Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite

Das Paradies.
Vom Finger der Natur gedreht,
Die schlingend durch einander sizzen,
Und wie ein Teppich ausgenäht:
Dis künstliche Natur Gewirke,
Das überdekte sein Bezirke.

Hier konnte sich das Augenlicht
An Blumen mancher Art ergözzen,
Die ein bewunderndes Gesicht,
Jn fröliges Erstaunen sezzen.
Hier gab bei sanfter Lüffte Säuseln,
Der Blüthen ausgedampfter Dunst
Von sich, durch ein unsichtbar Kräuseln
Die unaufhörlich süsse Gunst:
Dadurch zu dem vergnügten Leben,
Stets frischen Einflus herzugeben.
Man sah die aufgegrünte Zier,
Die Weide der zufriednen Sinnen,
An wohlgewachsnen Bäumen hier,
Die Knospen, Blüthen, Frucht gewinnen.
Man sah zu allen Jahres Zeiten
Ein unaufhörlich lustig Blühn;
Man sah, wie Ast und Zweig bereiten,
Ein schön belaubtes Jmmergrün,
Durch ihre schattenreiche Dekken,
Den Menschen Kühlung zu erwekken.
O! welch ein süsser Auffenthalt
Jn wollgeflanzten Lust Alleen,
Ein stets verändert Mannigfalt
Von Blumen, Bäumen, Früchten sehen!
O! ein dreimahl beglüktes Leben,
Wenn uns kein äusrer Kummer plagt:
Und

Das Paradies.
Vom Finger der Natur gedreht,
Die ſchlingend durch einander ſizzen,
Und wie ein Teppich ausgenaͤht:
Dis kuͤnſtliche Natur Gewirke,
Das uͤberdekte ſein Bezirke.

