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Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756.

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allgemein. Regeln zur Cameral-Wissenschaft.
§. 10.

Wenn ich dem Herrn von Schröder folge, und mitDieß wird
weiter aus-
geführt.

ihm die Gold- und Silber-Scheidung zur Gründung
der Chatoul-Güter vorschlage, so verstehe ich die ei-
gentliche Scheidung, die von dem sogenannten Gold-
machen merklich unterschieden ist. Diese soll die Säf-
te der Natur nicht coaguliren, sondern nur das Gold
und Silber, was die Natur bereits gebohren hat, und
was nur darum unsichtbar ist, weil es mit vielen frem-
den Dingen verknüpfet, von diesen absondern, und es
hiedurch zum Gebrauch der Menschen darstellen. Wir
finden in der Natur verschiedene Dinge, die so, wie
sie gefunden werden, von sehr geringem Werthe sind,
die aber durch das Gold und Silber, was sie verbor-
gen halten, öfters unschäzbar, z. B. Kieselsteine, Horn-
steine, der Sand, leimige und fette Erden und so fer-
ner. Mit diesen soll der Künstler, der die Natur ken-
net, Versuche anstellen, und hiedurch Mittel entdek-
ken, das unsichtbare aus dem sichtbaren mit Vortheile
hervorzubringen. Jst in dem Staate die Academie
nützlicher Wissenschaften, die wir bereits §. 350 folg. der
Pol. beschrieben haben, regelmäßig gestiftet worden,
so wird es auch, wie ich es glaube, nicht schwer fal-
len, diese Beschäftigung zur Vollkommenheit zu brin-
gen. Sollte aber diese Academie noch nicht gestiftet
seyn, so wird es einem Fürsten wenige Kosten verur-
sachen, wenn er die Versuche durch einen Kenner der
Natur machen läst. Glückt es diesem, so müssen die
aufgewendeten Kosten einen merklichen Wucher brin-
gen, glückt es ihm nicht, so wird es ihm doch auf ver-
schiedene Art möglich werden, durch seine Versuche in
dem Staate dasjenige zu gewinnen, was die aufge-
wendeten Kosten bezahlet.

Anmerk. Auch dieß ist bekannt, daß bey der
gewöhnlichen Scheidung sehr vieles in den Schlak-

ken
N n 3
allgemein. Regeln zur Cameral-Wiſſenſchaft.
§. 10.

Wenn ich dem Herrn von Schroͤder folge, und mitDieß wird
weiter aus-
gefuͤhrt.

ihm die Gold- und Silber-Scheidung zur Gruͤndung
der Chatoul-Guͤter vorſchlage, ſo verſtehe ich die ei-
gentliche Scheidung, die von dem ſogenannten Gold-
machen merklich unterſchieden iſt. Dieſe ſoll die Saͤf-
te der Natur nicht coaguliren, ſondern nur das Gold
und Silber, was die Natur bereits gebohren hat, und
was nur darum unſichtbar iſt, weil es mit vielen frem-
den Dingen verknuͤpfet, von dieſen abſondern, und es
hiedurch zum Gebrauch der Menſchen darſtellen. Wir
finden in der Natur verſchiedene Dinge, die ſo, wie
ſie gefunden werden, von ſehr geringem Werthe ſind,
die aber durch das Gold und Silber, was ſie verbor-
gen halten, oͤfters unſchaͤzbar, z. B. Kieſelſteine, Horn-
ſteine, der Sand, leimige und fette Erden und ſo fer-
ner. Mit dieſen ſoll der Kuͤnſtler, der die Natur ken-
net, Verſuche anſtellen, und hiedurch Mittel entdek-
ken, das unſichtbare aus dem ſichtbaren mit Vortheile
hervorzubringen. Jſt in dem Staate die Academie
nuͤtzlicher Wiſſenſchaften, die wir bereits §. 350 folg. der
Pol. beſchrieben haben, regelmaͤßig geſtiftet worden,
ſo wird es auch, wie ich es glaube, nicht ſchwer fal-
len, dieſe Beſchaͤftigung zur Vollkommenheit zu brin-
gen. Sollte aber dieſe Academie noch nicht geſtiftet
ſeyn, ſo wird es einem Fuͤrſten wenige Koſten verur-
ſachen, wenn er die Verſuche durch einen Kenner der
Natur machen laͤſt. Gluͤckt es dieſem, ſo muͤſſen die
aufgewendeten Koſten einen merklichen Wucher brin-
gen, gluͤckt es ihm nicht, ſo wird es ihm doch auf ver-
ſchiedene Art moͤglich werden, durch ſeine Verſuche in
dem Staate dasjenige zu gewinnen, was die aufge-
wendeten Koſten bezahlet.

Anmerk. Auch dieß iſt bekannt, daß bey der
gewoͤhnlichen Scheidung ſehr vieles in den Schlak-

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[565/0585] allgemein. Regeln zur Cameral-Wiſſenſchaft. §. 10. Wenn ich dem Herrn von Schroͤder folge, und mit ihm die Gold- und Silber-Scheidung zur Gruͤndung der Chatoul-Guͤter vorſchlage, ſo verſtehe ich die ei- gentliche Scheidung, die von dem ſogenannten Gold- machen merklich unterſchieden iſt. Dieſe ſoll die Saͤf- te der Natur nicht coaguliren, ſondern nur das Gold und Silber, was die Natur bereits gebohren hat, und was nur darum unſichtbar iſt, weil es mit vielen frem- den Dingen verknuͤpfet, von dieſen abſondern, und es hiedurch zum Gebrauch der Menſchen darſtellen. Wir finden in der Natur verſchiedene Dinge, die ſo, wie ſie gefunden werden, von ſehr geringem Werthe ſind, die aber durch das Gold und Silber, was ſie verbor- gen halten, oͤfters unſchaͤzbar, z. B. Kieſelſteine, Horn- ſteine, der Sand, leimige und fette Erden und ſo fer- ner. Mit dieſen ſoll der Kuͤnſtler, der die Natur ken- net, Verſuche anſtellen, und hiedurch Mittel entdek- ken, das unſichtbare aus dem ſichtbaren mit Vortheile hervorzubringen. Jſt in dem Staate die Academie nuͤtzlicher Wiſſenſchaften, die wir bereits §. 350 folg. der Pol. beſchrieben haben, regelmaͤßig geſtiftet worden, ſo wird es auch, wie ich es glaube, nicht ſchwer fal- len, dieſe Beſchaͤftigung zur Vollkommenheit zu brin- gen. Sollte aber dieſe Academie noch nicht geſtiftet ſeyn, ſo wird es einem Fuͤrſten wenige Koſten verur- ſachen, wenn er die Verſuche durch einen Kenner der Natur machen laͤſt. Gluͤckt es dieſem, ſo muͤſſen die aufgewendeten Koſten einen merklichen Wucher brin- gen, gluͤckt es ihm nicht, ſo wird es ihm doch auf ver- ſchiedene Art moͤglich werden, durch ſeine Verſuche in dem Staate dasjenige zu gewinnen, was die aufge- wendeten Koſten bezahlet. Dieß wird weiter aus- gefuͤhrt. Anmerk. Auch dieß iſt bekannt, daß bey der gewoͤhnlichen Scheidung ſehr vieles in den Schlak- ken N n 3

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Zitationshilfe: Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 565. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/585>, abgerufen am 29.03.2024.