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Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747.

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Beantwortete Frage: Wo gut zu wohnen sei.
Wenn er Arabiens entflammten Sand durch-
rennte.
Der Ort, wo man erzeugt, die erste Lufft genießt,
Jst sonder Zweiffel gut, wenn da das Glükke
sprießt
Das unser Sin verlangt. Die Erde ist des HErren:
Wenn wir nach GOttes Schlus in Nova Zembla
wären;
So müst es uns auch gut, bei seinen Gnaden-
schein,
Am kalten Norderpol, als wie in Süden sein.
Die Welt ist nur ein Haus, darin die Länder,
Zimmer
Dem einen scheint dies gut, dem andern ienes',
schlimmer,
Nachdem die Neigung fällt; nachdem die Lebens-
Art,
Sich mit den Gegenden, allwo man wohnt, ver-
paart,
Darauf kommt alles an: Und will man dies ge-
stehen
So kann man auch hiebei des Höchsten Weisheit
sehen.
Die Welt ist abgetheilt, in manches Reich und
Land,
Das menschliche Geschlecht hat durchs Gesellschaffts
Band
Sie wiederum verknüpft, indem sie allzusammen,
Doch all aus einem Blut, von einem Ort her-
stammen.
Ein ieder der vergnügt, lebt allemahl beglükt,
Wo ihn die Vorsehung hat weislich hingerükt.
Dient er nur seinem GOtt, in angewiesnen Stande,
So mag es in der Stadt; so mag es auf dem Lande
Auf
N 4
Beantwortete Frage: Wo gut zu wohnen ſei.
Wenn er Arabiens entflammten Sand durch-
rennte.
Der Ort, wo man erzeugt, die erſte Lufft genießt,
Jſt ſonder Zweiffel gut, wenn da das Gluͤkke
ſprießt
Das unſer Sin verlangt. Die Erde iſt des HErren:
Wenn wir nach GOttes Schlus in Nova Zembla
waͤren;
So muͤſt es uns auch gut, bei ſeinen Gnaden-
ſchein,
Am kalten Norderpol, als wie in Suͤden ſein.
Die Welt iſt nur ein Haus, darin die Laͤnder,
Zimmer
Dem einen ſcheint dies gut, dem andern ienes’,
ſchlimmer,
Nachdem die Neigung faͤllt; nachdem die Lebens-
Art,
Sich mit den Gegenden, allwo man wohnt, ver-
paart,
Darauf kommt alles an: Und will man dies ge-
ſtehen
So kann man auch hiebei des Hoͤchſten Weisheit
ſehen.
Die Welt iſt abgetheilt, in manches Reich und
Land,
Das menſchliche Geſchlecht hat durchs Geſellſchaffts
Band
Sie wiederum verknuͤpft, indem ſie allzuſammen,
Doch all aus einem Blut, von einem Ort her-
ſtammen.
Ein ieder der vergnuͤgt, lebt allemahl begluͤkt,
Wo ihn die Vorſehung hat weislich hingeruͤkt.
Dient er nur ſeinem GOtt, in angewieſnen Stande,
So mag es in der Stadt; ſo mag es auf dem Lande
Auf
N 4
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[199/0215] Beantwortete Frage: Wo gut zu wohnen ſei. Wenn er Arabiens entflammten Sand durch- rennte. Der Ort, wo man erzeugt, die erſte Lufft genießt, Jſt ſonder Zweiffel gut, wenn da das Gluͤkke ſprießt Das unſer Sin verlangt. Die Erde iſt des HErren: Wenn wir nach GOttes Schlus in Nova Zembla waͤren; So muͤſt es uns auch gut, bei ſeinen Gnaden- ſchein, Am kalten Norderpol, als wie in Suͤden ſein. Die Welt iſt nur ein Haus, darin die Laͤnder, Zimmer Dem einen ſcheint dies gut, dem andern ienes’, ſchlimmer, Nachdem die Neigung faͤllt; nachdem die Lebens- Art, Sich mit den Gegenden, allwo man wohnt, ver- paart, Darauf kommt alles an: Und will man dies ge- ſtehen So kann man auch hiebei des Hoͤchſten Weisheit ſehen. Die Welt iſt abgetheilt, in manches Reich und Land, Das menſchliche Geſchlecht hat durchs Geſellſchaffts Band Sie wiederum verknuͤpft, indem ſie allzuſammen, Doch all aus einem Blut, von einem Ort her- ſtammen. Ein ieder der vergnuͤgt, lebt allemahl begluͤkt, Wo ihn die Vorſehung hat weislich hingeruͤkt. Dient er nur ſeinem GOtt, in angewieſnen Stande, So mag es in der Stadt; ſo mag es auf dem Lande Auf N 4

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Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen01_1747/215>, abgerufen am 24.04.2024.