Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Darwin, Charles: Insectenfressende Pflanzen. Übers. v. Julius Victor Carus. Stuttgart, 1876.

Bild:
<< vorherige Seite

Schlusz. Cap. 18.
Substanz verdauen und nachher aufsaugen, nämlich alle Droseraceae,
Pinguicula
und, wie Dr. Hooker entdeckt hat, Nepenthes; und dieser
Classe werden beinahe sicher bald noch andere Arten hinzugefügt
werden. Diese Pflanzen können Substanz aus gewissen vegetabilischen
Stoffen, wie Pollen, Samen und Stückchen von Blättern auflösen.
Ohne Zweifel saugen ihre Drüsen gleichfalls die ihnen vom Regen
zugeführten Ammoniaksalze auf. Es ist auch gezeigt worden, dasz
einige andere Pflanzen Ammoniak durch ihre drüsenartigen Haare auf-
saugen können; und diese werden auch aus dem ihnen vom Regen zu-
geführten Nutzen ziehen. Es ist auch noch eine zweite Classe von
Pflanzen da, welche, wie wir so eben gesehen haben, nicht verdauen
können, aber die Produkte des Zerfalls von Thieren, welche sie fangen,
aufsaugen, nämlich Utricularia und ihre nahen Verwandten; und
nach den ausgezeichneten Beobachtungen von Dr. Mellichamp und
Dr. Canby kann kaum ein Zweifel darüber bestehen, dasz Sarracenia
und Darlingtonia dieser Classe zugefügt werden können, obgleich die
Thatsache bis jetzt noch kaum als vollständig bewiesen angesehen
werden kann. Es gibt eine dritte Classe Pflanzen, welche, wie nun
allgemein zugegeben wird, von Produkten des Zerfalls vegetabilischer
Substanz leben, wie z. B. eine Orchidee (Neottia) u. s. w. Endlich
findet sich noch die bekannte vierte Classe von Parasiten (so z. B.
die Mistel), welche sich von den Säften lebender Pflanzen ernähren.
Die meisten jedoch der Pflanzen, welche zu diesen vier Classen ge-
hören, erhalten einen Theil ihres Kohlenstoffes wie die gewöhnlichen
Arten aus der Luft. Dieses sind die verschiedenen Mittel, durch
welche, so weit bis jetzt bekannt ist, höhere Pflanzen ihren Unter-
halt gewinnen.

