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Duras, Claire de Durfort de: Urika, die Negerin. Übers. v. [Ehrenfried Stöber]. Frankfurt (Main), 1824.

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hierzu noch aufgelegter, denn die Bitterkeit, wo-
von sich die Seele nährt, macht die gewöhnliche
Nahrung dieses traurigen Vergnügens aus.

Die so bald zerstörte Hoffnung, welche mir
die Revolution eingeflößt hatte, hatte meine Ge-
müthsstimmung nicht verändert. Jmmer mißver-
gnügt mit meinem Schicksale, wurden meine Lei-
den mir durch das Zutrauen und die Güte der
Frau von B. versüßt. Mitten unter diesen poli-
tischen Unterhaltungen, deren Heftigkeit sie nicht
Einhalt zu thun vermochte, sah sie mich biswei-
len traurig an. Dieser Blick war ein Balsam
für mein Herz; er schien mir zu sagen: Urika,
du allein verstehst mich!

Man fing an von der Befreiung der Neger-
sclaven zu reden. Es war ohnmöglich, daß mich

hierzu noch aufgelegter, denn die Bitterkeit, wo-
von ſich die Seele nährt, macht die gewöhnliche
Nahrung dieſes traurigen Vergnügens aus.

Die ſo bald zerſtörte Hoffnung, welche mir
die Revolution eingeflößt hatte, hatte meine Ge-
müthsſtimmung nicht verändert. Jmmer mißver-
gnügt mit meinem Schickſale, wurden meine Lei-
den mir durch das Zutrauen und die Güte der
Frau von B. verſüßt. Mitten unter dieſen poli-
tiſchen Unterhaltungen, deren Heftigkeit ſie nicht
Einhalt zu thun vermochte, ſah ſie mich biswei-
len traurig an. Dieſer Blick war ein Balſam
für mein Herz; er ſchien mir zu ſagen: Urika,
du allein verſtehſt mich!

Man fing an von der Befreiung der Neger-
ſclaven zu reden. Es war ohnmöglich, daß mich

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[46/0052] hierzu noch aufgelegter, denn die Bitterkeit, wo- von ſich die Seele nährt, macht die gewöhnliche Nahrung dieſes traurigen Vergnügens aus. Die ſo bald zerſtörte Hoffnung, welche mir die Revolution eingeflößt hatte, hatte meine Ge- müthsſtimmung nicht verändert. Jmmer mißver- gnügt mit meinem Schickſale, wurden meine Lei- den mir durch das Zutrauen und die Güte der Frau von B. verſüßt. Mitten unter dieſen poli- tiſchen Unterhaltungen, deren Heftigkeit ſie nicht Einhalt zu thun vermochte, ſah ſie mich biswei- len traurig an. Dieſer Blick war ein Balſam für mein Herz; er ſchien mir zu ſagen: Urika, du allein verſtehſt mich! Man fing an von der Befreiung der Neger- ſclaven zu reden. Es war ohnmöglich, daß mich

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Zitationshilfe: Duras, Claire de Durfort de: Urika, die Negerin. Übers. v. [Ehrenfried Stöber]. Frankfurt (Main), 1824, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/duras_urika_1824/52>, abgerufen am 28.03.2024.