Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Döpler, Jacob: Theatrum poenarum, Suppliciorum Et Executionum Criminalium, Oder Schau-Platz/ Derer Leibes und Lebens-Straffen. Bd. 1. Sonderhausen, 1693.

Bild:
<< vorherige Seite

tenmahl an. Cajus Pontius verstecke sein Volck heimlich in einen finstern Wald/ da er nicht gesehen werden mogte/ schickte etliche von den Seinigen auf unterschiedliche Wege aus/ die hatten alle einen Befehl/ wie sich verhalten solten. Als sie nun gefangen undgefraget wurden/ wo der Samniter Heer wäre? Sagten sie alle einmüthig/ sie legen vor der Stadt Luceria in Apulia, welche hart bedrengt/ ohne Zweiffel sich bald würde ergeben müssen. Die Römische Bürgemeister hatten Mitleiden mit den Belagerten/ eileten / solche aufs baldeste zu entsetzen/ begaben sich unvorsichtig in einen engen Paß/ die Candinische Türcken oder Gabeln genant/ und als sie alle in diese Klingen kahmen/ fanden sie den Weg verhauen/ daß sie nicht weiter konten. Da wischte Pontius mit der gantzen Gewalt der Samniter aus den Hinterhalt herfür / ümgab sie zurück/ daß sie wie eine Mauß in der Fallen sassen. Wolten sie nun in diesem Loch nicht hungers sterben/ so musten die Römer/ und insonderheit Posthumius der Bürgemeister einen schändlichen Vertrag eingehen/ demselben schweren zu halten/ und noch darzu 600 aus den Ritterstand zu Geisseln und Pfand geben. Darnach muste das gantze Römische Heer ihr Gewehr niederlegen / ihre Güther und Troß dahinten lassen/ und halb nackend unter einen höltzernen Joch/ wie ein Galgen formiret/ mit grossen Spott hindurch krichen. Da sie nun also mit Schand und Schaden wieder heim kommen/ begehrte Posthumius selber vom Rath/ damit man den so schändlichem Vertrag nicht halten müste/ solte man ihn selbst und die Fürnehmsten Officirer mit ihm dem Feinde liefern. Aber die Samniter wolten sie nicht annehmen/ sondern die Verträge gehalten haben. Also zog Posthumius mit den andern wieder heim/ uud griffen die Römer von neuen die Samniter an. Papyrius Cursor, ob es ihm wohl Anfangs hinderlich ging/ schlug doch die Feinde/ eroberte ihr Lager/ Troß und alles Guth/ bekahm die 600 gegebene Geissel wieder/ nötigte alle Samniter, daß sie/ gleich wie zuvor die Römer/ unter solch Joch oder Galgen hinkrichen musten. Also ward Schmach mit Schmach bezahlet/ und die erlittene Schande etlicher maßen abgewaschen.

Livius, lib. 9. c. 2. 4. & 6.

tenmahl an. Cajus Pòntius verstecke sein Volck heimlich in einen finstern Wald/ da er nicht gesehen werden mogte/ schickte etliche von den Seinigen auf unterschiedliche Wege aus/ die hatten alle einen Befehl/ wie sich verhalten solten. Als sie nun gefangen undgefraget wurden/ wo der Samniter Heer wäre? Sagten sie alle einmüthig/ sie legen vor der Stadt Luceria in Apulia, welche hart bedrengt/ ohne Zweiffel sich bald würde ergeben müssen. Die Römische Bürgemeister hatten Mitleiden mit den Belagerten/ eileten / solche aufs baldeste zu entsetzen/ begaben sich unvorsichtig in einen engen Paß/ die Candinische Türcken oder Gabeln genant/ und als sie alle in diese Klingen kahmen/ fanden sie den Weg verhauen/ daß sie nicht weiter konten. Da wischte Pontius mit der gantzen Gewalt der Samniter aus den Hinterhalt herfür / ümgab sie zurück/ daß sie wie eine Mauß in der Fallen sassen. Wolten sie nun in diesem Loch nicht hungers sterben/ so musten die Römer/ und insonderheit Posthumius der Bürgemeister einen schändlichen Vertrag eingehen/ demselben schweren zu halten/ und noch darzu 600 aus den Ritterstand zu Geisseln und Pfand geben. Darnach muste das gantze Römische Heer ihr Gewehr niederlegen / ihre Güther und Troß dahinten lassen/ und halb nackend unter einen höltzernen Joch/ wie ein Galgen formiret/ mit grossen Spott hindurch krichen. Da sie nun also mit Schand und Schaden wieder heim kommen/ begehrte Posthumius selber vom Rath/ damit man den so schändlichem Vertrag nicht halten müste/ solte man ihn selbst und die Fürnehmsten Officirer mit ihm dem Feinde liefern. Aber die Samniter wolten sie nicht annehmen/ sondern die Verträge gehalten haben. Also zog Posthumius mit den andern wieder heim/ uud griffen die Römer von neuen die Samniter an. Papyrius Cursor, ob es ihm wohl Anfangs hinderlich ging/ schlug doch die Feinde/ eroberte ihr Lager/ Troß und alles Guth/ bekahm die 600 gegebene Geissel wieder/ nötigte alle Samniter, daß sie/ gleich wie zuvor die Römer/ unter solch Joch oder Galgen hinkrichen musten. Also ward Schmach mit Schmach bezahlet/ und die erlittene Schande etlicher maßen abgewaschen.