Schlusz. Cap. 18.
Substanz verdauen und nachher aufsaugen, nämlich alle Droseraceae,
Pinguicula
und, wie Dr. Hooker entdeckt hat, Nepenthes; und dieser
Classe werden beinahe sicher bald noch andere Arten hinzugefügt
werden. Diese Pflanzen können Substanz aus gewissen vegetabilischen
Stoffen, wie Pollen, Samen und Stückchen von Blättern auflösen.
Ohne Zweifel saugen ihre Drüsen gleichfalls die ihnen vom Regen
zugeführten Ammoniaksalze auf. Es ist auch gezeigt worden, dasz
einige andere Pflanzen Ammoniak durch ihre drüsenartigen Haare auf-
saugen können; und diese werden auch aus dem ihnen vom Regen zu-
geführten Nutzen ziehen. Es ist auch noch eine zweite Classe von
Pflanzen da, welche, wie wir so eben gesehen haben, nicht verdauen
können, aber die Produkte des Zerfalls von Thieren, welche sie fangen,
aufsaugen, nämlich Utricularia und ihre nahen Verwandten; und
nach den ausgezeichneten Beobachtungen von Dr. Mellichamp und
Dr. Canby kann kaum ein Zweifel darüber bestehen, dasz Sarracenia
und Darlingtonia dieser Classe zugefügt werden können, obgleich die
Thatsache bis jetzt noch kaum als vollständig bewiesen angesehen
werden kann. Es gibt eine dritte Classe Pflanzen, welche, wie nun
allgemein zugegeben wird, von Produkten des Zerfalls vegetabilischer
Substanz leben, wie z. B. eine Orchidee (Neottia) u. s. w. Endlich
findet sich noch die bekannte vierte Classe von Parasiten (so z. B.
die Mistel), welche sich von den Säften lebender Pflanzen ernähren.
Die meisten jedoch der Pflanzen, welche zu diesen vier Classen ge-
hören, erhalten einen Theil ihres Kohlenstoffes wie die gewöhnlichen
Arten aus der Luft. Dieses sind die verschiedenen Mittel, durch
welche, so weit bis jetzt bekannt ist, höhere Pflanzen ihren Unter-
halt gewinnen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0420" n="406"/><fw place="top" type="header">Schlusz. Cap. 18.</fw><lb/>
Substanz verdauen und nachher aufsaugen, nämlich alle <hi rendition="#i">Droseraceae,<lb/>
Pinguicula</hi> und, wie Dr. <hi rendition="#k">Hooker</hi> entdeckt hat, <hi rendition="#i">Nepenthes;</hi> und dieser<lb/>
Classe werden beinahe sicher bald noch andere Arten hinzugefügt<lb/>
werden. Diese Pflanzen können Substanz aus gewissen vegetabilischen<lb/>
Stoffen, wie Pollen, Samen und Stückchen von Blättern auflösen.<lb/>
Ohne Zweifel saugen ihre Drüsen gleichfalls die ihnen vom Regen<lb/>
zugeführten Ammoniaksalze auf. Es ist auch gezeigt worden, dasz<lb/>
einige andere Pflanzen Ammoniak durch ihre drüsenartigen Haare auf-<lb/>
saugen können; und diese werden auch aus dem ihnen vom Regen zu-<lb/>
geführten Nutzen ziehen. Es ist auch noch eine zweite Classe von<lb/>
Pflanzen da, welche, wie wir so eben gesehen haben, nicht verdauen<lb/>
können, aber die Produkte des Zerfalls von Thieren, welche sie fangen,<lb/>
aufsaugen, nämlich <hi rendition="#i">Utricularia</hi> und ihre nahen Verwandten; und<lb/>
nach den ausgezeichneten Beobachtungen von Dr. <hi rendition="#k">Mellichamp</hi> und<lb/>
Dr. <hi rendition="#k">Canby</hi> kann kaum ein Zweifel darüber bestehen, dasz <hi rendition="#i">Sarracenia</hi><lb/>
und <hi rendition="#i">Darlingtonia</hi> dieser Classe zugefügt werden können, obgleich die<lb/>
Thatsache bis jetzt noch kaum als vollständig bewiesen angesehen<lb/>
werden kann. Es gibt eine dritte Classe Pflanzen, welche, wie nun<lb/>
allgemein zugegeben wird, von Produkten des Zerfalls vegetabilischer<lb/>
Substanz leben, wie z. B. eine Orchidee <hi rendition="#i">(Neottia)</hi> u. s. w. Endlich<lb/>
findet sich noch die bekannte vierte Classe von Parasiten (so z. B.<lb/>
die Mistel), welche sich von den Säften lebender Pflanzen ernähren.<lb/>
Die meisten jedoch der Pflanzen, welche zu diesen vier Classen ge-<lb/>
hören, erhalten einen Theil ihres Kohlenstoffes wie die gewöhnlichen<lb/>
Arten aus der Luft. Dieses sind die verschiedenen Mittel, durch<lb/>
welche, so weit bis jetzt bekannt ist, höhere Pflanzen ihren Unter-<lb/>
halt gewinnen.</p>
        </div>
      </div><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[406/0420] Schlusz. Cap. 18. Substanz verdauen und nachher aufsaugen, nämlich alle Droseraceae, Pinguicula und, wie Dr. Hooker entdeckt hat, Nepenthes; und dieser Classe werden beinahe sicher bald noch andere Arten hinzugefügt werden. Diese Pflanzen können Substanz aus gewissen vegetabilischen Stoffen, wie Pollen, Samen und Stückchen von Blättern auflösen. Ohne Zweifel saugen ihre Drüsen gleichfalls die ihnen vom Regen zugeführten Ammoniaksalze auf. Es ist auch gezeigt worden, dasz einige andere Pflanzen Ammoniak durch ihre drüsenartigen Haare auf- saugen können; und diese werden auch aus dem ihnen vom Regen zu- geführten Nutzen ziehen. Es ist auch noch eine zweite Classe von Pflanzen da, welche, wie wir so eben gesehen haben, nicht verdauen können, aber die Produkte des Zerfalls von Thieren, welche sie fangen, aufsaugen, nämlich Utricularia und ihre nahen Verwandten; und nach den ausgezeichneten Beobachtungen von Dr. Mellichamp und Dr. Canby kann kaum ein Zweifel darüber bestehen, dasz Sarracenia und Darlingtonia dieser Classe zugefügt werden können, obgleich die Thatsache bis jetzt noch kaum als vollständig bewiesen angesehen werden kann. Es gibt eine dritte Classe Pflanzen, welche, wie nun allgemein zugegeben wird, von Produkten des Zerfalls vegetabilischer Substanz leben, wie z. B. eine Orchidee (Neottia) u. s. w. Endlich findet sich noch die bekannte vierte Classe von Parasiten (so z. B. die Mistel), welche sich von den Säften lebender Pflanzen ernähren. Die meisten jedoch der Pflanzen, welche zu diesen vier Classen ge- hören, erhalten einen Theil ihres Kohlenstoffes wie die gewöhnlichen Arten aus der Luft. Dieses sind die verschiedenen Mittel, durch welche, so weit bis jetzt bekannt ist, höhere Pflanzen ihren Unter- halt gewinnen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/darwin_pflanzen_1876
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/darwin_pflanzen_1876/420
Zitationshilfe: Darwin, Charles: Insectenfressende Pflanzen. Übers. v. Julius Victor Carus. Stuttgart, 1876, S. 406. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darwin_pflanzen_1876/420>, abgerufen am 24.04.2024.