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Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844.

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Gemach der Erdbeerbaum entbrennt;
Noch will das Genzian nicht wagen
Die dunkeln Wimpern aufzuschlagen;
Noch schläft die Luft im Nebeldicht.
Welch' greller Schrei die Stille bricht?
Der Auerhahn begrüßt das Licht;
Er schaukelt, wiegt sich, macht sich breit,
Er putzt sein stattlich Federkleid,
Und langsam streckt ihr stumpf Gesicht
Marmotte aus hohlen Baumes Nacht:
Das Leben, Leben ist erwacht;
Die Geier pfeifen, Birkhahn ruft,
Schneehühner flattern aus der Kluft;
Die Fichten selbst, daß keiner säume,
Erzählen flüsternd sich die Träume.
Und durch Remi geht überall
Ein dumpf Gemurr von Stall zu Stall.


Gemach der Erdbeerbaum entbrennt;
Noch will das Genzian nicht wagen
Die dunkeln Wimpern aufzuſchlagen;
Noch ſchläft die Luft im Nebeldicht.
Welch' greller Schrei die Stille bricht?
Der Auerhahn begrüßt das Licht;
Er ſchaukelt, wiegt ſich, macht ſich breit,
Er putzt ſein ſtattlich Federkleid,
Und langſam ſtreckt ihr ſtumpf Geſicht
Marmotte aus hohlen Baumes Nacht:
Das Leben, Leben iſt erwacht;
Die Geier pfeifen, Birkhahn ruft,
Schneehühner flattern aus der Kluft;
Die Fichten ſelbſt, daß keiner ſäume,
Erzählen flüſternd ſich die Träume.
Und durch Remi geht überall
Ein dumpf Gemurr von Stall zu Stall.


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[112/0126] Gemach der Erdbeerbaum entbrennt; Noch will das Genzian nicht wagen Die dunkeln Wimpern aufzuſchlagen; Noch ſchläft die Luft im Nebeldicht. Welch' greller Schrei die Stille bricht? Der Auerhahn begrüßt das Licht; Er ſchaukelt, wiegt ſich, macht ſich breit, Er putzt ſein ſtattlich Federkleid, Und langſam ſtreckt ihr ſtumpf Geſicht Marmotte aus hohlen Baumes Nacht: Das Leben, Leben iſt erwacht; Die Geier pfeifen, Birkhahn ruft, Schneehühner flattern aus der Kluft; Die Fichten ſelbſt, daß keiner ſäume, Erzählen flüſternd ſich die Träume. Und durch Remi geht überall Ein dumpf Gemurr von Stall zu Stall.

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Zitationshilfe: Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844/126>, abgerufen am 23.04.2024.