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Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756.

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Der Cameralwissensch. 1. Cap. von der etc.
§. 73.
Die Voll-
kommenheit
des Saa-
mens in Be-
ziehung auf
den Akker.

So weit von der Vollkommenheit des Saamens für
sich betrachtet. Wir müssen nun auch seine Vollkom-
menheit in der Beziehung auf den Akker betrachten,
in welcher er soll gesäet werden. Diese muß die
Absicht des Säens bestimmen. Worinn bestehet die-
se? Wir wollen, daß die Natur durch den Saamen
ein bestimmtes Ding in der gehörigen Vollkommen-
heit würken soll. Soll dieß geschehen, so muß der
Saame in der Erden käumen, durch die aufgeschlos-
senen Wurzeln den elementarischen Saft und die
würkenden Dinge der Natur an sich ziehen, und
diese nach seiner Natur coaguliren (§. 38. folg.)
Dieß ist genug zu begreifen, daß wir in dieser Bezie-
hung bey der Vollkommenheit des Saamens auf fol-
gende Stükke zu sehen haben, ob der Saame leicht
oder nicht leicht käumet. Ob seine Gefäße, durch
welche er den elementarischen Saft und die würken-
den Dinge der Natur anziehet, weit oder enge seyn
müssen, wenn eine vollkommene Coagulation erfol-
gen soll. Ob das Gewächse acideus, alkalisch, öhligt
oder wäßerigt. Ein nicht leicht käumender Saame ist in
Ansehung eines feuchten Bodens vollkommener, als in
Ansehung eines trokkenen. Ein Saame, dessen Ge-
fässe zum erforderlichen Anziehen sehr ausgedehnet
worden, ist in Ansehung eines feuchten und warmen
Bodens vollkommener, als in Ansehung eines kalten
und truckenen Bodens (§. 39). Ein Saame, der
eine acideuse Frucht hervorbringet, ist in Ansehung
eines acideusen Akkers vollkommener, als in Ansehung
eines alkalischen u. s. f.

§. 74.
Von der Er-
haltung des
Saamens.

Hat man vollkommenen Saamen, so erfordert es
die Klugheit, diesen bis zur Aussaat wohl zu verwah-

ren,
Der Cameralwiſſenſch. 1. Cap. von der ꝛc.
§. 73.
Die Voll-
kommenheit
des Saa-
mens in Be-
ziehung auf
den Akker.

So weit von der Vollkommenheit des Saamens fuͤr
ſich betrachtet. Wir muͤſſen nun auch ſeine Vollkom-
menheit in der Beziehung auf den Akker betrachten,
in welcher er ſoll geſaͤet werden. Dieſe muß die
Abſicht des Saͤens beſtimmen. Worinn beſtehet die-
ſe? Wir wollen, daß die Natur durch den Saamen
ein beſtimmtes Ding in der gehoͤrigen Vollkommen-
heit wuͤrken ſoll. Soll dieß geſchehen, ſo muß der
Saame in der Erden kaͤumen, durch die aufgeſchloſ-
ſenen Wurzeln den elementariſchen Saft und die
wuͤrkenden Dinge der Natur an ſich ziehen, und
dieſe nach ſeiner Natur coaguliren (§. 38. folg.)
Dieß iſt genug zu begreifen, daß wir in dieſer Bezie-
hung bey der Vollkommenheit des Saamens auf fol-
gende Stuͤkke zu ſehen haben, ob der Saame leicht
oder nicht leicht kaͤumet. Ob ſeine Gefaͤße, durch
welche er den elementariſchen Saft und die wuͤrken-
den Dinge der Natur anziehet, weit oder enge ſeyn
muͤſſen, wenn eine vollkommene Coagulation erfol-
gen ſoll. Ob das Gewaͤchſe acideus, alkaliſch, oͤhligt
oder waͤßerigt. Ein nicht leicht kaͤumender Saame iſt in
Anſehung eines feuchten Bodens vollkommener, als in
Anſehung eines trokkenen. Ein Saame, deſſen Ge-
faͤſſe zum erforderlichen Anziehen ſehr ausgedehnet
worden, iſt in Anſehung eines feuchten und warmen
Bodens vollkommener, als in Anſehung eines kalten
und truckenen Bodens (§. 39). Ein Saame, der
eine acideuſe Frucht hervorbringet, iſt in Anſehung
eines acideuſen Akkers vollkommener, als in Anſehung
eines alkaliſchen u. ſ. f.

§. 74.
Von der Er-
haltung des
Saamens.

Hat man vollkommenen Saamen, ſo erfordert es
die Klugheit, dieſen bis zur Ausſaat wohl zu verwah-

ren,
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[76/0096] Der Cameralwiſſenſch. 1. Cap. von der ꝛc. §. 73. So weit von der Vollkommenheit des Saamens fuͤr ſich betrachtet. Wir muͤſſen nun auch ſeine Vollkom- menheit in der Beziehung auf den Akker betrachten, in welcher er ſoll geſaͤet werden. Dieſe muß die Abſicht des Saͤens beſtimmen. Worinn beſtehet die- ſe? Wir wollen, daß die Natur durch den Saamen ein beſtimmtes Ding in der gehoͤrigen Vollkommen- heit wuͤrken ſoll. Soll dieß geſchehen, ſo muß der Saame in der Erden kaͤumen, durch die aufgeſchloſ- ſenen Wurzeln den elementariſchen Saft und die wuͤrkenden Dinge der Natur an ſich ziehen, und dieſe nach ſeiner Natur coaguliren (§. 38. folg.) Dieß iſt genug zu begreifen, daß wir in dieſer Bezie- hung bey der Vollkommenheit des Saamens auf fol- gende Stuͤkke zu ſehen haben, ob der Saame leicht oder nicht leicht kaͤumet. Ob ſeine Gefaͤße, durch welche er den elementariſchen Saft und die wuͤrken- den Dinge der Natur anziehet, weit oder enge ſeyn muͤſſen, wenn eine vollkommene Coagulation erfol- gen ſoll. Ob das Gewaͤchſe acideus, alkaliſch, oͤhligt oder waͤßerigt. Ein nicht leicht kaͤumender Saame iſt in Anſehung eines feuchten Bodens vollkommener, als in Anſehung eines trokkenen. Ein Saame, deſſen Ge- faͤſſe zum erforderlichen Anziehen ſehr ausgedehnet worden, iſt in Anſehung eines feuchten und warmen Bodens vollkommener, als in Anſehung eines kalten und truckenen Bodens (§. 39). Ein Saame, der eine acideuſe Frucht hervorbringet, iſt in Anſehung eines acideuſen Akkers vollkommener, als in Anſehung eines alkaliſchen u. ſ. f. §. 74. Hat man vollkommenen Saamen, ſo erfordert es die Klugheit, dieſen bis zur Ausſaat wohl zu verwah- ren,

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Zitationshilfe: Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/96>, abgerufen am 29.03.2024.