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Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747.

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Die wollriechenden Nachtviolen.
Daß sie dir, bei stillen Nächten,
GOtt ein Andachtsopfer brächten.

O! du ewig gütigs Wesen!
Da du diese Blum erlesen
Woraus so viel süsses quilt,
Hast du nicht damit vereinet,
Was uns in die Augen scheinet:
Daran sehen wir ein Bild
Derer, die Verstandes Gaben,
Ohne Leibes Schönheit haben.
Dieses kann uns ferner lehren,
Dich als weisen GOtt zu ehren
Treibt uns jede Sache an,
Es sind keine Kreaturen,
Dran man nicht der Güte Spuren,
Jhres Schöpfers lesen kan:
Möchten nur der Menschen Augen,
Diese recht zu sehen taugen!
Jch will mich von euch entfernen,
Nachtviolen und noch lernen,
Was ihr mir so klärlich lehrt:
Kann ich nicht mit Schönheit prangen,
Noch zu Reichthums Gold gelangen,
Wornach man die Augen kehrt:
So soll doch mein ehrlich Leben,
Gut Gerüchte von sich geben.


Die

Die wollriechenden Nachtviolen.
Daß ſie dir, bei ſtillen Naͤchten,
GOtt ein Andachtsopfer braͤchten.

O! du ewig guͤtigs Weſen!
Da du dieſe Blum erleſen
Woraus ſo viel ſuͤſſes quilt,
Haſt du nicht damit vereinet,
Was uns in die Augen ſcheinet:
Daran ſehen wir ein Bild
Derer, die Verſtandes Gaben,
Ohne Leibes Schoͤnheit haben.
Dieſes kann uns ferner lehren,
Dich als weiſen GOtt zu ehren
Treibt uns jede Sache an,
Es ſind keine Kreaturen,
Dran man nicht der Guͤte Spuren,
Jhres Schoͤpfers leſen kan:
Moͤchten nur der Menſchen Augen,
Dieſe recht zu ſehen taugen!
Jch will mich von euch entfernen,
Nachtviolen und noch lernen,
Was ihr mir ſo klaͤrlich lehrt:
Kann ich nicht mit Schoͤnheit prangen,
Noch zu Reichthums Gold gelangen,
Wornach man die Augen kehrt:
So ſoll doch mein ehrlich Leben,
Gut Geruͤchte von ſich geben.


Die
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[92[91]/0107] Die wollriechenden Nachtviolen. Daß ſie dir, bei ſtillen Naͤchten, GOtt ein Andachtsopfer braͤchten. O! du ewig guͤtigs Weſen! Da du dieſe Blum erleſen Woraus ſo viel ſuͤſſes quilt, Haſt du nicht damit vereinet, Was uns in die Augen ſcheinet: Daran ſehen wir ein Bild Derer, die Verſtandes Gaben, Ohne Leibes Schoͤnheit haben. Dieſes kann uns ferner lehren, Dich als weiſen GOtt zu ehren Treibt uns jede Sache an, Es ſind keine Kreaturen, Dran man nicht der Guͤte Spuren, Jhres Schoͤpfers leſen kan: Moͤchten nur der Menſchen Augen, Dieſe recht zu ſehen taugen! Jch will mich von euch entfernen, Nachtviolen und noch lernen, Was ihr mir ſo klaͤrlich lehrt: Kann ich nicht mit Schoͤnheit prangen, Noch zu Reichthums Gold gelangen, Wornach man die Augen kehrt: So ſoll doch mein ehrlich Leben, Gut Geruͤchte von ſich geben. Die

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Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747, S. 92[91]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen01_1747/107>, abgerufen am 29.03.2024.