Hier konnte ſich das Augenlicht
An Blumen mancher Art ergoͤzzen,
Die ein bewunderndes Geſicht,
Jn froͤliges Erſtaunen ſezzen.
Hier gab bei ſanfter Luͤffte Saͤuſeln,
Der Bluͤthen ausgedampfter Dunſt
Von ſich, durch ein unſichtbar Kraͤuſeln
Die unaufhoͤrlich ſuͤſſe Gunſt:
Dadurch zu dem vergnuͤgten Leben,
Stets friſchen Einflus herzugeben.
Man ſah die aufgegruͤnte Zier,
Die Weide der zufriednen Sinnen,
An wohlgewachsnen Baͤumen hier,
Die Knospen, Bluͤthen, Frucht gewinnen.
Man ſah zu allen Jahres Zeiten
Ein unaufhoͤrlich luſtig Bluͤhn;
Man ſah, wie Aſt und Zweig bereiten,
Ein ſchoͤn belaubtes Jmmergruͤn,
Durch ihre ſchattenreiche Dekken,
Den Menſchen Kuͤhlung zu erwekken.
O! welch ein ſuͤſſer Auffenthalt
Jn wollgeflanzten Luſt Alleen,
Ein ſtets veraͤndert Mannigfalt
Von Blumen, Baͤumen, Fruͤchten ſehen!
O! ein dreimahl begluͤktes Leben,
Wenn uns kein aͤuſrer Kummer plagt:
Und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg n="3">
          <l><pb facs="#f0203" n="187"/><fw place="top" type="header">Das Paradies.</fw><lb/>
Vom Finger der Natur gedreht,<lb/>
Die &#x017F;chlingend durch einander &#x017F;izzen,<lb/>
Und wie ein Teppich ausgena&#x0364;ht:<lb/>
Dis ku&#x0364;n&#x017F;tliche Natur Gewirke,<lb/>
Das u&#x0364;berdekte &#x017F;ein Bezirke.</l>
        </lg><lb/>
        <lg n="4">
          <l><hi rendition="#in">H</hi>ier konnte &#x017F;ich das Augenlicht<lb/>
An Blumen mancher Art ergo&#x0364;zzen,<lb/>
Die ein bewunderndes Ge&#x017F;icht,<lb/>
Jn fro&#x0364;liges Er&#x017F;taunen &#x017F;ezzen.<lb/>
Hier gab bei &#x017F;anfter Lu&#x0364;ffte Sa&#x0364;u&#x017F;eln,<lb/>
Der Blu&#x0364;then ausgedampfter Dun&#x017F;t<lb/>
Von &#x017F;ich, durch ein un&#x017F;ichtbar Kra&#x0364;u&#x017F;eln<lb/>
Die unaufho&#x0364;rlich &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;e Gun&#x017F;t:<lb/>
Dadurch zu dem vergnu&#x0364;gten Leben,<lb/>
Stets fri&#x017F;chen Einflus herzugeben.</l>
        </lg><lb/>
        <lg n="5">
          <l><hi rendition="#in">M</hi>an &#x017F;ah die aufgegru&#x0364;nte Zier,<lb/>
Die Weide der zufriednen Sinnen,<lb/>
An wohlgewachsnen Ba&#x0364;umen hier,<lb/>
Die Knospen, Blu&#x0364;then, Frucht gewinnen.<lb/>
Man &#x017F;ah zu allen Jahres Zeiten<lb/>
Ein unaufho&#x0364;rlich lu&#x017F;tig Blu&#x0364;hn;<lb/>
Man &#x017F;ah, wie A&#x017F;t und Zweig bereiten,<lb/>
Ein &#x017F;cho&#x0364;n belaubtes Jmmergru&#x0364;n,<lb/>
Durch ihre &#x017F;chattenreiche Dekken,<lb/>
Den Men&#x017F;chen Ku&#x0364;hlung zu erwekken.</l>
        </lg><lb/>
        <lg n="6">
          <l><hi rendition="#in">O</hi>! welch ein &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;er Auffenthalt<lb/>
Jn wollgeflanzten Lu&#x017F;t Alleen,<lb/>
Ein &#x017F;tets vera&#x0364;ndert Mannigfalt<lb/>
Von Blumen, Ba&#x0364;umen, Fru&#x0364;chten &#x017F;ehen!<lb/>
O! ein dreimahl beglu&#x0364;ktes Leben,<lb/>
Wenn uns kein a&#x0364;u&#x017F;rer Kummer plagt:<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Und</fw><lb/></l>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[187/0203] Das Paradies. Vom Finger der Natur gedreht, Die ſchlingend durch einander ſizzen, Und wie ein Teppich ausgenaͤht: Dis kuͤnſtliche Natur Gewirke, Das uͤberdekte ſein Bezirke. Hier konnte ſich das Augenlicht An Blumen mancher Art ergoͤzzen, Die ein bewunderndes Geſicht, Jn froͤliges Erſtaunen ſezzen. Hier gab bei ſanfter Luͤffte Saͤuſeln, Der Bluͤthen ausgedampfter Dunſt Von ſich, durch ein unſichtbar Kraͤuſeln Die unaufhoͤrlich ſuͤſſe Gunſt: Dadurch zu dem vergnuͤgten Leben, Stets friſchen Einflus herzugeben. Man ſah die aufgegruͤnte Zier, Die Weide der zufriednen Sinnen, An wohlgewachsnen Baͤumen hier, Die Knospen, Bluͤthen, Frucht gewinnen. Man ſah zu allen Jahres Zeiten Ein unaufhoͤrlich luſtig Bluͤhn; Man ſah, wie Aſt und Zweig bereiten, Ein ſchoͤn belaubtes Jmmergruͤn, Durch ihre ſchattenreiche Dekken, Den Menſchen Kuͤhlung zu erwekken. O! welch ein ſuͤſſer Auffenthalt Jn wollgeflanzten Luſt Alleen, Ein ſtets veraͤndert Mannigfalt Von Blumen, Baͤumen, Fruͤchten ſehen! O! ein dreimahl begluͤktes Leben, Wenn uns kein aͤuſrer Kummer plagt: Und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen01_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen01_1747/203
Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen01_1747/203>, abgerufen am 25.04.2024.