Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Grösse GOttes im Kleinen.
Die Grösse GOttes
im Kleinen.
Die Unempfindlichkeit der menschlichen
Natur,
Sieht in dem Allmachtsreich des
Schöpfers keine Spur,
Von seiner hohen Größ, als nur
in grossen Dingen,
Die durch erhabnen Glantz, uns zur Verwundrung
zwingen.
Der Sonnen güldnes Rad, das an dem Firmament,
Bey stets geweltzten Lauf, durch seine Kreise rennt
Kan unser Hertz noch woll, durch Reitzungvolles
Blikken
Das in die Augen strahlt, auf kurtze Zeit entzükken.
Der Farben Mannigfalt, so jenen Lufftkreis mahlt,
Und durch den blauen Grund erhellter Wolken strahlt,
Reitzt noch woll das Gesicht, die bunten Himmels-
auen,
Beym frohen Morgenroth, vergnüget anzuschauen.
Was auf der Unterwelt, der Menschen Hertze rührt,
Muß durch das Aussenwerk und Grösse seyn geziert:
Jm weiten Pflantzenreich, wo Wald, Feld, Gär-
ten grünen
Pflegt was erhaben, schön, uns nur zur Lust zu
dienen.
Die Ceder Libanons, die mit der schlanken Pracht,
Bis in die Wolken steigt, wird noch woll hochgeacht;
Und
Die Groͤſſe GOttes im Kleinen.
Die Groͤſſe GOttes
im Kleinen.
Die Unempfindlichkeit der menſchlichen
Natur,
Sieht in dem Allmachtsreich des
Schoͤpfers keine Spur,
Von ſeiner hohen Groͤß, als nur
in groſſen Dingen,
Die durch erhabnen Glantz, uns zur Verwundrung
zwingen.
Der Sonnen guͤldnes Rad, das an dem Firmament,
Bey ſtets geweltzten Lauf, durch ſeine Kreiſe rennt
Kan unſer Hertz noch woll, durch Reitzungvolles
Blikken
Das in die Augen ſtrahlt, auf kurtze Zeit entzuͤkken.
Der Farben Mannigfalt, ſo jenen Lufftkreis mahlt,
Und durch den blauen Grund erhellter Wolken ſtrahlt,
Reitzt noch woll das Geſicht, die bunten Himmels-
auen,
Beym frohen Morgenroth, vergnuͤget anzuſchauen.
Was auf der Unterwelt, der Menſchen Hertze ruͤhrt,
Muß durch das Auſſenwerk und Groͤſſe ſeyn geziert:
Jm weiten Pflantzenreich, wo Wald, Feld, Gaͤr-
ten gruͤnen
Pflegt was erhaben, ſchoͤn, uns nur zur Luſt zu
dienen.
Die Ceder Libanons, die mit der ſchlanken Pracht,
Bis in die Wolken ſteigt, wird noch woll hochgeacht;
Und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0045" n="29"/>
      <fw place="top" type="header">Die Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e GOttes im Kleinen.</fw><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Die Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e GOttes</hi><lb/>
im Kleinen.</hi> </head><lb/>
        <lg type="poem">
          <l><hi rendition="#in">D</hi>ie Unempfindlichkeit der men&#x017F;chlichen</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">Natur,</hi> </l><lb/>
          <l>Sieht in dem Allmachtsreich des</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">Scho&#x0364;pfers keine Spur,</hi> </l><lb/>
          <l>Von &#x017F;einer hohen Gro&#x0364;ß, als nur</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">in gro&#x017F;&#x017F;en Dingen,</hi> </l><lb/>
          <l>Die durch erhabnen Glantz, uns zur Verwundrung</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">zwingen.</hi> </l><lb/>
          <l>Der Sonnen gu&#x0364;ldnes Rad, das an dem Firmament,</l><lb/>
          <l>Bey &#x017F;tets geweltzten Lauf, durch &#x017F;eine Krei&#x017F;e rennt</l><lb/>
          <l>Kan un&#x017F;er Hertz noch woll, durch Reitzungvolles</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">Blikken</hi> </l><lb/>
          <l>Das in die Augen &#x017F;trahlt, auf kurtze Zeit entzu&#x0364;kken.</l><lb/>
          <l>Der Farben Mannigfalt, &#x017F;o jenen Lufftkreis mahlt,</l><lb/>
          <l>Und durch den blauen Grund erhellter Wolken &#x017F;trahlt,</l><lb/>
          <l>Reitzt noch woll das Ge&#x017F;icht, die bunten Himmels-</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">auen,</hi> </l><lb/>
          <l>Beym frohen Morgenroth, vergnu&#x0364;get anzu&#x017F;chauen.</l><lb/>
          <l>Was auf der Unterwelt, der Men&#x017F;chen Hertze ru&#x0364;hrt,</l><lb/>
          <l>Muß durch das Au&#x017F;&#x017F;enwerk und Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e &#x017F;eyn geziert:</l><lb/>
          <l>Jm weiten Pflantzenreich, wo Wald, Feld, Ga&#x0364;r-</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">ten gru&#x0364;nen</hi> </l><lb/>
          <l>Pflegt was erhaben, &#x017F;cho&#x0364;n, uns nur zur Lu&#x017F;t zu</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">dienen.</hi> </l><lb/>
          <l>Die Ceder Libanons, die mit der &#x017F;chlanken Pracht,</l><lb/>
          <l>Bis in die Wolken &#x017F;teigt, wird noch woll hochgeacht;</l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Und</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[29/0045] Die Groͤſſe GOttes im Kleinen. Die Groͤſſe GOttes im Kleinen. Die Unempfindlichkeit der menſchlichen Natur, Sieht in dem Allmachtsreich des Schoͤpfers keine Spur, Von ſeiner hohen Groͤß, als nur in groſſen Dingen, Die durch erhabnen Glantz, uns zur Verwundrung zwingen. Der Sonnen guͤldnes Rad, das an dem Firmament, Bey ſtets geweltzten Lauf, durch ſeine Kreiſe rennt Kan unſer Hertz noch woll, durch Reitzungvolles Blikken Das in die Augen ſtrahlt, auf kurtze Zeit entzuͤkken. Der Farben Mannigfalt, ſo jenen Lufftkreis mahlt, Und durch den blauen Grund erhellter Wolken ſtrahlt, Reitzt noch woll das Geſicht, die bunten Himmels- auen, Beym frohen Morgenroth, vergnuͤget anzuſchauen. Was auf der Unterwelt, der Menſchen Hertze ruͤhrt, Muß durch das Auſſenwerk und Groͤſſe ſeyn geziert: Jm weiten Pflantzenreich, wo Wald, Feld, Gaͤr- ten gruͤnen Pflegt was erhaben, ſchoͤn, uns nur zur Luſt zu dienen. Die Ceder Libanons, die mit der ſchlanken Pracht, Bis in die Wolken ſteigt, wird noch woll hochgeacht; Und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen01_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen01_1747/45
Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen01_1747/45>, abgerufen am 19.03.2024.