, und die Vernunft beveſtiget
denſelben, wenn ſie lehret, daß eine hinreichende Ur-
ſache durch Hinderniſſe, welche die Umſtaͤnde wuͤrken,
koͤnne aufhoͤren, hinreichend zu ſeyn. Aus dieſem
ſchluͤße ich: Wer geſchickte Mittel beſtimmen will, Feh-
ler, die in der Policey eingeriſſen ſind, aus dem Wege
zu raͤumen, der muß zuvor alle Umſtaͤnde erwegen, die
ſich in dem Staate befinden, und die ſich bey der Aus-
fuͤhrung der gegenwaͤrtigen Abſicht wuͤrkſam beweiſen
koͤnnen. Eine genaue Beobachtung dieſer beyden
Regeln iſt unmoͤglich, wenn nicht zuvor die Grund-
Buͤcher zur Policey regelmaͤßig ſind verfertiget wor-
den (§. 378.). Dieß iſt genug zu beweiſen, daß die
erſte Pflicht, welche bey der Wiederherſtellung einer
verfallenen Policey zu beobachten, auf die Verfertigung
der Grund-Buͤcher zur Policey gehet.

Anmerk. Es wuͤrde mir wenige Muͤhe ma-
chen, dieſen Satz mit mehreren Gruͤnden zu beveſti-
gen, wenn ich es fuͤr noͤthig hielte. Jch will nur
noch einen hinzufuͤgen. Es iſt unmoͤglich, daß eine
Sache zur Vollkommenheit, die mit einer Beſtaͤn-
digkeit verknuͤpft iſt, gelangen koͤnne, wenn nicht
zuvor der ganze Endwurf, wornach ſie ſoll eingerich-
tet werden, regelmaͤßig iſt verfertiget worden, ſo,
daß dieſer die unveraͤnderliche Richtſchnur aller Un-
ternehmungen wird, die ſich mit der Zubereitung
dieſer Sache beſchaͤftigen. Man ſetze in die Stelle
des allgemeinen die Policey, und in die Stelle des
Endwurfs die Grund-Buͤcher zur Policey, ſo wird
auch dieſes die von uns angenommene Regel be-
veſtigen.

§. 394.
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[548/0568] Der Policey-Wiſſenſchaft 5. Abſchnitt, von hinreichen, eine Abſicht zu wuͤrken, ſo iſt es nicht genug, daß ſie vor ſich hinreichen, ſie muͤſſen nach der Beſchaf- fenheit aller Umſtaͤnde eingerichtet werden, die ſich bey dem gegenwaͤrtigen Falle ereignen. Auch dieſen Satz lehret die Erfahrung, und die Vernunft beveſtiget denſelben, wenn ſie lehret, daß eine hinreichende Ur- ſache durch Hinderniſſe, welche die Umſtaͤnde wuͤrken, koͤnne aufhoͤren, hinreichend zu ſeyn. Aus dieſem ſchluͤße ich: Wer geſchickte Mittel beſtimmen will, Feh- ler, die in der Policey eingeriſſen ſind, aus dem Wege zu raͤumen, der muß zuvor alle Umſtaͤnde erwegen, die ſich in dem Staate befinden, und die ſich bey der Aus- fuͤhrung der gegenwaͤrtigen Abſicht wuͤrkſam beweiſen koͤnnen. Eine genaue Beobachtung dieſer beyden Regeln iſt unmoͤglich, wenn nicht zuvor die Grund- Buͤcher zur Policey regelmaͤßig ſind verfertiget wor- den (§. 378.). Dieß iſt genug zu beweiſen, daß die erſte Pflicht, welche bey der Wiederherſtellung einer verfallenen Policey zu beobachten, auf die Verfertigung der Grund-Buͤcher zur Policey gehet. Anmerk. Es wuͤrde mir wenige Muͤhe ma- chen, dieſen Satz mit mehreren Gruͤnden zu beveſti- gen, wenn ich es fuͤr noͤthig hielte. Jch will nur noch einen hinzufuͤgen. Es iſt unmoͤglich, daß eine Sache zur Vollkommenheit, die mit einer Beſtaͤn- digkeit verknuͤpft iſt, gelangen koͤnne, wenn nicht zuvor der ganze Endwurf, wornach ſie ſoll eingerich- tet werden, regelmaͤßig iſt verfertiget worden, ſo, daß dieſer die unveraͤnderliche Richtſchnur aller Un- ternehmungen wird, die ſich mit der Zubereitung dieſer Sache beſchaͤftigen. Man ſetze in die Stelle des allgemeinen die Policey, und in die Stelle des Endwurfs die Grund-Buͤcher zur Policey, ſo wird auch dieſes die von uns angenommene Regel be- veſtigen. §. 394.

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Zitationshilfe: Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 548. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/568>, abgerufen am 28.03.2024.