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Devrient, Eduard: Das Nationaltheater des neuen Deutschland. Eine Reformschrift. Leipzig, 1849.

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rischen Directoren geleitet. Ja Kaiser Joseph erkannte
die Nothwendigkeit der Selbstregierung der Künstler so
vollständig an, daß er dem Wiener Nationaltheater eine
ganz republikanische Verfassung gab, deren Grundsätze in
Mannheim unter Dalberg eine denkwürdige Fortbildung
fanden*).

Aus solchem Geiste und unter solchem Schutze wuchs
die deutsche Schauspielkunst, geführt von Meistern, wie
Eckhoff, Schröder, Iffland, zu der kräftigen Reife, welche
unter Schiller's und Goethe's Einfluß ihre poetische
Vollendung erhielt.

Als aber nach dem Wiener Congreß die Höfe den
alten Glanz wieder gewannen, neue Theater in den Re¬
sidenzen errichtet, die bestehenden in größeren Flor ge¬
bracht wurden, da veränderte sich Stellung und Organi¬
sation der Bühnen wesentlich.

Die Verbreitung der constitutionellen Regierungs¬
form trennte die Staatsgewalten, der Fürst vertrat nicht
mehr allein den Willen der Nation; indem also die
Höfe das Theater an sich behielten, gab der Staat, gab

*) Gesch. der deutsch. Schauspielkunst ll. B., S. 402, und
III. B., S. 16.

riſchen Directoren geleitet. Ja Kaiſer Joſeph erkannte
die Nothwendigkeit der Selbſtregierung der Künſtler ſo
vollſtändig an, daß er dem Wiener Nationaltheater eine
ganz republikaniſche Verfaſſung gab, deren Grundſätze in
Mannheim unter Dalberg eine denkwürdige Fortbildung
fanden*).

Aus ſolchem Geiſte und unter ſolchem Schutze wuchs
die deutſche Schauſpielkunſt, geführt von Meiſtern, wie
Eckhoff, Schröder, Iffland, zu der kräftigen Reife, welche
unter Schiller's und Goethe's Einfluß ihre poetiſche
Vollendung erhielt.

Als aber nach dem Wiener Congreß die Höfe den
alten Glanz wieder gewannen, neue Theater in den Re¬
ſidenzen errichtet, die beſtehenden in größeren Flor ge¬
bracht wurden, da veränderte ſich Stellung und Organi¬
ſation der Bühnen weſentlich.

Die Verbreitung der conſtitutionellen Regierungs¬
form trennte die Staatsgewalten, der Fürſt vertrat nicht
mehr allein den Willen der Nation; indem alſo die
Höfe das Theater an ſich behielten, gab der Staat, gab

*) Geſch. der deutſch. Schauſpielkunſt ll. B., S. 402, und
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[14/0020] riſchen Directoren geleitet. Ja Kaiſer Joſeph erkannte die Nothwendigkeit der Selbſtregierung der Künſtler ſo vollſtändig an, daß er dem Wiener Nationaltheater eine ganz republikaniſche Verfaſſung gab, deren Grundſätze in Mannheim unter Dalberg eine denkwürdige Fortbildung fanden *). Aus ſolchem Geiſte und unter ſolchem Schutze wuchs die deutſche Schauſpielkunſt, geführt von Meiſtern, wie Eckhoff, Schröder, Iffland, zu der kräftigen Reife, welche unter Schiller's und Goethe's Einfluß ihre poetiſche Vollendung erhielt. Als aber nach dem Wiener Congreß die Höfe den alten Glanz wieder gewannen, neue Theater in den Re¬ ſidenzen errichtet, die beſtehenden in größeren Flor ge¬ bracht wurden, da veränderte ſich Stellung und Organi¬ ſation der Bühnen weſentlich. Die Verbreitung der conſtitutionellen Regierungs¬ form trennte die Staatsgewalten, der Fürſt vertrat nicht mehr allein den Willen der Nation; indem alſo die Höfe das Theater an ſich behielten, gab der Staat, gab *) Geſch. der deutſch. Schauſpielkunſt ll. B., S. 402, und III. B., S. 16.

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Zitationshilfe: Devrient, Eduard: Das Nationaltheater des neuen Deutschland. Eine Reformschrift. Leipzig, 1849, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/devrient_nationaltheater_1849/20>, abgerufen am 19.04.2024.