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Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747.

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Morgen-Gedanken.
Jhr werdet nun zu sehen taugen
Was GOtt vor Wunder hat gemacht,
Die an dem Himmel, auf der Erden,
Ja! allenthalben sichtbar werden.

Sieh an die holde Lieblichkeit,
Des regen Luftkreis schön Gewimmel,
Sieh an den bunt gefärbten Himmel
Bei dieser frohen Morgenszeit.
Wie strahlt dir nicht des Höchsten Güte
Die deine Lebens Kraft erhält
Recht herrlich ins erwekt Gemüthe
Da Licht und Glanz ins Auge fält?
Bedenke dies und laß vor allen,
Dafür zum HErrn ein Danklied schallen.
Schau an die warm und feuchte Luft,
Wie dadurch, Berge, Thäler, Auen
Den Bäum und Früchten Balsam thauen;
Schau an, wie dieser nasse Duft
Ein lechzend Feld zum Wachsthum tränket,
Wie diese klare Silberflut
Sich rollend zu dem Keimen lenket,
Wie Perlen auf den Blättern ruht.
Must du nicht selbst, hie sei, gestehen
Jn Spiegeln GOttes Güt zu sehen?
Sieh wie sich alles freudig regt,
Bei diesen frischen Heiterkeiten
Der lieblich warmen Frühlings Zeiten:
Und wie die Erde Früchte trägt.
Empfindest du in deiner Seele
Die Strahlen von dem Morgenlicht;
Geneußt die Brust des Lebens Oele
Wenns Sonnenfeur die Luft durchbricht:
So

Morgen-Gedanken.
Jhr werdet nun zu ſehen taugen
Was GOtt vor Wunder hat gemacht,
Die an dem Himmel, auf der Erden,
Ja! allenthalben ſichtbar werden.

Sieh an die holde Lieblichkeit,
Des regen Luftkreis ſchoͤn Gewimmel,
Sieh an den bunt gefaͤrbten Himmel
Bei dieſer frohen Morgenszeit.
Wie ſtrahlt dir nicht des Hoͤchſten Guͤte
Die deine Lebens Kraft erhaͤlt
Recht herrlich ins erwekt Gemuͤthe
Da Licht und Glanz ins Auge faͤlt?
Bedenke dies und laß vor allen,
Dafuͤr zum HErrn ein Danklied ſchallen.
Schau an die warm und feuchte Luft,
Wie dadurch, Berge, Thaͤler, Auen
Den Baͤum und Fruͤchten Balſam thauen;
Schau an, wie dieſer naſſe Duft
Ein lechzend Feld zum Wachsthum traͤnket,
Wie dieſe klare Silberflut
Sich rollend zu dem Keimen lenket,
Wie Perlen auf den Blaͤttern ruht.
Muſt du nicht ſelbſt, hie ſei, geſtehen
Jn Spiegeln GOttes Guͤt zu ſehen?
Sieh wie ſich alles freudig regt,
Bei dieſen friſchen Heiterkeiten
Der lieblich warmen Fruͤhlings Zeiten:
Und wie die Erde Fruͤchte traͤgt.
Empfindeſt du in deiner Seele
Die Strahlen von dem Morgenlicht;
Geneußt die Bruſt des Lebens Oele
Wenns Sonnenfeur die Luft durchbricht:
So
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[155/0171] Morgen-Gedanken. Jhr werdet nun zu ſehen taugen Was GOtt vor Wunder hat gemacht, Die an dem Himmel, auf der Erden, Ja! allenthalben ſichtbar werden. Sieh an die holde Lieblichkeit, Des regen Luftkreis ſchoͤn Gewimmel, Sieh an den bunt gefaͤrbten Himmel Bei dieſer frohen Morgenszeit. Wie ſtrahlt dir nicht des Hoͤchſten Guͤte Die deine Lebens Kraft erhaͤlt Recht herrlich ins erwekt Gemuͤthe Da Licht und Glanz ins Auge faͤlt? Bedenke dies und laß vor allen, Dafuͤr zum HErrn ein Danklied ſchallen. Schau an die warm und feuchte Luft, Wie dadurch, Berge, Thaͤler, Auen Den Baͤum und Fruͤchten Balſam thauen; Schau an, wie dieſer naſſe Duft Ein lechzend Feld zum Wachsthum traͤnket, Wie dieſe klare Silberflut Sich rollend zu dem Keimen lenket, Wie Perlen auf den Blaͤttern ruht. Muſt du nicht ſelbſt, hie ſei, geſtehen Jn Spiegeln GOttes Guͤt zu ſehen? Sieh wie ſich alles freudig regt, Bei dieſen friſchen Heiterkeiten Der lieblich warmen Fruͤhlings Zeiten: Und wie die Erde Fruͤchte traͤgt. Empfindeſt du in deiner Seele Die Strahlen von dem Morgenlicht; Geneußt die Bruſt des Lebens Oele Wenns Sonnenfeur die Luft durchbricht: So

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Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen01_1747/171>, abgerufen am 25.04.2024.