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Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844.

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Auch Ruhm ist gar ein scharfer Köder,
Ich habe manchen Tag verschwitzt,
Verschnitzelt hab' ich manche Feder,
Und bin doch schmählich abgeblitzt;
Und nur als ich, entmuthigt ganz,
Gedanken flattern ließ wie Flocken,
Da plötzlich fiel auf meine Locken
Ein junger frischer Lorbeerkranz.
So hab' aus Allem ich gezogen
Das treue Facit mir zuletzt,
Daß dem das Glück zumeist gewogen,
Der es am mindesten gehetzt;
Und daß, wo Wirken ein Geschick
Nach eigner Willkür kann bereiten,
Nur Offenheit zu allen Zeiten
Die allerbeste Politik.

Auch Ruhm iſt gar ein ſcharfer Köder,
Ich habe manchen Tag verſchwitzt,
Verſchnitzelt hab' ich manche Feder,
Und bin doch ſchmählich abgeblitzt;
Und nur als ich, entmuthigt ganz,
Gedanken flattern ließ wie Flocken,
Da plötzlich fiel auf meine Locken
Ein junger friſcher Lorbeerkranz.
So hab' aus Allem ich gezogen
Das treue Facit mir zuletzt,
Daß dem das Glück zumeiſt gewogen,
Der es am mindeſten gehetzt;
Und daß, wo Wirken ein Geſchick
Nach eigner Willkür kann bereiten,
Nur Offenheit zu allen Zeiten
Die allerbeſte Politik.

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[260/0274] Auch Ruhm iſt gar ein ſcharfer Köder, Ich habe manchen Tag verſchwitzt, Verſchnitzelt hab' ich manche Feder, Und bin doch ſchmählich abgeblitzt; Und nur als ich, entmuthigt ganz, Gedanken flattern ließ wie Flocken, Da plötzlich fiel auf meine Locken Ein junger friſcher Lorbeerkranz. So hab' aus Allem ich gezogen Das treue Facit mir zuletzt, Daß dem das Glück zumeiſt gewogen, Der es am mindeſten gehetzt; Und daß, wo Wirken ein Geſchick Nach eigner Willkür kann bereiten, Nur Offenheit zu allen Zeiten Die allerbeſte Politik.

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Zitationshilfe: Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844/274>, abgerufen am 29.03.2024.