Livius, lib. 9. c. 2. 4. & 6.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0852" n="842"/>
tenmahl an. Cajus Pòntius verstecke sein Volck                      heimlich in einen finstern Wald/ da er nicht gesehen werden mogte/ schickte                      etliche von den Seinigen auf unterschiedliche Wege aus/ die hatten alle einen                      Befehl/ wie sich verhalten solten. Als sie nun gefangen undgefraget wurden/ wo                      der Samniter Heer wäre? Sagten sie alle einmüthig/ sie legen vor der Stadt                      Luceria in Apulia, welche hart bedrengt/ ohne Zweiffel sich bald würde ergeben                      müssen. Die Römische Bürgemeister hatten Mitleiden mit den Belagerten/ eileten                     / solche aufs baldeste zu entsetzen/ begaben sich unvorsichtig in einen engen                      Paß/ die Candinische Türcken oder Gabeln genant/ und als sie alle in diese                      Klingen kahmen/ fanden sie den Weg verhauen/ daß sie nicht weiter konten. Da                      wischte Pontius mit der gantzen Gewalt der Samniter aus den Hinterhalt herfür /                      ümgab sie zurück/ daß sie wie eine Mauß in der Fallen sassen. Wolten sie nun in                      diesem Loch nicht hungers sterben/ so musten die Römer/ und insonderheit                      Posthumius der Bürgemeister einen schändlichen Vertrag eingehen/ demselben                      schweren zu halten/ und noch darzu 600 aus den Ritterstand zu Geisseln und                      Pfand geben. Darnach muste das gantze Römische Heer ihr Gewehr niederlegen /                      ihre Güther und Troß dahinten lassen/ und halb nackend unter einen höltzernen                      Joch/ wie ein Galgen formiret/ mit grossen Spott hindurch krichen. Da sie nun                      also mit Schand und Schaden wieder heim kommen/ begehrte Posthumius selber vom                      Rath/ damit man den so schändlichem Vertrag nicht halten müste/ solte man ihn                      selbst und die Fürnehmsten Officirer mit ihm dem Feinde liefern. Aber die                      Samniter wolten sie nicht annehmen/ sondern die Verträge gehalten haben. Also                      zog Posthumius mit den andern wieder heim/ uud griffen die Römer von neuen die                      Samniter an. Papyrius Cursor, ob es ihm wohl Anfangs hinderlich ging/ schlug                      doch die Feinde/ eroberte ihr Lager/ Troß und alles Guth/ bekahm die 600                      gegebene Geissel wieder/ nötigte alle Samniter, daß sie/ gleich wie zuvor die                      Römer/ unter solch Joch oder Galgen hinkrichen musten. Also ward Schmach mit                      Schmach bezahlet/ und die erlittene Schande etlicher maßen abgewaschen.</p>
        <p>Livius, lib. 9. c. 2. 4. &amp; 6.</p>
      </div>
      <div>
</div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[842/0852] tenmahl an. Cajus Pòntius verstecke sein Volck heimlich in einen finstern Wald/ da er nicht gesehen werden mogte/ schickte etliche von den Seinigen auf unterschiedliche Wege aus/ die hatten alle einen Befehl/ wie sich verhalten solten. Als sie nun gefangen undgefraget wurden/ wo der Samniter Heer wäre? Sagten sie alle einmüthig/ sie legen vor der Stadt Luceria in Apulia, welche hart bedrengt/ ohne Zweiffel sich bald würde ergeben müssen. Die Römische Bürgemeister hatten Mitleiden mit den Belagerten/ eileten / solche aufs baldeste zu entsetzen/ begaben sich unvorsichtig in einen engen Paß/ die Candinische Türcken oder Gabeln genant/ und als sie alle in diese Klingen kahmen/ fanden sie den Weg verhauen/ daß sie nicht weiter konten. Da wischte Pontius mit der gantzen Gewalt der Samniter aus den Hinterhalt herfür / ümgab sie zurück/ daß sie wie eine Mauß in der Fallen sassen. Wolten sie nun in diesem Loch nicht hungers sterben/ so musten die Römer/ und insonderheit Posthumius der Bürgemeister einen schändlichen Vertrag eingehen/ demselben schweren zu halten/ und noch darzu 600 aus den Ritterstand zu Geisseln und Pfand geben. Darnach muste das gantze Römische Heer ihr Gewehr niederlegen / ihre Güther und Troß dahinten lassen/ und halb nackend unter einen höltzernen Joch/ wie ein Galgen formiret/ mit grossen Spott hindurch krichen. Da sie nun also mit Schand und Schaden wieder heim kommen/ begehrte Posthumius selber vom Rath/ damit man den so schändlichem Vertrag nicht halten müste/ solte man ihn selbst und die Fürnehmsten Officirer mit ihm dem Feinde liefern. Aber die Samniter wolten sie nicht annehmen/ sondern die Verträge gehalten haben. Also zog Posthumius mit den andern wieder heim/ uud griffen die Römer von neuen die Samniter an. Papyrius Cursor, ob es ihm wohl Anfangs hinderlich ging/ schlug doch die Feinde/ eroberte ihr Lager/ Troß und alles Guth/ bekahm die 600 gegebene Geissel wieder/ nötigte alle Samniter, daß sie/ gleich wie zuvor die Römer/ unter solch Joch oder Galgen hinkrichen musten. Also ward Schmach mit Schmach bezahlet/ und die erlittene Schande etlicher maßen abgewaschen. Livius, lib. 9. c. 2. 4. & 6.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/doepler_theatrum01_1693
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/doepler_theatrum01_1693/852
Zitationshilfe: Döpler, Jacob: Theatrum poenarum, Suppliciorum Et Executionum Criminalium, Oder Schau-Platz/ Derer Leibes und Lebens-Straffen. Bd. 1. Sonderhausen, 1693, S. 842. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/doepler_theatrum01_1693/852>, abgerufen am 25.04.2024.