Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite

Ein fliessender Bach.
Um andern wieder Raum zu gönnen:
Wie würde keiner weiter gehn,
Was vor Verwirrung könt entstehn
Und alle Wollfahrts Riegel trennen!

So trägt euch durch die schnöde Welt,
Die Zeit auf ihren schnellen Flügeln,
Bis es der höchsten Macht gefällt,
Jns dunkle Grab euch zu verriegeln:
Dan folgt auf dieses eitle Heut,
Die grenzenlose Ewigkeit
Jhr seid dahin, und hie verschwunden
O! woll dem, den sein Paradies,
Daß ihn die Welt im Schatten wies,
Dort in den wahren Glanz gefunden.
Doch wer der Gottheit Ebenbild
Jm klaren Gegenschein beweiset,
Und von dem Gnadenblik erfült
Zu iener Ewigkeit hinreiset;
Der kommt in das gelobte Land,
Wo keines Wechsels Unbestand,
Des ewgen Frühlings Lust entziehet;
Der kommt dahin, wo sonder Streit
Ein Jmmergrün der Ewigkeit
Jn neu bestirnten Glanze blühet.


Fra-

Ein flieſſender Bach.
Um andern wieder Raum zu goͤnnen:
Wie wuͤrde keiner weiter gehn,
Was vor Verwirrung koͤnt entſtehn
Und alle Wollfahrts Riegel trennen!

So traͤgt euch durch die ſchnoͤde Welt,
Die Zeit auf ihren ſchnellen Fluͤgeln,
Bis es der hoͤchſten Macht gefaͤllt,
Jns dunkle Grab euch zu verriegeln:
Dan folgt auf dieſes eitle Heut,
Die grenzenloſe Ewigkeit
Jhr ſeid dahin, und hie verſchwunden
O! woll dem, den ſein Paradies,
Daß ihn die Welt im Schatten wies,
Dort in den wahren Glanz gefunden.
Doch wer der Gottheit Ebenbild
Jm klaren Gegenſchein beweiſet,
Und von dem Gnadenblik erfuͤlt
Zu iener Ewigkeit hinreiſet;
Der kommt in das gelobte Land,
Wo keines Wechſels Unbeſtand,
Des ewgen Fruͤhlings Luſt entziehet;
Der kommt dahin, wo ſonder Streit
Ein Jmmergruͤn der Ewigkeit
Jn neu beſtirnten Glanze bluͤhet.


Fra-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg n="23">
          <l><pb facs="#f0122" n="106"/><fw place="top" type="header">Ein flie&#x017F;&#x017F;ender Bach.</fw><lb/>
Um andern wieder Raum zu go&#x0364;nnen:<lb/>
Wie wu&#x0364;rde keiner weiter gehn,<lb/>
Was vor Verwirrung ko&#x0364;nt ent&#x017F;tehn<lb/>
Und alle Wollfahrts Riegel trennen!</l>
        </lg><lb/>
        <lg n="24">
          <l><hi rendition="#in">S</hi>o tra&#x0364;gt euch durch die &#x017F;chno&#x0364;de Welt,<lb/>
Die Zeit auf ihren &#x017F;chnellen Flu&#x0364;geln,<lb/>
Bis es der ho&#x0364;ch&#x017F;ten Macht gefa&#x0364;llt,<lb/>
Jns dunkle Grab euch zu verriegeln:<lb/>
Dan folgt auf die&#x017F;es eitle Heut,<lb/>
Die grenzenlo&#x017F;e Ewigkeit<lb/>
Jhr &#x017F;eid dahin, und hie ver&#x017F;chwunden<lb/>
O! woll dem, den &#x017F;ein Paradies,<lb/>
Daß ihn die Welt im Schatten wies,<lb/>
Dort in den wahren Glanz gefunden.</l>
        </lg><lb/>
        <lg n="25">
          <l><hi rendition="#in">D</hi>och wer der Gottheit Ebenbild<lb/>
Jm klaren Gegen&#x017F;chein bewei&#x017F;et,<lb/>
Und von dem Gnadenblik erfu&#x0364;lt<lb/>
Zu iener Ewigkeit hinrei&#x017F;et;<lb/>
Der kommt in das gelobte Land,<lb/>
Wo keines Wech&#x017F;els Unbe&#x017F;tand,<lb/>
Des ewgen Fru&#x0364;hlings Lu&#x017F;t entziehet;<lb/>
Der kommt dahin, wo &#x017F;onder Streit<lb/>
Ein Jmmergru&#x0364;n der Ewigkeit<lb/>
Jn neu be&#x017F;tirnten Glanze blu&#x0364;het.</l>
        </lg>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Fra-</hi> </fw><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[106/0122] Ein flieſſender Bach. Um andern wieder Raum zu goͤnnen: Wie wuͤrde keiner weiter gehn, Was vor Verwirrung koͤnt entſtehn Und alle Wollfahrts Riegel trennen! So traͤgt euch durch die ſchnoͤde Welt, Die Zeit auf ihren ſchnellen Fluͤgeln, Bis es der hoͤchſten Macht gefaͤllt, Jns dunkle Grab euch zu verriegeln: Dan folgt auf dieſes eitle Heut, Die grenzenloſe Ewigkeit Jhr ſeid dahin, und hie verſchwunden O! woll dem, den ſein Paradies, Daß ihn die Welt im Schatten wies, Dort in den wahren Glanz gefunden. Doch wer der Gottheit Ebenbild Jm klaren Gegenſchein beweiſet, Und von dem Gnadenblik erfuͤlt Zu iener Ewigkeit hinreiſet; Der kommt in das gelobte Land, Wo keines Wechſels Unbeſtand, Des ewgen Fruͤhlings Luſt entziehet; Der kommt dahin, wo ſonder Streit Ein Jmmergruͤn der Ewigkeit Jn neu beſtirnten Glanze bluͤhet. Fra-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen01_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen01_1747/122
Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen01_1747/122>, abgerufen am 29.03.2024.