Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Weisheit GOttes
Gefällt der Thon, der unterschiedlich hallt;
Weil das Gebet der Zungen ihn vergnüget,
Das aus den Hertz, das ihn erkennet, schallt.
Der Höchste will, der gütig, heilig, weise,
Daß er als HErr sei allem Volk bekant:
Drum hat er auch in alle Erden Kreise
Sein Evangelium herumgesand.
Die Boten hatten auch der Zungen Gaben,
Recht wundernsvoll, daß man darob erstaunt;
Und was wir nur vor eine Sprache haben,
Darinnen ward der Heiland ausposaunt.
Nicht minder ists ein Werk von GOtt gewesen,
Daß dieses Buch, darin sein Wort uns lehrt,
Jn so viel Sprachen überall zu lesen
Als Völker sind, die sich zu ihm bekehrt.
Gleich anfangs war des Hebers Zung erkohren
Die GOtt zur Schrift vor andern werth geschäzt,
Als diese Sprach in Babel meist verlohren,
Da ward sie auch Chaldeisch übersetzt.
Und da das Judenthum herum zertheilet
Und in Egypten Land so gar zerstreut,
So ward da Josephs Schade auch geheilet
Und GOttes Wort in Griechischen verneut.
Des Neuen Testaments gegebne Schriften,
Die von des Heilands Lehr und seinen Mund,
Und der Apostel Geist, ein Denkmahl stiften,
Die wurden Griegsch am allerersten kund:
Die Mundart war vor andern angenommen,
Weil damahls dies die beste Sprache war,
Die überall in Flor und Ansehn kommen,
Wird dadurch nicht die Weisheit offenbähr,
Die bei der Ausbreitung des Heils regieret,
Daß sie die Sprach zum Mittel auserwählt,
Die
Die Weisheit GOttes
Gefaͤllt der Thon, der unterſchiedlich hallt;
Weil das Gebet der Zungen ihn vergnuͤget,
Das aus den Hertz, das ihn erkennet, ſchallt.
Der Hoͤchſte will, der guͤtig, heilig, weiſe,
Daß er als HErr ſei allem Volk bekant:
Drum hat er auch in alle Erden Kreiſe
Sein Evangelium herumgeſand.
Die Boten hatten auch der Zungen Gaben,
Recht wundernsvoll, daß man darob erſtaunt;
Und was wir nur vor eine Sprache haben,
Darinnen ward der Heiland auspoſaunt.
Nicht minder iſts ein Werk von GOtt geweſen,
Daß dieſes Buch, darin ſein Wort uns lehrt,
Jn ſo viel Sprachen uͤberall zu leſen
Als Voͤlker ſind, die ſich zu ihm bekehrt.
Gleich anfangs war des Hebers Zung erkohren
Die GOtt zur Schrift vor andern werth geſchaͤzt,
Als dieſe Sprach in Babel meiſt verlohren,
Da ward ſie auch Chaldeiſch uͤberſetzt.
Und da das Judenthum herum zertheilet
Und in Egypten Land ſo gar zerſtreut,
So ward da Joſephs Schade auch geheilet
Und GOttes Wort in Griechiſchen verneut.
Des Neuen Teſtaments gegebne Schriften,
Die von des Heilands Lehr und ſeinen Mund,
Und der Apoſtel Geiſt, ein Denkmahl ſtiften,
Die wurden Griegſch am allererſten kund:
Die Mundart war vor andern angenommen,
Weil damahls dies die beſte Sprache war,
Die uͤberall in Flor und Anſehn kommen,
Wird dadurch nicht die Weisheit offenbaͤhr,
Die bei der Ausbreitung des Heils regieret,
Daß ſie die Sprach zum Mittel auserwaͤhlt,
Die
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0072" n="56"/>
          <fw place="top" type="header">Die Weisheit GOttes</fw><lb/>
          <l>Gefa&#x0364;llt der Thon, der unter&#x017F;chiedlich hallt;</l><lb/>
          <l>Weil das Gebet der Zungen ihn vergnu&#x0364;get,</l><lb/>
          <l>Das aus den Hertz, das ihn erkennet, &#x017F;challt.</l><lb/>
          <l>Der Ho&#x0364;ch&#x017F;te will, der gu&#x0364;tig, heilig, wei&#x017F;e,</l><lb/>
          <l>Daß er als HErr &#x017F;ei allem Volk bekant:</l><lb/>
          <l>Drum hat er auch in alle Erden Krei&#x017F;e</l><lb/>
          <l>Sein Evangelium herumge&#x017F;and.</l><lb/>
          <l>Die Boten hatten auch der Zungen Gaben,</l><lb/>
          <l>Recht wundernsvoll, daß man darob er&#x017F;taunt;</l><lb/>
