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Darwin, Charles: Insectenfressende Pflanzen. Übers. v. Julius Victor Carus. Stuttgart, 1876.

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Cap. 18. Beschreibung der Blasen.
wächst, müssen sie zwischen dem Moos, den Wurzeln, verwester
Rinde etc., mit welchen die Bäume jener Länder dicht bedeckt sind,
zwischen durchkriechen.

Da die Blasen an die Rhizome befestigt sind, so sind sie jeden-
falls unterirdisch. Sie werden in auszerordentlicher Anzahl hervor-
gebracht. Eine meiner Pflanzen, obgleich jung, musz mehrere hundert
getragen haben; denn ein einziger Zweig aus einem verwirrten Haufen
hatte zweiunddreiszig, und ein anderer Zweig, ungefähr 2 Zoll lang,
(aber sein Ende und ein Seitenzweig war abgebrochen), hatte dreiund-
siebzig Blasen1. Die Blasen sind zusammengedrückt und abgerundet;
ihre untere Fläche, oder die zwischen der Spitze des langen zarten
Stieles und der Klappe, ist auszerordentlich kurz (Fig. 27). Sie sind

[Abbildung] Fig. 27. (Utricularia montana.) Blase, ungefähr 27 mal vergröszert.
farblos und beinahe so durchsichtig wie Glas, so dasz sie kleiner er-
scheinen als sie wirklich sind; die gröszte war unter Zoll (1,27
Mm.) in ihrem längeren Durchmesser. Sie werden von ziemlich groszen
eckigen Zellen gebildet, an deren Verbindungen oblonge Papillen vor-
springen, welche denen auf der Oberfläche der Blasen bei den vorher-

1 Prof. Oliver hat eine Pflanze von Utricularia Jamesoniana abgebildet
(Proceed. Linn. Soc. Vol. IV. p. 169), welche ungetheilte Blätter und Rhizome
gleich denen unserer Species hat; aber die Ränder der terminalen Hälften einiger
Blätter sind in Blasen verwandelt. Diese Thatsache weist deutlich darauf hin, dasz
die Blasen auf den Rhizomen der gegenwärtigen und der folgenden Arten modifi-
cirte Segmente des Blattes sind; sie werden dadurch mit den an die getheilten
und schwimmenden Blätter der in Wasser lebenden Arten gehefteten Blasen in
Übereinstimmung gebracht.

Cap. 18. Beschreibung der Blasen.
wächst, müssen sie zwischen dem Moos, den Wurzeln, verwester
Rinde etc., mit welchen die Bäume jener Länder dicht bedeckt sind,
zwischen durchkriechen.

Da die Blasen an die Rhizome befestigt sind, so sind sie jeden-
falls unterirdisch. Sie werden in auszerordentlicher Anzahl hervor-
gebracht. Eine meiner Pflanzen, obgleich jung, musz mehrere hundert
getragen haben; denn ein einziger Zweig aus einem verwirrten Haufen
hatte zweiunddreiszig, und ein anderer Zweig, ungefähr 2 Zoll lang,
(aber sein Ende und ein Seitenzweig war abgebrochen), hatte dreiund-
siebzig Blasen1. Die Blasen sind zusammengedrückt und abgerundet;
ihre untere Fläche, oder die zwischen der Spitze des langen zarten
Stieles und der Klappe, ist auszerordentlich kurz (Fig. 27). Sie sind

[Abbildung] Fig. 27. (Utricularia montana.) Blase, ungefähr 27 mal vergröszert.
farblos und beinahe so durchsichtig wie Glas, so dasz sie kleiner er-
scheinen als sie wirklich sind; die gröszte war unter Zoll (1,27
Mm.) in ihrem längeren Durchmesser. Sie werden von ziemlich groszen
eckigen Zellen gebildet, an deren Verbindungen oblonge Papillen vor-
springen, welche denen auf der Oberfläche der Blasen bei den vorher-

1 Prof. Oliver hat eine Pflanze von Utricularia Jamesoniana abgebildet
(Proceed. Linn. Soc. Vol. IV. p. 169), welche ungetheilte Blätter und Rhizome
gleich denen unserer Species hat; aber die Ränder der terminalen Hälften einiger
Blätter sind in Blasen verwandelt. Diese Thatsache weist deutlich darauf hin, dasz
die Blasen auf den Rhizomen der gegenwärtigen und der folgenden Arten modifi-
cirte Segmente des Blattes sind; sie werden dadurch mit den an die getheilten
und schwimmenden Blätter der in Wasser lebenden Arten gehefteten Blasen in
Übereinstimmung gebracht.
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[389/0403] Cap. 18. Beschreibung der Blasen. wächst, müssen sie zwischen dem Moos, den Wurzeln, verwester Rinde etc., mit welchen die Bäume jener Länder dicht bedeckt sind, zwischen durchkriechen. Da die Blasen an die Rhizome befestigt sind, so sind sie jeden- falls unterirdisch. Sie werden in auszerordentlicher Anzahl hervor- gebracht. Eine meiner Pflanzen, obgleich jung, musz mehrere hundert getragen haben; denn ein einziger Zweig aus einem verwirrten Haufen hatte zweiunddreiszig, und ein anderer Zweig, ungefähr 2 Zoll lang, (aber sein Ende und ein Seitenzweig war abgebrochen), hatte dreiund- siebzig Blasen 1. Die Blasen sind zusammengedrückt und abgerundet; ihre untere Fläche, oder die zwischen der Spitze des langen zarten Stieles und der Klappe, ist auszerordentlich kurz (Fig. 27). Sie sind [Abbildung Fig. 27. (Utricularia montana.) Blase, ungefähr 27 mal vergröszert.] farblos und beinahe so durchsichtig wie Glas, so dasz sie kleiner er- scheinen als sie wirklich sind; die gröszte war unter [FORMEL] Zoll (1,27 Mm.) in ihrem längeren Durchmesser. Sie werden von ziemlich groszen eckigen Zellen gebildet, an deren Verbindungen oblonge Papillen vor- springen, welche denen auf der Oberfläche der Blasen bei den vorher- 1 Prof. Oliver hat eine Pflanze von Utricularia Jamesoniana abgebildet (Proceed. Linn. Soc. Vol. IV. p. 169), welche ungetheilte Blätter und Rhizome gleich denen unserer Species hat; aber die Ränder der terminalen Hälften einiger Blätter sind in Blasen verwandelt. Diese Thatsache weist deutlich darauf hin, dasz die Blasen auf den Rhizomen der gegenwärtigen und der folgenden Arten modifi- cirte Segmente des Blattes sind; sie werden dadurch mit den an die getheilten und schwimmenden Blätter der in Wasser lebenden Arten gehefteten Blasen in Übereinstimmung gebracht.

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Zitationshilfe: Darwin, Charles: Insectenfressende Pflanzen. Übers. v. Julius Victor Carus. Stuttgart, 1876, S. 389. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darwin_pflanzen_1876/403>, abgerufen am 25.04.2024.