Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Bank.
Im Parke weiß ich eine Bank,
Die schattenreichste nicht von allen,
Nur Erlen lassen, dünn und schlank,
Darüber karge Streifen wallen;
Da sitz' ich manchen Sommertag
Und laß mich rösten von der Sonnen,
Rings keiner Quelle Plätschern wach,
Doch mir im Herzen springt der Bronnen.
Dieß ist der Fleck, wo man den Weg
Nach allen Seiten kann bestreichen,
Das staub'ge Gleis, den grünen Steg,
Und dort die Lichtung in den Eichen:
Ach manche, manche liebe Spur
Ist unterm Rade aufgeflogen!
Was mich erfreut, bekümmert, nur
Von drüben kam es hergezogen.
Du frommer Greis im schlichten Kleid,
Getreuer Freund seit zwanzig Jahren,
Dem keine Wege schlimm und weit,
Galt es den heil'gen Dienst zu wahren,
Wie oft sah ich den schweren Schlag
Dich drehn mit ungeschickten Händen,
Und langsam steigend nach und nach
Dein Käppchen an des Dammes Wänden.
Die Bank.
Im Parke weiß ich eine Bank,
Die ſchattenreichſte nicht von allen,
Nur Erlen laſſen, dünn und ſchlank,
Darüber karge Streifen wallen;
Da ſitz' ich manchen Sommertag
Und laß mich röſten von der Sonnen,
Rings keiner Quelle Plätſchern wach,
Doch mir im Herzen ſpringt der Bronnen.
Dieß iſt der Fleck, wo man den Weg
Nach allen Seiten kann beſtreichen,
Das ſtaub'ge Gleis, den grünen Steg,
Und dort die Lichtung in den Eichen:
Ach manche, manche liebe Spur
Iſt unterm Rade aufgeflogen!
Was mich erfreut, bekümmert, nur
Von drüben kam es hergezogen.
Du frommer Greis im ſchlichten Kleid,
Getreuer Freund ſeit zwanzig Jahren,
Dem keine Wege ſchlimm und weit,
Galt es den heil'gen Dienſt zu wahren,
Wie oft ſah ich den ſchweren Schlag
Dich drehn mit ungeſchickten Händen,
Und langſam ſteigend nach und nach
Dein Käppchen an des Dammes Wänden.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0167" n="153"/>
        </div>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Die Bank.</hi><lb/>
          </head>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Im Parke weiß ich eine Bank,</l><lb/>
              <l>Die &#x017F;chattenreich&#x017F;te nicht von allen,</l><lb/>
              <l>Nur Erlen la&#x017F;&#x017F;en, dünn und &#x017F;chlank,</l><lb/>
              <l>Darüber karge Streifen wallen;</l><lb/>
              <l>Da &#x017F;itz' ich manchen Sommertag</l><lb/>
              <l>Und laß mich rö&#x017F;ten von der Sonnen,</l><lb/>
              <l>Rings keiner Quelle Plät&#x017F;chern wach,</l><lb/>
              <l>Doch mir im Herzen &#x017F;pringt der Bronnen.</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="2">
              <l>Dieß i&#x017F;t der Fleck, wo man den Weg</l><lb/>
              <l>Nach allen Seiten kann be&#x017F;treichen,</l><lb/>
              <l>Das &#x017F;taub'ge Gleis, den grünen Steg,</l><lb/>
              <l>Und dort die Lichtung in den Eichen:</l><lb/>
              <l>Ach manche, manche liebe Spur</l><lb/>
              <l>I&#x017F;t unterm Rade aufgeflogen!</l><lb/>
              <l>Was mich erfreut, bekümmert, nur</l><lb/>
              <l>Von drüben kam es hergezogen.</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="3">
              <l>Du frommer Greis im &#x017F;chlichten Kleid,</l><lb/>
              <l>Getreuer Freund &#x017F;eit zwanzig Jahren,</l><lb/>
              <l>Dem keine Wege &#x017F;chlimm und weit,</l><lb/>
              <l>Galt es den heil'gen Dien&#x017F;t zu wahren,</l><lb/>
              <l>Wie oft &#x017F;ah ich den &#x017F;chweren Schlag</l><lb/>
              <l>Dich drehn mit unge&#x017F;chickten Händen,</l><lb/>
              <l>Und lang&#x017F;am &#x017F;teigend nach und nach</l><lb/>
              <l>Dein Käppchen an des Dammes Wänden.</l><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[153/0167] Die Bank. Im Parke weiß ich eine Bank, Die ſchattenreichſte nicht von allen, Nur Erlen laſſen, dünn und ſchlank, Darüber karge Streifen wallen; Da ſitz' ich manchen Sommertag Und laß mich röſten von der Sonnen, Rings keiner Quelle Plätſchern wach, Doch mir im Herzen ſpringt der Bronnen. Dieß iſt der Fleck, wo man den Weg Nach allen Seiten kann beſtreichen, Das ſtaub'ge Gleis, den grünen Steg, Und dort die Lichtung in den Eichen: Ach manche, manche liebe Spur Iſt unterm Rade aufgeflogen! Was mich erfreut, bekümmert, nur Von drüben kam es hergezogen. Du frommer Greis im ſchlichten Kleid, Getreuer Freund ſeit zwanzig Jahren, Dem keine Wege ſchlimm und weit, Galt es den heil'gen Dienſt zu wahren, Wie oft ſah ich den ſchweren Schlag Dich drehn mit ungeſchickten Händen, Und langſam ſteigend nach und nach Dein Käppchen an des Dammes Wänden.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844/167
Zitationshilfe: Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844/167>, abgerufen am 18.04.2024.