          <l>Und was wir nur vor eine Sprache haben,</l><lb/>
          <l>Darinnen ward der Heiland auspo&#x017F;aunt.</l><lb/>
          <l>Nicht minder i&#x017F;ts ein Werk von <hi rendition="#fr">GOtt</hi> gewe&#x017F;en,</l><lb/>
          <l>Daß die&#x017F;es Buch, darin &#x017F;ein Wort uns lehrt,</l><lb/>
          <l>Jn &#x017F;o viel Sprachen u&#x0364;berall zu le&#x017F;en</l><lb/>
          <l>Als Vo&#x0364;lker &#x017F;ind, die &#x017F;ich zu ihm bekehrt.</l><lb/>
          <l>Gleich anfangs war des Hebers Zung erkohren</l><lb/>
          <l>Die <hi rendition="#fr">GOtt</hi> zur Schrift vor andern werth ge&#x017F;cha&#x0364;zt,</l><lb/>
          <l>Als die&#x017F;e Sprach in Babel mei&#x017F;t verlohren,</l><lb/>
          <l>Da ward &#x017F;ie auch Chaldei&#x017F;ch u&#x0364;ber&#x017F;etzt.</l><lb/>
          <l>Und da das Judenthum herum zertheilet</l><lb/>
          <l>Und in Egypten Land &#x017F;o gar zer&#x017F;treut,</l><lb/>
          <l>So ward da Jo&#x017F;ephs Schade auch geheilet</l><lb/>
          <l>Und <hi rendition="#fr">GOttes</hi> Wort in Griechi&#x017F;chen verneut.</l><lb/>
          <l>Des Neuen Te&#x017F;taments gegebne Schriften,</l><lb/>
          <l>Die von des Heilands Lehr und &#x017F;einen Mund,</l><lb/>
          <l>Und der Apo&#x017F;tel Gei&#x017F;t, ein Denkmahl &#x017F;tiften,</l><lb/>
          <l>Die wurden Grieg&#x017F;ch am allerer&#x017F;ten kund:</l><lb/>
          <l>Die Mundart war vor andern angenommen,</l><lb/>
          <l>Weil damahls dies die be&#x017F;te Sprache war,</l><lb/>
          <l>Die u&#x0364;berall in Flor und An&#x017F;ehn kommen,</l><lb/>
          <l>Wird dadurch nicht die Weisheit offenba&#x0364;hr,</l><lb/>
          <l>Die bei der Ausbreitung des Heils regieret,</l><lb/>
          <l>Daß &#x017F;ie die Sprach zum Mittel auserwa&#x0364;hlt,</l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Die</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[56/0072] Die Weisheit GOttes Gefaͤllt der Thon, der unterſchiedlich hallt; Weil das Gebet der Zungen ihn vergnuͤget, Das aus den Hertz, das ihn erkennet, ſchallt. Der Hoͤchſte will, der guͤtig, heilig, weiſe, Daß er als HErr ſei allem Volk bekant: Drum hat er auch in alle Erden Kreiſe Sein Evangelium herumgeſand. Die Boten hatten auch der Zungen Gaben, Recht wundernsvoll, daß man darob erſtaunt; Und was wir nur vor eine Sprache haben, Darinnen ward der Heiland auspoſaunt. Nicht minder iſts ein Werk von GOtt geweſen, Daß dieſes Buch, darin ſein Wort uns lehrt, Jn ſo viel Sprachen uͤberall zu leſen Als Voͤlker ſind, die ſich zu ihm bekehrt. Gleich anfangs war des Hebers Zung erkohren Die GOtt zur Schrift vor andern werth geſchaͤzt, Als dieſe Sprach in Babel meiſt verlohren, Da ward ſie auch Chaldeiſch uͤberſetzt. Und da das Judenthum herum zertheilet Und in Egypten Land ſo gar zerſtreut, So ward da Joſephs Schade auch geheilet Und GOttes Wort in Griechiſchen verneut. Des Neuen Teſtaments gegebne Schriften, Die von des Heilands Lehr und ſeinen Mund, Und der Apoſtel Geiſt, ein Denkmahl ſtiften, Die wurden Griegſch am allererſten kund: Die Mundart war vor andern angenommen, Weil damahls dies die beſte Sprache war, Die uͤberall in Flor und Anſehn kommen, Wird dadurch nicht die Weisheit offenbaͤhr, Die bei der Ausbreitung des Heils regieret, Daß ſie die Sprach zum Mittel auserwaͤhlt, Die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen01_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen01_1747/72
Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen01_1747/72>, abgerufen am 29.03.2024.