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Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844.

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Das Haus in der Haide.
Wie lauscht, vom Abendschein umzuckt,
Die strohgedeckte Hütte,
-- Recht wie im Nest der Vogel duckt, --
Aus dunkler Föhren Mitte.
Am Fensterloche streckt das Haupt
Die weißgestirnte Stärke,
Bläßt in den Abendduft und schnaubt
Und stößt an's Holzgewerke.
Seitab ein Gärtchen, dornumhegt,
Mit reinlichem Gelände,
Wo matt ihr Haupt die Glocke trägt,
Aufrecht die Sonnenwende.
Und drinnen kniet ein stilles Kind,
Das scheint den Grund zu jäten,
Nun pflückt sie eine Lilie lind
Und wandelt längs den Beeten.
Am Horizonte Hirten, die
Im Haidekraut sich strecken,
Und mit des Aves Melodie
Träumende Lüfte wecken.
Das Haus in der Haide.
Wie lauſcht, vom Abendſchein umzuckt,
Die ſtrohgedeckte Hütte,
— Recht wie im Neſt der Vogel duckt, —
Aus dunkler Föhren Mitte.
Am Fenſterloche ſtreckt das Haupt
Die weißgeſtirnte Stärke,
Bläßt in den Abendduft und ſchnaubt
Und ſtößt an's Holzgewerke.
Seitab ein Gärtchen, dornumhegt,
Mit reinlichem Gelände,
Wo matt ihr Haupt die Glocke trägt,
Aufrecht die Sonnenwende.
Und drinnen kniet ein ſtilles Kind,
Das ſcheint den Grund zu jäten,
Nun pflückt ſie eine Lilie lind
Und wandelt längs den Beeten.
Am Horizonte Hirten, die
Im Haidekraut ſich ſtrecken,
Und mit des Aves Melodie
Träumende Lüfte wecken.
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[77/0091] Das Haus in der Haide. Wie lauſcht, vom Abendſchein umzuckt, Die ſtrohgedeckte Hütte, — Recht wie im Neſt der Vogel duckt, — Aus dunkler Föhren Mitte. Am Fenſterloche ſtreckt das Haupt Die weißgeſtirnte Stärke, Bläßt in den Abendduft und ſchnaubt Und ſtößt an's Holzgewerke. Seitab ein Gärtchen, dornumhegt, Mit reinlichem Gelände, Wo matt ihr Haupt die Glocke trägt, Aufrecht die Sonnenwende. Und drinnen kniet ein ſtilles Kind, Das ſcheint den Grund zu jäten, Nun pflückt ſie eine Lilie lind Und wandelt längs den Beeten. Am Horizonte Hirten, die Im Haidekraut ſich ſtrecken, Und mit des Aves Melodie Träumende Lüfte wecken.

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Zitationshilfe: Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844/91>, abgerufen am 18.04.2024.