Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Duras, Claire de Durfort de: Urika, die Negerin. Übers. v. [Ehrenfried Stöber]. Frankfurt (Main), 1824.

Bild:
<< vorherige Seite

war seltsam überrascht, eine Negerin zu sehen.
Mein Erstaunen vermehrte sich noch durch die
Artigkeit, womit sie mich empfing, und die Wahl
der Ausdrücke, deren sie sich bediente.

"Sie sehen", sagte sie zu mir, "eine sehr
"kranke Person. Jch wünsche jetzo zu genesen,
"allein ich habe es nicht immer gewollt, und
"dieses ist vielleicht so nachtheilig für mich ge-
"wesen." Jch befrug sie über ihre Krankheit.
"Jch fühle", sagte sie, "eine beständige Beklem-
"mung, ich habe keinen Schlaf mehr, und das
"Fieber verläßt mich nicht."

Jhr Anblick bestätigte mir nur zu sehr diese
traurige Beschreibung ihres Zustandes: sie war
außerordentlich abgemagert; ihre feurige, sehr
große Augen, ihre blendend weiße Zähne waren

war ſeltſam überraſcht, eine Negerin zu ſehen.
Mein Erſtaunen vermehrte ſich noch durch die
Artigkeit, womit ſie mich empfing, und die Wahl
der Ausdrücke, deren ſie ſich bediente.

„Sie ſehen‟, ſagte ſie zu mir, „eine ſehr
„kranke Perſon. Jch wünſche jetzo zu geneſen,
„allein ich habe es nicht immer gewollt, und
„dieſes iſt vielleicht ſo nachtheilig für mich ge-
„weſen.‟ Jch befrug ſie über ihre Krankheit.
„Jch fühle‟, ſagte ſie, „eine beſtändige Beklem-
„mung, ich habe keinen Schlaf mehr, und das
„Fieber verläßt mich nicht.‟

Jhr Anblick beſtätigte mir nur zu ſehr dieſe
traurige Beſchreibung ihres Zuſtandes: ſie war
außerordentlich abgemagert; ihre feurige, ſehr
große Augen, ihre blendend weiße Zähne waren

<TEI>
  <text>
    <front>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0010" n="4"/>
war &#x017F;elt&#x017F;am überra&#x017F;cht, eine Negerin zu &#x017F;ehen.<lb/>
Mein Er&#x017F;taunen vermehrte &#x017F;ich noch durch die<lb/>
Artigkeit, womit &#x017F;ie mich empfing, und die Wahl<lb/>
der Ausdrücke, deren &#x017F;ie &#x017F;ich bediente.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Sie &#x017F;ehen&#x201F;, &#x017F;agte &#x017F;ie zu mir, &#x201E;eine &#x017F;ehr<lb/>
&#x201E;kranke Per&#x017F;on. Jch wün&#x017F;che jetzo zu gene&#x017F;en,<lb/>
&#x201E;allein ich habe es nicht immer gewollt, und<lb/>
&#x201E;die&#x017F;es i&#x017F;t vielleicht &#x017F;o nachtheilig für mich ge-<lb/>
&#x201E;we&#x017F;en.&#x201F; Jch befrug &#x017F;ie über ihre Krankheit.<lb/>
&#x201E;Jch fühle&#x201F;, &#x017F;agte &#x017F;ie, &#x201E;eine be&#x017F;tändige Beklem-<lb/>
&#x201E;mung, ich habe keinen Schlaf mehr, und das<lb/>
&#x201E;Fieber verläßt mich nicht.&#x201F;</p><lb/>
        <p>Jhr Anblick be&#x017F;tätigte mir nur zu &#x017F;ehr die&#x017F;e<lb/>
traurige Be&#x017F;chreibung ihres Zu&#x017F;tandes: &#x017F;ie war<lb/>
außerordentlich abgemagert; ihre feurige, &#x017F;ehr<lb/>
große Augen, ihre blendend weiße Zähne waren<lb/></p>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[4/0010] war ſeltſam überraſcht, eine Negerin zu ſehen. Mein Erſtaunen vermehrte ſich noch durch die Artigkeit, womit ſie mich empfing, und die Wahl der Ausdrücke, deren ſie ſich bediente. „Sie ſehen‟, ſagte ſie zu mir, „eine ſehr „kranke Perſon. Jch wünſche jetzo zu geneſen, „allein ich habe es nicht immer gewollt, und „dieſes iſt vielleicht ſo nachtheilig für mich ge- „weſen.‟ Jch befrug ſie über ihre Krankheit. „Jch fühle‟, ſagte ſie, „eine beſtändige Beklem- „mung, ich habe keinen Schlaf mehr, und das „Fieber verläßt mich nicht.‟ Jhr Anblick beſtätigte mir nur zu ſehr dieſe traurige Beſchreibung ihres Zuſtandes: ſie war außerordentlich abgemagert; ihre feurige, ſehr große Augen, ihre blendend weiße Zähne waren

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/duras_urika_1824
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/duras_urika_1824/10
Zitationshilfe: Duras, Claire de Durfort de: Urika, die Negerin. Übers. v. [Ehrenfried Stöber]. Frankfurt (Main), 1824, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/duras_urika_1824/10>, abgerufen am 19.04.2024.