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Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844.

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Die Vendetta.
I.
Ja, einen Feind hat der Cors', den Hund,
Luigi, den hagern Podesta,
Der den Ohm, so stark und gesund,
Ließ henken, den kühnen di Vesta.
Er und der rothe Franzose Jocliffe,
Die Beiden machten ihn hangen,
Aber der ging zu dem Schmugglerschiff,
Und liegt seit Monden gefangen.
Steht im Walde Geronimo,
Und klirrend zieht aus der Scheide
Er das Messer, so und so
An der Sohle wetzt er die Schneide;
Gleitet dann in die Dämmerung,
Dem Feinde auf Tod und Leben
Mit des Thieres Verstümmelung
Ein corsisch Cartel zu geben.
Schau! wie Zweig an Zweige er streicht,
-- Kaum flüsternd die Blätter schwanken, --
Gleich der gleißenden Boa leicht
Hinquillt durch Gelaub und Ranken;
Drüber träufelt das Mondenlicht,
Wie heimlicher Thräne Klage
Durch eine dunkele Wimper bricht.
Nun kniet der Corse am Haage.
Die Vendetta.
I.
Ja, einen Feind hat der Corſ', den Hund,
Luigi, den hagern Podeſta,
Der den Ohm, ſo ſtark und geſund,
Ließ henken, den kühnen di Veſta.
Er und der rothe Franzoſe Jocliffe,
Die Beiden machten ihn hangen,
Aber der ging zu dem Schmugglerſchiff,
Und liegt ſeit Monden gefangen.
Steht im Walde Geronimo,
Und klirrend zieht aus der Scheide
Er das Meſſer, ſo und ſo
An der Sohle wetzt er die Schneide;
Gleitet dann in die Dämmerung,
Dem Feinde auf Tod und Leben
Mit des Thieres Verſtümmelung
Ein corſiſch Cartel zu geben.
Schau! wie Zweig an Zweige er ſtreicht,
— Kaum flüſternd die Blätter ſchwanken, —
Gleich der gleißenden Boa leicht
Hinquillt durch Gelaub und Ranken;
Drüber träufelt das Mondenlicht,
Wie heimlicher Thräne Klage
Durch eine dunkele Wimper bricht.
Nun kniet der Corſe am Haage.
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[307/0321] Die Vendetta. I. Ja, einen Feind hat der Corſ', den Hund, Luigi, den hagern Podeſta, Der den Ohm, ſo ſtark und geſund, Ließ henken, den kühnen di Veſta. Er und der rothe Franzoſe Jocliffe, Die Beiden machten ihn hangen, Aber der ging zu dem Schmugglerſchiff, Und liegt ſeit Monden gefangen. Steht im Walde Geronimo, Und klirrend zieht aus der Scheide Er das Meſſer, ſo und ſo An der Sohle wetzt er die Schneide; Gleitet dann in die Dämmerung, Dem Feinde auf Tod und Leben Mit des Thieres Verſtümmelung Ein corſiſch Cartel zu geben. Schau! wie Zweig an Zweige er ſtreicht, — Kaum flüſternd die Blätter ſchwanken, — Gleich der gleißenden Boa leicht Hinquillt durch Gelaub und Ranken; Drüber träufelt das Mondenlicht, Wie heimlicher Thräne Klage Durch eine dunkele Wimper bricht. Nun kniet der Corſe am Haage.

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Zitationshilfe: Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844/321>, abgerufen am 28.03.2024.