Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844.

Bild:
<< vorherige Seite
Das Hospiz
auf dem großen St. Bernhard.
Erster Gesang.
Die Sonne hat den Lauf vollbracht,
Schon spannt sie aus ihr Wolkenzelt;
So manche Thrän' hat sie bewacht,
So manchem Lächeln sich gesellt;
Um Sel'ge hat ihr Strahl gekräuselt,
Wo süß versteckt die Laube säuselt,
Und hat die Todtenbahre auch
Gesegnet mit dem frommen Hauch;
Nun einmal ihres Schleiers Saum
Noch gleitet um der Alpen Schaum,
Und in des Schneegestäubes Flaum,
Das an Sankt Bernhards Klippe hängt,
Der matte Hauch sich flimmernd fängt.
Dort, wo es, aus des Passes Schlunde,
Um's Pain de Sucre macht die Runde, *
* Pain de Sucre, eins der Alpenhörner des großen St. Bernhard,
beträchtlich vom Wege abwärts.
Das Hoſpiz
auf dem großen St. Bernhard.
Erſter Geſang.
Die Sonne hat den Lauf vollbracht,
Schon ſpannt ſie aus ihr Wolkenzelt;
So manche Thrän' hat ſie bewacht,
So manchem Lächeln ſich geſellt;
Um Sel'ge hat ihr Strahl gekräuſelt,
Wo ſüß verſteckt die Laube ſäuſelt,
Und hat die Todtenbahre auch
Geſegnet mit dem frommen Hauch;
Nun einmal ihres Schleiers Saum
Noch gleitet um der Alpen Schaum,
Und in des Schneegeſtäubes Flaum,
Das an Sankt Bernhards Klippe hängt,
Der matte Hauch ſich flimmernd fängt.
Dort, wo es, aus des Paſſes Schlunde,
Um's Pain de Sucre macht die Runde, *
* Pain de Sucre, eins der Alpenhörner des großen St. Bernhard,
beträchtlich vom Wege abwärts.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0413" n="[399]"/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#g">Das Ho&#x017F;piz</hi><lb/> <hi rendition="#b">auf dem großen St. Bernhard.</hi><lb/>
          </head>
          <div n="3">
            <head><hi rendition="#g">Er&#x017F;ter Ge&#x017F;ang</hi>.<lb/></head>
            <lg type="poem">
              <lg n="1">
                <l>Die Sonne hat den Lauf vollbracht,</l><lb/>
                <l>Schon &#x017F;pannt &#x017F;ie aus ihr Wolkenzelt;</l><lb/>
                <l>So manche Thrän' hat &#x017F;ie bewacht,</l><lb/>
                <l>So manchem Lächeln &#x017F;ich ge&#x017F;ellt;</l><lb/>
                <l>Um Sel'ge hat ihr Strahl gekräu&#x017F;elt,</l><lb/>
                <l>Wo &#x017F;üß ver&#x017F;teckt die Laube &#x017F;äu&#x017F;elt,</l><lb/>
                <l>Und hat die Todtenbahre auch</l><lb/>
                <l>Ge&#x017F;egnet mit dem frommen Hauch;</l><lb/>
                <l>Nun einmal ihres Schleiers Saum</l><lb/>
                <l>Noch gleitet um der Alpen Schaum,</l><lb/>
                <l>Und in des Schneege&#x017F;täubes Flaum,</l><lb/>
                <l>Das an Sankt Bernhards Klippe hängt,</l><lb/>
                <l>Der matte Hauch &#x017F;ich flimmernd fängt.</l><lb/>
              </lg>
              <lg n="2">
                <l>Dort, wo es, aus des Pa&#x017F;&#x017F;es Schlunde,</l><lb/>
                <l>Um's Pain de Sucre macht die Runde, <note place="foot" n="*">Pain de Sucre, eins der Alpenhörner des großen St. Bernhard,<lb/>
beträchtlich vom Wege abwärts.<lb/></note></l><lb/>
              </lg>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[399]/0413] Das Hoſpiz auf dem großen St. Bernhard. Erſter Geſang. Die Sonne hat den Lauf vollbracht, Schon ſpannt ſie aus ihr Wolkenzelt; So manche Thrän' hat ſie bewacht, So manchem Lächeln ſich geſellt; Um Sel'ge hat ihr Strahl gekräuſelt, Wo ſüß verſteckt die Laube ſäuſelt, Und hat die Todtenbahre auch Geſegnet mit dem frommen Hauch; Nun einmal ihres Schleiers Saum Noch gleitet um der Alpen Schaum, Und in des Schneegeſtäubes Flaum, Das an Sankt Bernhards Klippe hängt, Der matte Hauch ſich flimmernd fängt. Dort, wo es, aus des Paſſes Schlunde, Um's Pain de Sucre macht die Runde, * * Pain de Sucre, eins der Alpenhörner des großen St. Bernhard, beträchtlich vom Wege abwärts.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844/413
Zitationshilfe: Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844, S. [399]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844/413>, abgerufen am 28.03.2024.