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Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 1. Stuttgart, 1864.

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kehrt. Herodot lebte viel zu kurze Zeit nach ihr und
erzählt viel zu genaue und realistische Dinge aus
ihrem Privatleben, als daß sie eine bloße Sagenge-
stalt gewesen sein könnte. Das Schreiben des Da-
rius am Ende des dritten Bandes soll die hellenische
Rhodopis mit der Pyramidenerbauerin der Sage ver-
mitteln. Wir wollen hier noch erwähnen, daß sie
von Sappho "Doricha" genannt wurde. So
mag man sie gerufen haben, ehe sie den Beinamen
der "Rosenwangigen" erhielt.

Zum Schlusse müssen wir des Jambenflusses,
der sich in den Liebesscenen zwischen Sappho und
Bartja im ersten und dritten Bande geltend macht,
entschuldigend gedenken. Diese Gespräche sind gleich-
sam Koncessionen des Historikers an den Dichter, die,
mit Liebe geschrieben, mit Liebe und mehr noch mit
Nachsicht gelesen werden mögen!

Die zahlreichen Anmerkungen am Ende jeden
Bandes waren nöthig, theils, um dem Leser weni-
ger bekannte Namen und Zustande zu erläutern,
theils um demselben zu zeigen, daß er vor keinen
leeren Fictionen stehe; von der anderen Seite aber,
um den Verfasser, den Gelehrten gegenüber, zu recht-
fertigen.


Dr. Georg Ebers.

kehrt. Herodot lebte viel zu kurze Zeit nach ihr und
erzählt viel zu genaue und realiſtiſche Dinge aus
ihrem Privatleben, als daß ſie eine bloße Sagenge-
ſtalt geweſen ſein könnte. Das Schreiben des Da-
rius am Ende des dritten Bandes ſoll die helleniſche
Rhodopis mit der Pyramidenerbauerin der Sage ver-
mitteln. Wir wollen hier noch erwähnen, daß ſie
von Sappho „Doricha“ genannt wurde. So
mag man ſie gerufen haben, ehe ſie den Beinamen
der „Roſenwangigen“ erhielt.

Zum Schluſſe müſſen wir des Jambenfluſſes,
der ſich in den Liebesſcenen zwiſchen Sappho und
Bartja im erſten und dritten Bande geltend macht,
entſchuldigend gedenken. Dieſe Geſpräche ſind gleich-
ſam Konceſſionen des Hiſtorikers an den Dichter, die,
mit Liebe geſchrieben, mit Liebe und mehr noch mit
Nachſicht geleſen werden mögen!

Die zahlreichen Anmerkungen am Ende jeden
Bandes waren nöthig, theils, um dem Leſer weni-
ger bekannte Namen und Zuſtande zu erläutern,
theils um demſelben zu zeigen, daß er vor keinen
leeren Fictionen ſtehe; von der anderen Seite aber,
um den Verfaſſer, den Gelehrten gegenüber, zu recht-
fertigen.


Dr. Georg Ebers.
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[XVI/0018] kehrt. Herodot lebte viel zu kurze Zeit nach ihr und erzählt viel zu genaue und realiſtiſche Dinge aus ihrem Privatleben, als daß ſie eine bloße Sagenge- ſtalt geweſen ſein könnte. Das Schreiben des Da- rius am Ende des dritten Bandes ſoll die helleniſche Rhodopis mit der Pyramidenerbauerin der Sage ver- mitteln. Wir wollen hier noch erwähnen, daß ſie von Sappho „Doricha“ genannt wurde. So mag man ſie gerufen haben, ehe ſie den Beinamen der „Roſenwangigen“ erhielt. Zum Schluſſe müſſen wir des Jambenfluſſes, der ſich in den Liebesſcenen zwiſchen Sappho und Bartja im erſten und dritten Bande geltend macht, entſchuldigend gedenken. Dieſe Geſpräche ſind gleich- ſam Konceſſionen des Hiſtorikers an den Dichter, die, mit Liebe geſchrieben, mit Liebe und mehr noch mit Nachſicht geleſen werden mögen! Die zahlreichen Anmerkungen am Ende jeden Bandes waren nöthig, theils, um dem Leſer weni- ger bekannte Namen und Zuſtande zu erläutern, theils um demſelben zu zeigen, daß er vor keinen leeren Fictionen ſtehe; von der anderen Seite aber, um den Verfaſſer, den Gelehrten gegenüber, zu recht- fertigen. Hoſterwitz, im Oktober 1863. Dr. Georg Ebers.

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Zitationshilfe: Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 1. Stuttgart, 1864, S. XVI. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter01_1864/18>, abgerufen am 19.04.2024.