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Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747.

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Die Herrlichkeit und Vergänglichkeit der Blumen.
Und der Menschen wallend Leben,
Das im Blut und Hertzen stekt,
Jst doch stets mit Staub bedekt,
Mit der Sterblichkeit umgeben.

Alle sind zum Todt geboren,
Dennoch dencken diese Tohren,
Die da reich, hoch, schön aussehn:
Jhre Pracht kann nicht vergehn.
Menschen! seht auf eure Ahnen,
Sind sie noch von alter Zeit?
Nein! so lernt die Sterbligkeit,
An den eitlen Tulipanen.


Die
Herrlichkeit und Vergänglichkeit
der Blumen.
Matth. VI. 29. 30.
Jch sage euch, daß auch Salomo in aller
seiner Herrligkeit nicht bekleidet gewesen
ist, als derselben eins. So denn GOtt
das Gras auf den Felde also kleidet, das
doch heute stehet, und morgen in den
Ofen geworfen wird, solte er das nicht
vielmehr euch thun?

Theander ging einst hin zum Herrn
von Gartenlieb,
Traf ihn im Garten an, wo er auch
bey ihm blieb;
Wo sie mit gleicher Lust an Blumen
sich ergötzten,
B 4

Die Herrlichkeit und Vergaͤnglichkeit der Blumen.
Und der Menſchen wallend Leben,
Das im Blut und Hertzen ſtekt,
Jſt doch ſtets mit Staub bedekt,
Mit der Sterblichkeit umgeben.

Alle ſind zum Todt geboren,
Dennoch dencken dieſe Tohren,
Die da reich, hoch, ſchoͤn ausſehn:
Jhre Pracht kann nicht vergehn.
Menſchen! ſeht auf eure Ahnen,
Sind ſie noch von alter Zeit?
Nein! ſo lernt die Sterbligkeit,
An den eitlen Tulipanen.


Die
Herrlichkeit und Vergaͤnglichkeit
der Blumen.
Matth. VI. 29. 30.
Jch ſage euch, daß auch Salomo in aller
ſeiner Herrligkeit nicht bekleidet geweſen
iſt, als derſelben eins. So denn GOtt
das Gras auf den Felde alſo kleidet, das
doch heute ſtehet, und morgen in den
Ofen geworfen wird, ſolte er das nicht
vielmehr euch thun?

Theander ging einſt hin zum Herrn
von Gartenlieb,
Traf ihn im Garten an, wo er auch
bey ihm blieb;
Wo ſie mit gleicher Luſt an Blumen
ſich ergoͤtzten,
B 4
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[23/0039] Die Herrlichkeit und Vergaͤnglichkeit der Blumen. Und der Menſchen wallend Leben, Das im Blut und Hertzen ſtekt, Jſt doch ſtets mit Staub bedekt, Mit der Sterblichkeit umgeben. Alle ſind zum Todt geboren, Dennoch dencken dieſe Tohren, Die da reich, hoch, ſchoͤn ausſehn: Jhre Pracht kann nicht vergehn. Menſchen! ſeht auf eure Ahnen, Sind ſie noch von alter Zeit? Nein! ſo lernt die Sterbligkeit, An den eitlen Tulipanen. Die Herrlichkeit und Vergaͤnglichkeit der Blumen. Matth. VI. 29. 30. Jch ſage euch, daß auch Salomo in aller ſeiner Herrligkeit nicht bekleidet geweſen iſt, als derſelben eins. So denn GOtt das Gras auf den Felde alſo kleidet, das doch heute ſtehet, und morgen in den Ofen geworfen wird, ſolte er das nicht vielmehr euch thun? Theander ging einſt hin zum Herrn von Gartenlieb, Traf ihn im Garten an, wo er auch bey ihm blieb; Wo ſie mit gleicher Luſt an Blumen ſich ergoͤtzten, B 4

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Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen01_1747/39>, abgerufen am 19.03.2024.